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Im MorgengrauenNümbrechter Kinder lernen, wie sie Rehkitze vor dem Tod retten können

Lesezeit 4 Minuten

Die Drohnenpilotin Isa Skiba zeigt den Kindern, wie sie das Fluggerät kontrolliert.

Nümbrecht – So früh am Morgen sind Fabienne und Lasse in den Sommerferien noch nie aufgestanden. Doch wer ein Rehkitzretter werden will, der muss im Morgengrauen schon auf den Beinen sein. Das haben am Montag zehn Nümbrechter Kinder erfahren, als sie mit Kitzretterin Uschi Menge-Voss zu einem Schnupper-Einsatztraining unterwegs waren. Rehkitzretter suchen ehrenamtlich und in enger Zusammenarbeit mit Landwirten und Jägern das hohe Gras von Wiesen kurz vor der Mahd ab.

„Denn der größte Feind der Kitze ist der Mähdrescher“, erklärt ihnen der Wiehler Jäger Thomas Rodenkirchen. Wenn die Ricke auf Futtersuche geht, lasse sie das Kleine ganz still und gut getarnt im hohen Gras zurück. Genau das wird dem Jungtier aber zum Verhängnis, wenn der Bauer mit Trecker und Mähwerk seine Runden dreht.

„Ich liebe Tiere über alles“

„Jetzt sind die Rehkitze schon recht groß und mobil und die Wiesen sind gemäht, also werden wir vielleicht einem Fuchs oder auch Hasen begegnen, aber wahrscheinlich keinem kleinen Rehkitz mehr“, erklärte Menge-Voss den zehn bis zwölf Jahre alten Naturfreundinnen und Naturfreunden zum Auftakt. „Aber ansonsten sollte die Situation so echt wie möglich sein.“

Bis das Rehkitz aus Plüsch gefunden ist, haben die Retter eine Menge zu tun.

So hat sie zur Unterstützung die Kölner Drohnenpiloten Holger Groß und Isa Skiba, mit denen sie im Mai und Juni bei mehr als 30 ehrenamtlichen Einsätzen vielen Rehbabys das Leben gerettet hat. Keine Frage, das Thema bewegt die Kinder. „Ich liebe Tiere über alles“, versichert Hanna. Und Jeldric will „lernen, wie ich helfen kann, damit die Kitze nicht gedreschert werden“. Deshalb haben sie sich zu dieser Ferienspaßaktion der Gemeinde Nümbrecht angemeldet. „Kaum hatten wir die Information veröffentlicht, da hagelte es die ersten Anmeldungen“, erzählt Sabine Schütz von der Verwaltung.

Rehkitzretterin trainiert zum ersten Mal mit Kindern

Bevor es in die Praxis geht, gibt es viel Wissenswertes. Wie groß ist ein neugeborenes Rehkitz? Warum darf man es nicht mit bloßen Händen anfassen? Und natürlich: Wie findet man die Kleinen rechtzeitig und was kann man tun, damit ihnen nichts passiert? So probieren die Kinder selbst aus, eine Reihe zu bilden und vorsichtig das Gras mit Stöcken abzusuchen. Auch „Rehschrecken“ aus Stöcken und Knistertüten zu bauen, die – auf der Wiese aufgestellt – die Rehmutter davon abhalten sollen, ihre Kitze dort „abzusetzen“.

Eines der Kinder hält die Drohne in der Hand.

Es ist das erste Mal, dass Rehkitzretterin und Organisatorin Uschi-Menge Voss mit Kindern trainiert. „Bei den Kleinen lässt die Konzentration schnell nach. Dann besteht die Gefahr, dass Tiere übersehen werden. Und eine Körpergröße von 1,65 Meter ist Voraussetzung“, schildert sie. „Aber die Kinder sind ja die Kitzretter von morgen. Und wenn sie 14 oder 15 Jahre alt sind, können sie mithelfen.“

Nümbrecht: Weiteres Training im kommenden Jahr geplant

Lasse ist besonders gespannt auf den Einsatz der Drohne. Dazu wird vom Team ein Kitz aus Plüsch auf Körpertemperatur erwärmt und im weitläufigen Gelände versteckt. Dann startet Pilot Holger Groß seine Drohne, die Hälfte der Gruppe beobachtet ihren Suchflug zusammen mit seiner Kollegin Isa Skiba auf dem Monitor. Die andere Hälfte bildet eine Reihe und steuert – mit Walkie-Talkies von der Monitorgruppe dirigiert – den Punkt an, den die Drohnenkamera meldet. „Wir sehen die anderen“, begeistern sich die Kinder am Monitor. „Der Einsatz der Drohne ist für uns ein Riesenvorteil“, lobt Menge-Voss. „Damit kann ein ganzer Hektar in ein bis zwei Minuten abgesucht werden, und es wird auch sehr viel weniger Gras zertrampelt. So können vier Helfer in kurzer Zeit viele Hektar schaffen.“ Denn Zeit ist überlebenswichtig für die Kitze.

Einmal gefunden und mit behandschuhten Händen in einen Korb gesetzt, sollte das Kitz nur eine Stunde später auf der frisch gemähten Wiese ausgesetzt werden. Dort ruft es mit lautem Fiepen nach seiner Mutter. Sonst könnte es zu schwach werden und sterben. „Das erfordert eine genaue Zusammenarbeit mit den Landwirten, die am besten mit dem Trecker am Rand bereitstehen, während wir die Wiese absuchen.“ Weil im Frühjahr oft wetterbedingt mehrere Bauern am selben Tag mähen wollen, beginnt die Arbeit der Kitzretter oft mitten in der Nacht. Vier Einsätze am Tag sind keine Seltenheit: morgens vor der Arbeit und nach Feierabend.

Hanna und Lasse können es dennoch nicht abwarten, bis sie alt genug sind für ihren ersten echten Einsatz. Auch wenn sie diesmal nur geübt haben und Mia traurig ist, dass sie keinem echten Kitz helfen konnte, trösten sich Lena, Fabienne und die anderen mit der spannenden „Rettung“ des Plüsch-Rehbabys. „Es hat Spaß gemacht und wir haben jede Menge gelernt“, sagt Mia. Und Uschi-Menge-Voss und Sabine Schütz sind sicher, dass es auch im kommenden Jahr ein Schnuppertraining gibt.

Jugendliche und Erwachsene, die sich als Rehkitzretter engagieren möchten, erhalten Informationen bei Jägern in ihrer Nähe oder können per Mail Kontakt aufnehmen.