Nümbrecht-BüschhofEin Dorf wird zum Gesamtkunstwerk
Büschhof – Das Dorf ist ein kleines Juwel. Knapp 40 Einwohner hat Nümbrecht-Büschhof, keine Durchgangsstraße, Höhenlage mit Weitblick. Dort lebt und arbeitet der Künstler und Theologe Wolfgang Vorländer. Seit 2013 veranstaltet er mit ausgesuchten Gästen „Kunstfeste“. Doch nun macht er das ganze Jahr über das Dorf zum Schauplatz: Ein neu ausgewiesener „Kunst- und Naturspaziergang“ lädt ein zu Begegnungen mit dreizehn seiner Objekte.
Am Start bei Haus Nummer 3 gibt es einen Lageplan zum Abfotografieren, dieser leitet die Besucher durch den gut halbstündigen Rundgang. Vorländer ist mit dem Dorf verwachsen. „Schon meine Urgroßeltern haben hier gelebt“, erzählt er nach den ersten Schritten. „Die Arbeiten sind mein Dialog mit dem Dorf.“ Das beginnt beim Material. Als eine Buche gefällt werden musste, inspirierte ihn der überwucherte Stumpf. Er installierte darauf eine Skulptur aus Holz und Flusskieseln, die er mit Blattgold zum Leuchten brachte.
Eichenholz ist für ihn die erste Wahl. Seine Skulpturen sollen dauerhaft im Dorf sichtbar sein. So wie der Totempfahl aus einem fünf Meter hohen Eichenstamm. Er hat seinen Platz am Dorfrand gefunden, in einem Eichenhain. Auf farbigen Reliefs erzählt die Stele von der Geschichte Büschhofs im 20. Jahrhundert. Im Hintergrund, an einem Tor, leuchtet die „Scheunenkunst“, Farbflächen, „vom Computer arrangiert, wie von Gerhard Richter“.
Vorländer will nicht provozieren. „Ich habe keine Botschaft. Es geht um Ästhetik. Meine Arbeiten dürfen durchaus gefallen.“ Besonders freut ihn, wenn auch Kinder Gefallen an den Entdeckungen beim Spaziergang finden: „Mama, hier ist noch mehr Kunst!“
Am Dorfausgang beginnt Vorländers „Steinzeit“. Inspiration und Gelegenheit boten acht klobige Grauwackeblöcke aus dem angrenzenden Steinbruch. Der Besitzer hatte sie zur Abgrenzung gedacht. Vorländer schuf daraus eine Collage mit frühgeschichtlichen Motiven wie einer Mammutjagd.
Im Dorf ist die Kunst angekommen. Namenlose Skulpturen nannten die Bewohner kurzerhand um:„Stimmgabel“ und „Harfe“ hatte der Bildhauer in der Nachbarschaft eines ortsansässigen Pianisten platziert. Von dort schweben Klavierklänge an diesem heißen Nachmittag durch die stillen Sträßchen. Weithin sichtbar, hoch überm Dorf, thront „Himmelwärts“, eine stählerne Großskulptur, „die ich unbedingt machen wollte“– trotz der Statikprobleme wegen der Windlast.
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Die Entwürfe für ein neues Werk reifen gerade: „Dort bei der Eiche im Talgrund – da muss etwas hineinkomponiert werden! Es geht um die Topographie. Und das Licht.“ Im letzten Frühling haben die Dörfler rund um die „Nostalgie mit zwei Pflügen“ eine Wildblumenwiese angelegt, die jetzt im Hochsommer zur Ruhe kommt. Fallobst säumt die Wege. Ein Klavierschüler kommt mit seiner Notenmappe zu seinem Lehrer. Vorbei an Stimmgabel und Harfe. Die Etüden begleiten bis zum Schluss. Die Äpfel in den Gärten haben schon Rouge aufgelegt.