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Ende umgeschriebenNümbrechterin war mit Lieblingsbuch nicht so ganz einverstanden

Lesezeit 3 Minuten

Zum „Delphinensommer“ malte Andrea Hebold auch ein Bild, fast ebenso gelungen wie die Illustrationen im Buch.

Nümbrecht – Ihre Kommunion ist schon 50 Jahre her, doch die Handlung des Buchs, das sie damals von ihrer Nachbarin geschenkt bekam, schildert Andrea Hebold so präzise, als habe sie erst gestern den blauen Buchdeckel zugeklappt. „Die Geschichte von dem Mädchen Andrula und ihrem Freund, dem Delfin, habe ich geliebt und später natürlich auch meinen Kindern vorgelesen“, erklärt die vierfache Mutter.

Der Nachwuchs ist längst aus dem Haus, aber Andrea Hebold liest noch immer gerne und viel vor. „In den ersten Jahren unserer Ehe hatten wir keinen Fernseher, und da haben wir uns unsere Lieblingsbücher gegenseitig vorgelesen“, erinnert sie sich. Jahre später hat sie dann vor den Schulkindern der Offenen Ganztagsschule in Nümbrecht gelesen. Heute lässt Andrea Hebold Geschriebenes für die Bewohner des CBT-Hauses in Waldbröl lebendig werden. „Vorlesen macht mir einfach riesigen Spaß“, gesteht die gelernte Hotelfachfrau.

Nochmal neu durchgestartet

Als solche hat Hebold viele Jahre im Waldbröler Café und Restaurant Ludwig gearbeitet. Als die Kinder dann jedoch nach und nach auf eigenen Füßen stehen lernten, startete sie noch mal neu durch und absolvierte den Ausbildungskurs zur Betreuungsassistentin. Seither kümmert sich die Nümbrechterin halbtags um Senioren und hat viel Freude daran, „weil man so viel zurückbekommt“.

Andrea Hebold liest aber nicht nur anderen gerne vor, sondern sie liest auch ganz für sich alleine – am liebsten Bücher, die ihr fremde Länder und Kulturen näher bringen, etwa „Die Detektive vom Bhoot-Basar“ von Deepa Anappara, ein Roman, der sie derzeit fasziniert – wenn auch nicht ganz so doll, wie damals das Buch „Delphinensommer“. „Mit Andrula, der Protagonistin der Geschichte, konnte ich mich rundum identifizieren, auch weil unsere Namen ähnlich klangen“, sagt sie. Und als ihre Mutter ihr dann einen aufblasbaren Delfin schenkte, auf dem sie im Schwimmbad reiten konnte, habe sie sich wirklich gefühlt wie das Mädchen im Ägäischen Meer, erinnert sie sich noch heute.

Heimlich mit Delfin angefreundet

Dieses Mädchen Andrula lebt auf einer griechischen Schwammtaucher-Insel, wächst ohne Vater auf, und weil die Mutter so viel arbeiten muss, ist sie oft allein. Doch dann freundet sie sich heimlich mit einem Delfin an. Der nimmt Andrula täglich mit auf eine andere Insel, mit deren märchenhaften Bewohnern sie sich anfreundet und einen schönen Sommer erlebt. „Mit dem Schluss der Geschichte war ich aber nicht einverstanden, denn Andrula zog mit ihrer Mutter fort und sie musste sich vom Delfin und den neuen Freunden verabschieden“, blickt Hebold zurück. Sie hat dem Buch dann kurzerhand einen anderen Schluss verpasst, bei dem Andrula zwar wieder zur Schule gehen muss, aber nachmittags Abenteuer mit ihrem Delfin erlebt. Auch ein Bild hat sie von Andrula und ihrem Delfin gemalt, fast ebenso so gelungen wie die Illustrationen im Buch.

Das auch Kritikern sehr gut gefallen hat. Die Autorin Katherine Allfrey, geboren 1910 in Deutschland und verheiratet mit einem Engländer, bekam 1964 den Deutschen Jugendliteraturpreis für ihr Werk. Die Jury schrieb dazu: „Ein Buch, das an poetischer Fülle weit mehr enthält, als Kinder begreifen können. Und doch ein echtes Kinderbuch. Allfrey versteht es wunderbar, in Bildern zu erzählen, die Wirklichkeit und Traum einer Kinderwelt zu buntem Geschehen fügen und tiefere Bedeutung ahnen zu lassen“. Die Autorin hat viele andere Geschichten verfasst, aber keine war so erfolgreich wie „Delphinensommer“.

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„Für mich war und ist es einfach das schönste Kinderbuch das ich kenne“, sagt Andrea Hebold. Irgendwie hat sie diese Erzählung wohl auch auf die griechische Insel Kalymnos geleitet, auf der sie den ersten gemeinsamen Urlaub mit ihrem Mann verbrachte. Als das Schiff, das sie damals zu der kleinen Schwammtaucherinsel brachte, von einem Rudel Delfine begleitet wurde, sei es ihr fast so vorgekommen, als sei sie das griechische Mädchen Andrula in ihrem Delphinensommer.