Bei DannenbergKopfloser Rehbock gefunden – Polizei sucht Wilderer
Dannenberg – Offensichtlich verstand der Wilderer sein Handwerk. Mit nur einem Schuss erlegte er den Rehbock, trennte den Kopf fachmännisch ab. Und: Er platzierte den Kadaver an einer Stelle, wo er schnell hätte gefressen werden können. Ein besonders grausamer und merkwürdiger Fall von Wilderei gibt der Polizei und der Kreisjägerschaft Rätsel auf.
Ein Spaziergänger entdeckte das Reh am Samstag an der Straße durch den Forst zwischen Unnenberg und Dannenberg. Er informierte den Revierpächter Martin Altjohann. Dem 75-Jährigen bot sich ein trauriges Bild: „Ich bin seit mehr als 50 Jahren Jäger, aber so etwas habe ich noch nie gesehen.“ Dem Reh war der Kopf abgetrennt worden. Altjohann ist sich sicher: „Hier war ein professioneller Trophäenjäger am Werk.“ Er rief die Polizei, erstattete Anzeige.
Altjohann machte die Beamten vor Ort auf Blutspuren auf der Straße aufmerksam. Er vermutet, dass der Wilderer den toten Rehbock mit dem Auto an die Stelle transportiert hat: „Offenbar wurde das Tier aus dem Kofferraum geholt und über die Leitplanke die Böschung hinab Richtung Genkeltalsperre geworfen.“
Ist der Täter ebenfalls Jäger?
Dann habe sich der Täter noch die Mühe gemacht, den kopflosen Hals unter Gebüsch zu verstecken, interpretiert Altjohann den Fund. „Das Reh hier zu entsorgen, war bestimmt kein Zufall. Ein Jäger erkennt, dass an dieser Stelle regelmäßig Wildschweine unterwegs sind, die solche Kadaver gerne fressen.“
Ungewiss ist Altjohann aber, warum dem Tier ein Kreuz mit blauer Farbe aufgemalt wurde. Auch Manfred Kind, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, kann nur mutmaßen: „Wollte der Wilderer vielleicht aus Stolz eine Art Markenzeichen hinterlassen?“ Kind möchte sich bei den Hegeringen in Oberberg und beim Landesjagdverband erkundigen, ob ein ähnlicher Fall bekannt ist.
Der Chef der Kreisjägerschaft bestätigt Altjohanns Einschätzung, dass der Täter ebenfalls ein Jäger, zumindest als Gewehrschütze geübt ist: „Die Spuren sprechen dafür. Doch wahrscheinlich kommt der Wilderer von außerhalb des Kreises.“ Immer mal wieder würde der Kreisjägerschaft Wilderei bekannt, sagt Manfred Kind. Er spricht von wenigen Fällen pro Jahr. Bei der Kreispolizeibehörde sind aus dem vergangenen Jahr fünf Fälle aktenkundig. Der jetzige Fall bei Dannenberg ist in diesem Jahr der zweite.
Manfred Kind sagt, dass sich die Täter oftmals in Wäldern bewegen, die von der Autobahn aus gut zu erreichen sind. So seien zuletzt Wilderer bei Ründeroth und Kaltenbach beobachtet, aber nicht gefasst, worden.
Wilderei ist kein Kavaliersdelikt. Das Strafgesetzbuch sieht dafür eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren vor, in besonders schweren Fällen sogar von bis zu fünf Jahren.