AboAbonnieren

Marienberghausen200 Nümbrechter diskutieren über die Unterbringung Geflüchteter

Lesezeit 3 Minuten
Menschen sitzen zusammen beim Gesprächsforum zur Flüchtlingssituation in Nümbrecht.

Auf dem Podium sprachen (v.l.) Hilko Redenius, Michael Braun und Belma Hadzeric zur Flüchtlingssituation in Nümbrecht.

Viele Menschen kamen zum Gesprächsforum der evangelischen Gemeinde in Marienberghausen zur Unterbringung Geflüchteter.

Stark emotional aufgeheizt war das Gesprächsforum zur Flüchtlingssituation, zu dem die evangelische Kirche am Dienstagabend in das Gemeindehaus Marienberghausen eingeladen hatte. Deutlich zeigten sich die Ängste der rund 200 Besucher um die Sicherheit in der Nümbrechter Ortschaft und um ihre Kinder.

Hintergrund war die vor Weihnachten aufgekommene Frage, ob eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes zwischen Marienberghausen und Elsenroth entstehen könnte – die Pläne wurden aufgegeben.

Dennoch sah die evangelische Kirche Gesprächsbedarf. Superintendent Michael Braun, der den Abend moderierte, erklärte anfangs, dass diese Thematik innerhalb der geplanten zwei Stunden nicht erschöpfend behandelt werden könne. Damit sollte er recht behalten.

Aktuell sind in Nümbrecht 250 Geflüchtete untergebracht

Zu Beginn informierte Bürgermeister Hilko Redenius, dass es sich bei Flüchtlingen um zwei verschiedene Personengruppen handele. Die einen kämen nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz und seien noch nicht anerkannt, die anderen hätten einen Wohnaufenthaltsanspruch.

Aktuell seien es in NRW knapp 272 000 Flüchtlinge, die nach einem speziellen Schlüssel auf die Kommunen aufgeteilt werden. Für Nümbrecht seien das derzeit 326 Personen, von denen 250 bereits untergebracht sind, sodass aktuell noch eine Aufnahmeverpflichtung von 76 Personen bestehe.

Vor Weihnachten seien es noch 32 gewesen, doch wären in den vergangenen beiden Wochen 44 Leute weggezogen, die aber vorwiegend aus der Ukraine stammten und bei Privatpersonen untergekommen waren, über deren Wohnungen er nicht verfügen könne.

159 Geflüchtete können Nümbrecht noch zugewiesen werden

Insgesamt könnten noch 159 Personen Nümbrecht zugewiesen werden, doch sei nicht klar, ob und wann die Zuweisungen erfolgen: „Ich kann momentan nicht vorhersehen, wie viele Personen noch kommen.“ Redenius schilderte, dass sich rund 80 Prozent der Flüchtlinge auf acht Nationen verteilten, die meisten kämen aus Syrien, der Ukraine und Afghanistan.

Die eine Hälfte seien Einzelpersonen, die andere Familien, verteilt auf 27 Unterkünfte im gesamten Gemeindegebiet. Theoretisch habe er 351 Plätze verfügbar, Redenius schränkte jedoch ein: „Menschen sind keine Stapelware und daher können wir dieses Kontingent nicht voll ausschöpfen.“

Zu berücksichtigen seien dabei etwa Nationalitäten oder Konfessionen. Um den Aufnahmeverpflichtungen gerecht zu werden, sei als nächste Aktion die Aufstockung der Containeranlage in Berkenroth geplant, was die dort bestehende Kapazität von 28 Plätzen auf das Doppelte erweitere.

In diesem Zusammenhang dankte er sowohl den Bürgern, die Wohnraum zur Verfügung stellten als auch denen, die sich um die Integration kümmerten. Er betonte, dass für die Gemeinde eine Unterbringung von Flüchtlingen in Containern „auf der grünen Wiese“ oder in Sporthallen keine vorrangige Option sei: „Eine menschenwürdige Integration ist mehr, als nur Einkaufsmöglichkeiten zu bieten, vor allem ist es die Nähe zu Mitmenschen.“

Containeranlage Berkenroth soll aufgestockt werden

Im zweiten Teil der Veranstaltung konnten die Forumsgäste ihren Standpunkt zur Flüchtlingssituation in der Gemeinde Nümbrecht äußern. Eines der Gegenargumente für eine Unterbringung in Marienberghausen war die fehlende Infrastruktur, andere äußerten Sicherheitsbedenken.

Belma Hadzeric, Leiterin der Flüchtlingsberatungsstelle des Kirchenkreises An der Agger, beschrieb, dass die Herausforderungen im Umgang mit Flüchtlingen im ganzen Kreis ähnlich seien: „Für eine gelingende Integration ist es notwendig, dass die Bürger gemeinsam mit den Verwaltungen nach Lösungen für anstehende Probleme suchen.“