KlassentreffenVor 70 Jahren gab es in Nümbrecht noch keine Taxi-Mamas

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Das Foto zeigt ehemalige Schüler der Volksschule Grötzenberg beim Klassentreffen.

Ehemalige Schüler der Volksschule Grötzenberg beim Klassentreffen.

70 Jahre nach ihrer Einschulung trafen sich jetzt ehemalige Schüler der Volksschule Nümbrecht-Grützenberg. Dabei wurden viele Erinnerungen ausgetauscht.

„Wir wurden am 1. April 1954 eingeschult“, erinnern sich die neun ehemaligen i-Dötzchen im Parkhotel, die sich zum 70. Jubiläum ihrer Einschulung in der evangelischen Volksschule Grötzenberg-Drinsal im Nümbrechter Hotel getroffen haben. Bislang hatten sie die runden Jubiläen ihrer Entlassung im März 1962 gefeiert, doch ist das diesmal wegen der Pandemie ins Wasser gefallen.

„Wir hatten damals eine strenge Kleiderordnung – die Jungs trugen kurze Hosen, die Mädchen Röcke“, schildert Hans Rahn. Die Schulwege von Bruch, Drinsal, Grötzenberg, Niederbröl und Winterborn wurden grundsätzlich zu Fuß bewältigt. „Taxi Mama gab es damals noch nicht“, erzählt er lachend. Dafür wurden alle wichtigen Dinge unterwegs besprochen.

Als die Lehrer noch zum Stock griffen

Schlechte Nachrichten behielt man zu Hause besser für sich: „Sonst gab es zweimal Kloppe, denn unsere Eltern waren der Meinung, dass der Lehrer grundsätzlich recht hat.“ Klaus Gabel erklärt: „Damals gab es noch das Stockrecht.“ Kurios dabei war, dass die Kinder in den Wald geschickt wurden, um passende Stöcke zu suchen – „saure Eiche“ genannt.

Anita Becker berichtet, dass auf „Zucht und Ordnung“ sehr geachtet wurde. So mussten sich die Kinder morgens in Zweierreihen vor dem Haupteingang aufstellen. Waren sie dann im Klassenraum und dem Lehrer hatte die vorherige Anordnung nicht gefallen, durften sie es noch einmal probieren – so lange, bis er zufrieden war.

Kohlen schaufeln war eine Aufgabe für die Schüler

Doch nicht nur zum Stöckeschneiden wurden die Kinder herangezogen: Auch wenn neue Kohlen gekommen waren, mussten sie die „Klütten“ in den Keller schaufeln. Die Aufgabe, den „Riesen-Kanonenofen“ vor dem Unterricht anzuheizen, oblag ebenfalls den Schülern. Und noch eine weitere Tätigkeit sei immer wieder erforderlich gewesen, erinnert sich Anita Becker. So habe der Boden aus dicken Eichenbohlen regelmäßig eingeölt werden müssen: „Das Zeug hat so schrecklich gestunken.“

Während die Einschulungsjubilarinnen und Einschulungsjubilare das erzählen, entsteht der Eindruck, dass der Lehrstoff nicht an vorderster Stelle gestanden haben kann. So musste während der Unterrichtszeit im Winter auch Schnee geschippt, im Sommer und Herbst Laub geharkt werden. Als die Frau des Lehrers Zwillinge bekommen hatte, durften ihr die damaligen Mädchen kräftig unter die Arme greifen und den Garten betreuen.

Viel Spaß gab es, wenn die „Bielstein“, die Schwesterlok des „Bergischen Löwen“, am Schulgebäude vorbeifuhr: „Im Sommer hat uns der Heizer immer nass gespritzt.“ Mitgebracht haben Mittsiebziger ihre alten Schulzeugnisse. Darin steht etwa: „Hans-Joachim beteiligt sich lebhaft am Unterricht, ist aber oft zu nervös und unüberlegt“ oder „Anita ist ein liebes Kind. Sie macht immer lebhaft mit“.

Im Laufe der Jahre sind einige der zwölf damals Eingeschulten verzogen, etwa an die Nordsee oder in den Köln-Bonner Raum. Die meisten sind allerdings im Süden des Kreises geblieben. Am Ende des Austauschs von Erinnerungen sind sich alle einig: „Es war eine tolle Zeit.“ Michael Kupper

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