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Serie

Mein ältester Schatz
Elke Hartmann aus Morsbach geht seit 1971 mit dem Wohnwagen auf Reisen

Lesezeit 4 Minuten
Elke Hartmann steht vor ihrem Wohnwagen.

Der Wohni und die Morsbacherin: Dieser Campingwagen von 1969 ist der älteste Schatz von Elke Hartmann.

„Mit meiner Oma Luise habe ich 1971 im Wohni meinen allerersten Urlaub verbracht“, berichtet Elke Hartmann im Rahmen unseres Sommerwettbewerbs.

Den Wohni abgeben? Elke Hartmanns Augen werden sofort schmal. Wenn Blicke töten könnten… „Niemals!“, antwortet die 61-jährige Morsbacherin endlich und öffnet rasch die schmale Tür zu einem großen Stück glücklichster Kindheitstage: Der „Wohni“, Erstzulassung 1969, nämlich ist ein Wohnwagen der niederländischen Marke Kip. „Mit meiner Oma Luise habe ich 1971 im Wohni meinen allerersten Urlaub verbracht – es ging nach Laboe an die Ostsee, da war ich acht Jahre alt“, erzählt Elke Hartmann.

Und das ist auch der Beginn einer innigen Liebe zu diesem urigen Vehikel – und zum Campen ganz allgemein. „In diesem Wohnwagen einzuschlafen ist wunderschön, alles wirkt klein und ich fühle mich darin so geborgen, so behütet. Ich liege wie in einem Himmelbett.“ Goldene Regel unterwegs: Niemals mit Schuhen rein!

Wohnwagen: Acht Quadratmeter misst die kleine Herberge auf Rädern

Sieben, vielleicht acht Quadratmeter misst die kleine Herberge auf Rädern – bis auf die Reifen, den eckigen Kühlschrank unter dem Spülbecken, die Gardinen und auch die Polster in der Sitzecke ist noch alles original, sogar der hölzerne Boden. Das Fahrgestell stammt übrigens von der Firma Grümer in Oberwiehl. „Die Polster mussten einfach mal raus, der ganze Schaumgummi war porös“, berichtet die Fachangestellte einer Sozialversicherung und tippt auf eine Stelle an der Dachleiste: „Da kam mal Regen rein und wir mussten die Stelle mit Silikon abdichten.“

Das Heck des Oldtimers zieren derweil Aufkleber von fast allen Reisezielen: „Sogar bis an die Costa Brava in Spanien und nach Lazise am Gardasee bin ich gefahren“, verrät die gebürtige Waldbrölerin. Dem Urlaub mit Oma Luise folgen damals viele, fast jährliche Reisen auf die dänische Insel Fanö, meistens in Gesellschaft von Tante Hannelore und den drei Cousinen oder natürlich auch mit den Eltern Gisela und Harald. „Meine Großeltern haben damals den Wohnwagen von Verwandten gekauft“, erinnert sich Hartmann.

Der „Wohni“ wird stolzes Besitztum der Familie von Elke Hartmann

„1983, nachdem ich das Abi am Hollenberg-Gymnasium in der Tasche hatte, machte ich sogar acht Wochen Ferien auf Fanö – zuletzt mit meinen Eltern.“ Doch damit noch nicht genug: Vater Harald übernimmt den Wohnwagen, der Wohni wird also stolzes Besitztum der eigenen Familie. „Wenn auch gerade kein Geld da war, so ging es trotzdem in den Urlaub – Camping ging eben immer.“

Später nimmt Elke Hartmann ihre Nichte Janine, heute 24, mit in den Urlaub, auch sie steckt sich mit dieser Leidenschaft an: „Wohni und ich haben sie zu einer echten Camperin gemacht“, sagt die Morsbacherin lachend und schwärmt: „Wenn ich ihn sehe, denke ich an unbeschwerte Tage, an lange Abende am Strand, an Lagerfeuer, an Musik, an lange Touren mit dem Fahrrad – und an die großartige Gemeinschaft unter Campern.“ Die aber gebe es heute leider nicht mehr so oft wie einst: „Heute ist man auch auf den Campingplätzen lieber für sich, selbst ein kurzer Schnack ist eher selten“, bedauert Hartmann.

Eines aber ist sicher: Erreicht sie mit dem Oldtimer den nächsten Stellplatz, gibt es nicht nur bewundernde Blicke reichlich, sondern auch helfende Hände: Erst ein Ziehen an einem Hebel neben der Anhängerkupplung lässt das Schmuckstück rückwärts rollen. „Weil ich Wohni aber nicht so gerne mit dem Auto rangiere, schiebe ich ihn immer an seinen Platz – und da sind kräftige Männer nie weit weg.“ Sicher ist aber auch: Einer ist dann nie dabei. Ehemann Martin sucht nämlich prompt das Weite, gehts um das Thema Camping. „Für mich ist das wirklich nichts“, gesteht der 61-Jährige – und Ehefrau Elke hat sich damit abgefunden. „Dafür gehe ich aber auch in jedes Fünf-Sterne-Hotel auf dieser Welt mit ihm“, versichert sie.

Traurig aber macht sie, dass sie den Wohnwagen zum Überwintern nach Reichshof bringen muss, weil auf dem Hof des Morsbacher Hauses kein Platz für Wohni ist. „Reichshof ist so weit weg, ich hätte den Wagen lieber in meiner Nähe.“ Von Pfingsten bis Oktober dauert Hartmanns Reisezeit, dann steht der Wohnwagen auf einem Campingplatz. Gerade aber ist er in der Republik, weil ein Termin beim Tüv ansteht. „Und im August gehts wieder los“, freut sich Elke Hartmann. Dann steuert sie erneut Dänemark an, zum ersten Mal ist die Insel Falster das Ziel.


Mehr zum Sommerwettbewerb „Mein ältester Schatz“

Mit der Volksbank Oberberg haben wir Sie bei unserem Sommerwettbewerb 2024 nach ihren ganz persönlichen Schätzen gefragt. Aus mehr als 170 Bewerbungen hat unsere Redaktion 20 Teilnehmer ausgewählt, deren Geschichte wir in der Zeitung erzählen. Nach den Sommerferien bestimmt eine Jury, welche Teilnehmer es auf die drei vorderen Plätze schaffen und welche auf die Ränge vier bis 20. Am 8. Oktober werden die Finalisten in der Volksbank in Wiehl geehrt.