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Interview

Förderverein Schloss Homburg
„Ausstellung muss die ganze oberbergische Geschichte abbilden“

Lesezeit 5 Minuten
Ein Mann steht an einem Metalltor, dahinter ragt der Schlossturm auf.

Die jüngste Investition des Fördervereins war die Sanierung des Barocktors, für die er 25 000 Euro aufgebracht hat. Die Bauunterhaltung, sagt Bernd Hombach, ist aber nicht Kernaufgabe des Vereins.

Der Förderverein Schloss Homburg besteht seit 50 Jahren. Vorsitzender Bernd Hombach will die Ausstellung modernisieren.

Der Förderverein Schloss Homburg feiert am Wochenende sein 50-jähriges Bestehen. Im Barockgarten gibt es Jazz und Fingerfood. Im Gespräch mit Reiner Thies blickt Vereinsvorsitzender Bernd Hombach (73) zurück auf ein halbes Jahrhundert Kulturförderung.

Werden Sie bei der Geburtstagsfeier auch Gründungsmitglieder begrüßen können?

Bernd Hombach: Mit Hendrina Krawinkel wird ein Gründungsmitglied und eine frühere Vorsitzende dabei sein. Und wenn wir im September noch einmal im Kreis der Mitglieder feiern, hoffe ich auch unseren Ehrenvorsitzenden Christian Peter Kotz als weiteres Gründungsmitglied begrüßen zu können. Auf ihn folgte an der Spitze des Vereins noch Dieter Fuchs, bevor ich selbst 2004 den Vorsitz übernommen habe.

Das waren damals unruhige Zeiten für das Schloss.

Nachdem ich 1995 Bürgermeister in Nümbrecht wurde, habe ich bald erkannt, dass das Schloss ein großes Geschenk für die Gemeinde ist. Aber es war in die Jahre gekommen, sehr renovierungsbedürftig und drohte in einen Dornröschenschlaf zu versinken. Umso unglücklicher war ich darüber, dass der Architektenwettbewerb zur Neugestaltung 2004 scheiterte und verbrannte Erde hinterließ. Es gab große Widerstände gegen Baupläne, die eine neue Sichtfront erzeugt hätten. Ich habe selbst erst im Nachhinein verstanden, dass diese Entwürfe im Sinne des Denkmalschutzes waren, weil sie dem historischen Grundriss folgten. Nur leider wäre damit die Hochzeitsfotoansicht zerstört worden, die den Menschen ans Herz gewachsen war.

Sie haben dann als Fördervereinsvorsitzender den Neustart mitgestaltet.

Als Bürgermeister hatte ich eigentlich genug zu tun, habe mich dann aber vom damaligen Landrat Hans-Leo Kausemann in die Pflicht nehmen lassen. Dass die Regionale 2010 dann neue finanzielle Möglichkeiten eröffnet hat, war ein Glücksfall. Die damalige Museumsleiterin Gudrun Sievers-Flägel hat an einem Konzept gearbeitet und hart gekämpft. Der Förderverein hat sie dabei unterstützt. Außerdem haben wir den Neubau mit einer Million Euro bezuschusst, ein Kraftakt, mit Abstand die größte Einzelförderung der Vereinsgeschichte. Aber das war es wert: Wir haben keinen historisierenden Anbau bekommen, wie ihn einige gefordert haben, sondern eine moderne Architektur, die das bestehende Gebäude nicht verdeckt. Bei der Wiedereröffnung 2014 gab es dafür auch eine durchweg positive Resonanz, und so reagieren auch heute noch die Besucher, die zum ersten Mal das Schloss sehen.

Wie groß ist das Mitspracherecht, das dem Förderverein zukommt?

Mein Vorgänger Dieter Fuchs hat es so formuliert: Der Förderverein hat eine dienende Funktion in Verantwortung für das Museum. Als der Verein 1974 auf Initiative des Kreises gegründet wurde, damals war noch Friedrich-Wilhelm Goldenbogen Oberkreisdirektor, ging es darum, ideelle und finanzielle Unterstützung für das Museum zu organisieren. Vier Jahre zuvor hatte der Kreis es vom Geschichtsverein übernommen. An diesem Zweck hat sich bis heute nichts geändert. Wir haben auch bei der Finanzierung der Bodendenkmalforschung geholfen und zuletzt die Sanierung des Barocktors mit 25 000 Euro bezahlt. Wir sind kein Sparverein, und wenn Geld da ist, helfen wir auch in solchen unvorhersehbaren Notlagen. Aber das ist nicht unsere Kernaufgabe, die Bauunterhaltung ist Sache des Kreises. Vorrangig sind für uns die Sammlung, also der Ankauf von Exponaten, und ihre Präsentation.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Die Dauerausstellung muss grundlegend überarbeitet werden. Dazu gehören interaktive Angebote, auch für Kinder. Inhaltlich findet das 20. Jahrhundert bisher nicht statt, also die Weltkriege und die Entwicklung des Kreises danach bis zum Bau der Autobahn. Das Museum muss den Anspruch haben, die ganze Geschichte des Oberbergischen Kreises abzubilden. Die Neukonzeption wird eine Herausforderung für mehrere Jahre. Bis zum 100. Geburtstag des Museums in zwei Jahren wird sie sicher nicht abgeschlossen sein.

Als 2019 mit Steffen Müller ein Tourismus-Fachmann die Nachfolge der promovierten Volkskundlerin Gudrun Sievers-Flägel an der Spitze des Museums antrat, gab es auch die Sorge, das Haus könnte zum „Fort Fun“ umgestaltet werden. Ist es dazu gekommen?

Es wäre nicht sinnvoll, wenn Schloss Homburg den Kulturveranstaltern in Bielstein, Gummersbach und Bergneustadt Konkurrenz machen wollte. Zweck des Kreismuseums ist die Bildung als außerschulischer Lernort. Wenn die Konzerte und Events diesem Zweck dienen, ist das schön. Der Förderverein war schon immer Mitveranstalter des Klassik-Open-Airs, das jetzt im 20. Jahr stattfindet. Dass inzwischen auch Popmusik wie diesmal Kasalla zum Konzertprogramm gehört, ist Teil einer modernen Mischung. Wir müssen mehr junge Leute erreichen. Deshalb sind wir auch froh, dass der publikumsträchtige Mittelaltermarkt wieder stattfindet. Das ist im Sinne des Fördervereins, der heute nur noch 350 Mitglieder hat. Wir hatten mal mehr als 400. Und der Altersdurchschnitt ist hoch. Neue Mitglieder zu werben ist eine besondere Herausforderung, aber unverzichtbar.

Aber wäre es denn so schlimm, wenn der Förderverein ein kleiner Club von älteren, aber zahlungskräftigen Honoratioren bliebe?

Wir sind keine elitäre Gruppe, sondern freuen uns über jedes Mitglied. Der Beitrag kostet im Jahr 40 Euro. Dass wir dennoch auf Spenden angewiesen sind, liegt auf der Hand, wenn man sieht, dass wir in den vergangenen fünf Jahren 200 000 Euro ausgeben konnten und jetzt in die Neugestaltung der Ausstellung einsteigen wollen. Da hilft eine Initialzündung wie das Benefizkonzert, dass der kürzlich verstorbene Rezitator Lutz Görner 2018 gegeben hat.

Das Kreismuseum liegt tief im oberbergischen Süden. Wie viel Unterstützung bekommt der Förderverein aus dem Nordkreis?

Zum Museum des Oberbergischen Kreises gehört auch Haus Dahl in Marienheide. Auch dort haben wir Projekte unterstützt. Wie man das oberbergische Wir-Gefühl stärken kann, ist ja ein altes Thema. Wir freuen uns über jedes neue Mitglied aus Radevormwald. Aber das funktioniert nur über ein Programm, das die Leute dort einbezieht. So wie 2021 bei der Ausstellung des Fotografen Joachim Gies mit Aufnahmen von Kunst im öffentlichen Raum aus ganz Oberberg. Die Erweiterung der Ausstellung um das 20. Jahrhundert bietet eine Chance, den Nordkreis stärker einzubeziehen.


Öffentliche Geburtstagsfeier

Zur Geburtstagsfeier des Fördervereins am kommenden Sonntag, 26. Mai, 16 Uhr, im Barockgarten des Schlosses (bei schlechtem Wetter in der Orangerie) ist jedermann eingeladen, der Eintritt kostet 20 Euro. Die Gäste erwartet Fingerfood und Getränke, Jazz des oberbergischen Quartetts Odd & Even und Gelegenheit zum geselligen Gespräch. Karten bekommt man bei www.bergisch-live.de und an der Museumskasse.