Gute alte Zeit? Nicht für alle Nümbrechter. Beim Herbstkonzert der Chorgemeinschaft wurde vom Leben der armen Dorfbevölkerung berichtet.
KonzertChor gewährte Blick in die Nümbrechter Historie
Einen unterhaltsamen Nachmittag hat die Chorgemeinschaft Nümbrecht am Samstagnachmittag rund 70 Gäste bereitet, erstmals in der Aula des Homburgischen Gymnasiums. „Viele von ihnen kommen aus der Senioren-Insel“, wusste Uta Stachura von der DRK-gestützten Initiative, die für die älteren Semester regelmäßig Aktionen gegen Einsamkeit und für Lebensfreude organisiert.
In seiner Begrüßung gratulierte Heinz-Jürgen Naujoks vom Leitungsteam der Chorgemeinschaft Annemarie Jannek im Publikum, die erst kürzlich ihren 101. Geburtstag gefeiert hatte, und überreichte ihr eine Rose. Naujoks dankte zudem der Schule, die den Veranstaltungsraum zur Verfügung gestellt hatte.
Nümbrechter Tradition schon seit 15 Jahren
Seit 15 Jahren, nach der Fusion des Frauenchors Homburg-Bröl und des Männergesangsvereins Nümbrecht, organisiert die Chorgemeinschaft ihr Herbstkonzert an wechselnden Orten in Verbindung mit einem gemütlichen Kaffeekränzchen und selbst gebackenen Kuchen.
Nach einem konzertanten Einstieg wechselte der Chor unter der Leitung von Dirk van Betteray musikalisch ins Tierreich mit Liedern, bei denen Stinktiere, Hirsche, Hühner und auch ein Kuckuck die Hauptrolle spielten. Gemeinsam mit dem Publikum wurde sodann eine Vogelhochzeit abgehalten. „Wir singen aber nur zwölf der gefühlt 96 Strophen“, scherzte van Betteray, bevor er in die Tasten griff. Kurz darauf rasten die Affen durch die Aula oder vielmehr durch den Wald, bevor noch ein weiterer Vogel geflogen kam. Den vielstimmigen Einsatz des Publikums belohnte die Chorgemeinschaft mit einem weiteren Konzertteil.
Nümbrechter Tänzer hatten Premiere
Am Rande der herbstlich geschmückten Bühne rezitierte Roswitha Seiff launig Anita Mangers Gedicht „An den Herbst“, das sich mit den zunehmenden Zipperlein in der kühleren Jahreszeit auseinandersetzt. Für zusätzliche Abwechslung sorgte eine Line-Dance-Gruppe, die sich auch auf Kreistanz verstand und für ihre Darbietungen jubelnden Beifall erhielt. Leiterin Irmhild Scholdan verriet: „Das war heute unsere Premiere.“
Im weiteren Verlauf machte Heinz-Jürgen Naujoks im Sonntagsstaat früherer Nümbrechter Generationen mit Schirmmütze und angeklebtem Bart einen Ausflug in die Geschichte. Damals habe es drei Klassen gegeben – eine Oberschicht, eine Mittelschicht und eine Unterschicht: „Und darunter gab es noch eine weitere Schicht, die etwa die Brunnen säubern durfte.“ Diese armen Menschen hätten einmal im Jahr die Erlaubnis gehabt, in der von ihm vorgestellten Kluft beim Eiersingen durchs Dorf zu ziehen und mit „Heischeliedern“ um Gaben zu bitten.
Im gleichen Outfit gesellte sich Anik Servais, die sich massig Zeitungspapier unter ihr Wams gestopft hatte, zu Naujoks, um mit ihm als Wildecker Herzbuben deren Lied „Herzilein“ zu intonieren. Das sorgte für großes Gelächter.
Zum Abschluss des Nachmittags waren noch einmal die Gäste gefragt, um zusammen mit der Chorgemeinschaft Anton Wilhelm von Zuccalmaglios Volkslied „Kein schöner Land“ zu singen.