Am Dienstag hat sich die Benrother Dorfgemeinschaft den strengen Blicken der Bewertungsjury gestellt.
Kommission auf WertungstourBenroth ist im Finale des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“
Grünes Wasser im Dorfbrunnen, das möchte niemand haben. Erst recht nicht, wenn am nächsten Morgen zwölf Jurorinnen und Juroren durch den Heimatort streifen, diesen unter die Lupe nehmen. Bis in den späten Montagabend hat sich Benroth schön gemacht für den Besuch der Bewertungskommission des 27. Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ am Dienstagmorgen.
Denn da steht der Nümbrechter Weiler gerade im Bundesfinale und greift nach Gold. „Das Wasser haben wir natürlich sofort ausgetauscht“, verrät Petra Beyer, Vorsitzende des Dorfvereins, und zählt auf: „Außerdem haben wir im Dorfbackes unser Brot gebacken, die letzten Schilder aufgehängt, aufgeräumt.“
Aber jetzt ist alles gut. Die Jury ist eingetroffen, diesmal wird sie angeführt von Marion Frohnapfel, Bürgermeisterin der hessischen Gemeinde Nüsttal. „Der Empfang war umwerfend“, sagt sie und hüllt sich ansonsten in Schweigen, schreibt Notizen, hält die Augen auf, sucht das Gespräch. Schon am 30. Juni will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Berlin die Titelträger bekanntgeben. Benroth misst sich bundesweit mit 22 Dörfern, die weniger als 3000 Menschen zählen. Etwa 310 leben in Benroth.
„Dass wir zum zweiten Mal so weit gekommen sind, das ist bereits ein großer Erfolg“, urteilt Petra Beyer, als es endlich losgeht und die Dorfgemeinschaft ihren Gästen an zwölf Stationen zeigen kann, was es in Benroth so gibt – seit neuestem übrigens auch ein Blues-Festival, wie Mitstreiter Dirk Bouillon berichtet.
Unterwegs wird die Energieversorgung mit Kalter Nahwärme ebenso vorgestellt wie etwa der Vorländerhof, die alte Kämpe, Benroths Weinberg und das Biotop, der Spielplatz für Kleine und Große: Zwei Jurorinnen nutzen prompt die Gelegenheit und sausen die Stahlrutsche hinunter.
Aus Stahl sind auch Benroths neue Tafeln mit Wissenswertem – sechs gibt es für Kinder, sechs für Erwachsene. Im August werden sie eingeweiht. Und ab 1. Juli stoppt auch der Bestellbus Monti an vier Haltestellen im Ökodorf, die Schilder dafür haben Kreisdezernent Frank Herhaus und Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius an diesem Morgen nicht zufällig im Gepäck.
Rund 5000 Kilometer misst derweil die Strecke, die von der Bundesjury zu bewältigen ist. Wie aber bewahrt man sich bei so vielen Eindrücken einen frischen Blick? „Wir besprechen alles immer sofort im Bus“, erklärt Chefin Frohnapfel. „Danach verabschieden wir uns vom letzten und freuen uns auf den nächsten Ort.“
Ein Vorbild auch für Taiwan
Mit dem Gold-Titel in der Landesrunde hat sich Benroth im vergangenen September für das diesjährige Bundesfinale qualifiziert. Dort mischt der Nümbrechter Weiler nicht zum ersten Mal mit: Im Januar 2017 holte sich Benroth in Berlin die Silber-Medaille ab, nachdem es im September 2015 in der Landesrunde das erste Gold gegeben hatte.
Seit 2016 bestehen feste Bande zwischen Benroth und Taiwan: Das Agrarministerium dort richtet seit 2017 einen ähnlichen Wettbewerb aus, Benrotherinnen und Benrother standen dabei als Paten zur Seite.