300 Morsbacher feiern beim „Müeschbejer Oowend “ und überraschen den Autoren und Heimatforscher mit einer Ehrung.
Müeschbejer JongMorsbach feiert Hermann-Josef Schuh
„Auf den Tischen befinden sich Sieben-Stunden-Brenner – spätestens dann müssen wir fertig sein“, erläuterte Werner Schuh, Vorsitzender des Heimatvereins Morsbach, schmunzelnd den rund 300 Gästen zu Beginn des „Großen Müeschbejer Oowends“ im neugestalteten Gertrudisheim gegenüber der Basilika.
Nicht ganz so lange, aber immerhin doch knapp vier Stunden, sollte es dauern, bis das bestgehütete Geheimnis der Republik gelüftet wurde, wer der „Müeschbejer Jong“ oder das „Müeschbejer Mädchen“ des Jahres 2024 wird. Schuh lobte die gelungene Kernsanierung des Gebäudes, die der Trägerverein „Gertrudisheim Morsbach“ nach dem Brand im Herbst 2018 in unzähligen Planungs- und Arbeitsstunden vorgenommen hatte.
Zwischenzeitlich habe sogar ein Abriss zur Diskussion gestanden: „Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen.“ Gemeinsam mit Co-Moderator Jens Mauelshagen blickte er in einem „Rechenschaftsbericht“ auf die zwei Jahre nach dem letzten „Großen Müeschbejer Oowend“ zurück. Dabei erinnerte er auch an die schon fast vergessene Pandemie und das Konzert mit den Paveiern in der Kulturstätte: „Es durfte zwar geklatscht, unter den Masken aber nicht gelacht werden.“
300 Menschen feiern im Gertrudisheim
Als Eisbrecher zeigte die Kindergarde der KG Morsbach die Uraufführung ihres neu einstudierten Tanzes. Begeistert klatschte das Publikum zu den vielfältigen Figuren. Werner Schuh kommentierte beeindruckt: „Wenn ich das sehe, ist mir nicht bang um die Zukunft des Morsbacher Karnevals.“ Manuel Puhl, der die Kindertruppe moderierte, brach eine Lanze für das ehrenamtliche Engagement sämtlicher Trainerinnen und Trainer, nicht nur der Kindergarde und nicht nur beim Tanzen: „Über das Training hinaus vermitteln sie Gemeinschaft, Toleranz und Zusammenhalt – das kann man gar nicht genug würdigen.“
Höchst amüsant und komödiantisch mit einem Schuss Satire wurde es beim Auftritt der Theatergruppe mit Nicole Selhorst und Norbert Kötting. Während sich letzterer in gestelzten Satzkonstruktionen Gedanken über die Zeit machte, übersetzte die junge Frau das in Gebärdensprache – mit vollem Körpereinsatz. Als Kötting mutmaßte, dass viele Menschen, auch wenn man die Zeit zurückdrehen könnte, ihren „Lebensmotor“ wieder vor die Wand fahren würden, demonstrierte Selhorst das anschaulich im vollen Lauf gegen die Rückseite der Bühne.
Nach den Auftritten der Mini-Wolpis mit ihrem Programm „Disney“ und den Wolpertingern mit ihrem Tanz „The Oscar goes to…“ zu fetziger Filmmusik warb die Gruppe „Bel Kantholz“ als Ableger des MGV „Eintracht“ Morsbach mit Ironie um neue Sänger: „Wir haben derzeit nur noch 181 Mitglieder.“ Anschließend nahmen sie die Verkehrswege in der Republik aufs Korn: „Manche Leute gehen nur noch mit der Trittleiter in die Mozartstraße, weil sie sonst nicht mehr aus den Schlaglöchern herauskommen.“
Unter Leitung von Christian Böhmer und Nadine Reuber heizten der Musikzug Lichtenberg und das Klangwerk Morsbach die Stimmung weiter an und bereiteten den Boden für den Auftritt der KG Morsbach mit ihrem Noch-Prinzen Markus Held. Während sich Präsident Dominik Mauelshagen freute, „Es ist einfach fantastisch, so den Einmarsch geblasen zu bekommen“, lobte Seine Königliche Hoheit nach dem Premierentanz der Garde „Blau-Weiß“ und dem Auftritt der Funkengarde die Würdigung des Ehrenamtes durch den Heimatverein.
Ehrung für Hermann-Josef Schuh
Denn nun war es soweit: Werner Schuh beschrieb in seiner Laudatio schrittweise den Lebensweg und die ehrenamtlichen Verdienste des 12. Würdenträgers seit dem Jahre 2000. So sei der neue „Müeschbejer Jong“ Heimat-, Ahnen- und Brauchtumsforscher, darüber hinaus Fotograf, Karikaturist und leidenschaftlicher Sänger. Spätestens, als er erwähnte, dass der Autor mehrerer Bücher über das Wildenburger Land auch regelmäßig das Erntedankfest in Lichtenberg dokumentiert, war auch dem letzten klar, wer gemeint war: Hermann-Josef Schuh.
Der 74-Jährige war zunächst absolut sprachlos, nahm aber gerne die Puppe mit der Nachbildung seiner Person in Empfang, die die Künstlerin Christiane Vogel liebevoll bis ins Detail gestaltet hatte. In Anspielung auf seine eigene Haartracht meinte er scherzend: „Die Figur muss aber mal zum Frisör.“