Oktoberfest im KatzenhotelBenrother kehren von ihrer Reise durch Taiwan zurück
- Seit 2016 besteht zwischen Oberberg und Asien ein reger Kontakt.
- 16 Tage lang reiste eine Gruppe Benrother durch Taiwan und haben dabei überwältigende Eindrücke gesammelt.
- Das Highlight: Ein Oktoberfest im Katzenhotel.
Nümbrecht – Sie haben Sojasprossen geerntet, Tee gepflückt, Zimtöl verarbeitet, in Bananenblättern gekocht, Maultrommeln gebaut und ein zünftiges Oktoberfest gefeiert. „Das war in Nantou-City und die größte Überraschung während unseres Aufenthalts“, erzählt Udo Adolphs. Gerade sind der 66-Jährige und neun andere Benrother von einer 16-tägigen Reise zurückgekehrt, die sie durch Taiwan geführt hat, vom Norden hinunter in den Süden und zurück. „Und auch einmal mit dem Zug um die ganze Insel herum“, ergänzt Maik Stützel, Vorsitzender des Gemeinnützigen Vereins in dem kleinen Nümbrechter Ort.
Besuch aus Asien kommt in einem halben Jahr
Seit dem Jahr 2016 bereits bestehen die Kontakte von Oberberg nach Asien: Damals erhielt Benroth beim Bundesfinale des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ Silber. Weil das Agrarministerium Taiwans und dort das Amt für Boden- und Gewässerschutz seit mehr als zwei Jahren ebenfalls einen solchen Wettbewerb ausrichten, kamen im Sommer 2018 Vertreter von vier taiwanischen Gewinnerdörfern und einer Siegerregion nach Oberberg, um von Benroth zu lernen – und luden den Dorfverein prompt dazu ein, sich doch mal in Taiwan umzusehen. „Immer noch spüre ich den Jetlag und Bilder von dieser Reise schwirren durch meinen Kopf“, erzählt Ulrike Adolphs (62).
Denn prall gefüllt sind die Fotoalben und dicht beschrieben die Listen mit all dem, was jetzt zu tun ist. „Diese Reise war ja kein Urlaub“, betont der 50 Jahre alte Vereinschef Stützel. Vereinbart worden ist nämlich eine Kooperation, und schon in einem halben Jahr werden Gäste aus dem Inselstaat nach Benroth kommen. Und eines steht fest: Der kleine Weiler und seine 345 Bewohner müssen sich kräftig ins Zeug legen. „Für das Oktoberfest etwa haben unsere Gastgeber eine Hotelanlage gemietet und sich von Kopf bis Fuß in Schale geschmissen“, schildert Udo Adolphs, den die Freundlichkeit der Menschen in Taiwan und der respektvolle Umgang miteinander tief beeindruckt haben. „Senioren werden sehr geehrt“, sagt Adolphs.
Der Umgang mit den Eltern ist nun ebenso ein Kooperationsthema wie der Umgang mit Kindern und Jugendlichen in ländlichen Dörfern. „Wir müssen unseren Wohnort fit für die Zukunft machen“, erklärt Adolphs Ehefrau Ulrike. „Landflucht ist in Taiwan ein großes Thema, ganz genau wie bei uns in Deutschland.“
Oktoberfest stieg in Katzenhotel
Aus dem Ort Yi-Xin haben die Benrother derweil Ideen mitgebracht, wie sie das dorfeigene Feuchtbiotop auffrischen können, damit sich darin noch mehr Lebewesen ansiedeln und ein Absterben der Wasserlandschaft verhindert wird: Sie wollen Kolken, Vertiefungen im Bachlauf, anlegen, die dann als Zufluchtsorte dienen sollen. Udo Adolphs: „In Kürze nehmen wir Kontakt zu den zuständigen Behörden bei der Kreisverwaltung auf.“ In Yi-Xin ist es nämlich gelungen, einen vom Aussterben bedrohten und nur da heimischen Weißfisch, Moltrechts Elritze, so aufzupäppeln, dass sich dessen Bestände erholt haben.
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Bei ihrer Reise waren die zehn Benrother und ihre Gastgeber selten allein: Reporter waren an ihrer Seite. Die „China Times“, Taiwans größte Regionalzeitung, schrieb über die Gruppe, das Radio stellte Fragen und das Fernsehen drehte Filme. „Als wir uns zum Schluss privat und auf eigene Faust Taipeh ansehen wollten, wurde selbst das organisiert“, freut sich Maik Stützel. Seine Frau Michaela (42) und die Kinder Luisa (11) und Lasse (8) zählten auch zur Nümbrechter Delegation, die in Referaten vom Leben in Benroth berichtete – und ein deutscher Auswanderer übersetzte alles ins Kantonesische. Auch Luisa traute sich und beschrieb das Kinderleben. Das Oktoberfest wird die Gruppe sicher nie vergessen: Es stieg in einem Katzenhotel – einem Themenresort, in dem sich eben alles um Stubentiger drehte.