NümbrechtTrauer um Unternehmer Walter Sarstedt

Walter Sarstedt im Sommer 2010 vor der Zentrale der Sarstedt AG in Nümbrecht-Rommelsdorf. (Foto: Hoene)
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Nümbrecht – Er war das, was man in Amerika als „Self-made man“ bezeichnet, und dennoch würde man seiner Lebensleistung mit dieser Vokabel nicht einmal annähernd gerecht. Am vergangenen Freitag ist der Gründer und Vorstand der Sarstedt Unternehmensgruppe, Walter Sarstedt, im Alter von 77 Jahren verstorben.
Ein Unternehmer, der zeitlebens am liebsten gar kein Aufhebens um seine Person gemacht hätte, der sich aber wegen seines vielfältigen wohltätigen und gemeinnützigen Engagements der öffentlichen Wahrnehmung und Würdigung auch nie so ganz entziehen konnte.
Etwa Ende 2011, im Jahr des 50-jährigen Sarstedt-Firmenbestehens, als er dem Klinikum Oberberg für das Waldbröler Krankenhaus den modernsten und leistungsfähigsten Computertomographen stiftete, der zu dieser Zeit auf dem Markt war, Kostenpunkt: 1,25 Millionen Euro. Oder zehn Jahre zurück: Mit einer halben Million Euro half er seiner finanzschwachen Heimatgemeinde Nümbrecht, das baulich marode Hallenbad zu sanieren. Laute Gedanken aus der Nümbrechter Kommunalpolitik, es nach ihm zu benennen, lehnte er dankend ab – leise und energisch. Heute heißt es „Element“ und gehört zu den modernsten Hallenbädern in ganz Oberberg.
Oder noch weiter zurück: Im Jahr 1987 rief er die Walter-Sarstedt-Stiftung ins Leben, deren Stiftungszweck „Mildtätig“ lautet.
Sicherlich weniger öffentlichkeitswirksam und damit vielleicht eher in seinem Sinne sind die zahllosen kleinen und größeren Hilfen, mit denen diese Walter-Sarstedt-Stiftung seither zig Menschen und Familien in Not wieder neue Lebensperspektiven aufzeigen konnte und kann.
Doch Walter Sarstedt war auch mit so mancher Schlagzeile nicht ganz glücklich, etwa, als es im Jahr seines Firmenjubiläums hieß, er „verschenke“ drei Millionen Euro an seine 2500 Mitarbeiter. In seinen Augen war die Gratifikation von 150 Euro pro Jahr Betriebszugehörigkeit offenbar kein „Geschenk“, sondern eine Würdigung der Lebens- und Arbeitsleistung seiner Mitarbeiter für das Unternehmen.
Das er aufgebaut hat: Seit 1961 – in einer Garage in Nüm
brecht-Rommelsdorf; mit Kunststoffspritzguss, in der damaligen Zeit durchaus eine technologische Herausforderung. Überschlägt man die Jahrzehnte, sieht man dort heute die Zentrale eines der Weltmarktführer in Sachen Medizin- und Labortechnik. Alleine in Rommelsdorf arbeiten annähernd 1000 Menschen in Forschung, Entwicklung und Produktion. Kaum eine Blutentnahme, Infusion, Transfusion oder Diagnostik, mit der man nicht mit einem Sarstedt-Produkt in Verbindung kommen würde.
Walter Sarstedt hatte die innovativen Ideen und war mit der Umsetzung auch immer einen Tick schneller als andere. Und das auf höchster Qualitätsstufe, keine Produktion in Billiglohnländern, sondern Zuhause, in seiner Heimat, die ihm diese Chance gegeben hatte, ein erfolgreicher Unternehmer sein zu dürfen.
„Das zurückgeben, was ich bekommen habe“
Das war auch Walter Sarstedts Philosophie seines sozialen Engagements: „Den Menschen das zurückgeben, was sie mir ermöglicht haben.“ Und dies möglichst ohne die große Öffentlichkeit, die zuweilen auch Neider auf den Plan ruft, die nicht akzeptieren können, dass es solche Unternehmer-Persönlichkeiten gibt, die ihren Reichtum nicht verstecken, sondern damit Gutes tun. Eine der Stereotypen Walter Sarstedts lautete: „Was könnt ihr gebrauchen?“
Und das soll auch nach seinem Tod so bleiben. Die weltweit aktive Aktiengesellschaft werde weiterhin ein familiendominiertes Unternehmen sein, teilen die Sarstedt-Manager Hans-Günter Klein (Produktion) und Timo Schretzmair (Finanzen) mit.
Beide betonen, „dass sein unternehmerischer Geist und seine Erfahrung der Sarstedt-Gruppe überhaupt erst ihre Stellung im Markt ermöglicht haben“.