„Ohne Grund“Supermarktbetreiber aus Oberberg sind verwundert über Hamsterkäufe
Oberberg – Wer derzeit einkaufen geht, der wundert sich über einige leere Regale in den Supermärkten. Da, wo sich sonst flaschenweise das Sonnenblumen- und Rapsöl oder die Mehlpakete stapeln, herrscht seit Tagen Leere. Doch warum eigentlich?
Peter Schliefer, Betreiber des Supermarktes Nahkauf in Gummersbach-Steinenbrück, und Hendrik Pilatzki, Geschäftsführer der Engelskirchener August Jaeger Nachf. GmbH & Co. KG, sind sich einig: Das liegt in erster Linie nicht am Lieferengpass, sondern an den Kunden selbst.
Menschen verfallen grundlos in Panik
Der Krieg in Europa habe auch Einfluss auf die Lieferketten, das sei unbestritten. Doch dass die Regale in seinem Supermarkt an einigen Stellen so geräubert würden, wie momentan, dafür gebe es eigentlich keinen Grund, meint Peter Schliefer. „Die Produkte fehlen vor allem deswegen in den Regalen, weil die Menschen in Panik verfallen und hamstern“, sagt er.
Das beobachtet auch Hendrik Pilatzki und spricht sehr deutlich das Problem an: „Wenn in den Medien berichtet wird, dass etwas knapp werden könnte, dann kaufen die Leute erst recht, obwohl sie das Produkt gar nicht brauchen. Wenn sich alle vernünftig verhalten würden, dann wären die Regale jetzt nicht so leer wie an einigen Stellen“, betont Pilatzki, der wie Peter Schliefer einen erhöhten Absatz unter anderem bei Sonnenblumenöl, Mehl und generell lange haltbaren Lebensmitteln in seinen Supermarktfilialen und im Großhandel feststellt.
Viele Lkw-Fahrer stammen aus der Ukraine
Die Beeinträchtigung der Lieferketten beobachtet auch Pilatzki derzeit. Immer häufiger fehlen die Lkw-Fahrer, beispielsweise da sie aus der Ukraine stammen und sich derzeit mit ganz anderen Dingen befassen müssten, als Waren hin und her zu fahren, weiß Pilatzki.
Dieses logistische Problem werde nun spürbar – aber eben auch Probleme, die schon lange bekannt seien. Einmal mehr werde der Fachkräftemangel deutlich. Dazu kommen weitere Einflüsse – unabhängig vom Krieg.
Auch weitere kriegsunabhängige Faktoren
Die Corona-Krise, die Geflügelpest in Frankreich, die zu Notschlachtungen vor Ort und weniger Eiern bei uns führt, sowie das Verkehrschaos auf den Straßen und der teils gesperrten A 45. Die Ukraine sei zudem ein wichtiger Weizenproduzent. Bis zu 80 Prozent stammen von den Ackern, über die nun die russischen Panzer rollen.
Pilatzki rechnet damit, dass sich die Lage auf dem Markt wieder beruhigen werde. Ändern werde sich in Zukunft dennoch einiges. „Wir müssen damit rechnen, dass einige Produkte knapper und auch teurer werden, wenn sie künftig vielleicht aus weiter entfernten Regionen importiert werden müssen. Unsere Lebensmittelversorgung in Deutschland sehe ich aber auch in Zukunft gesichert.“ Im Großhandel hat Pilatzki nun eine Reglementierung in Bezug auf bestimmte Produkte eingeführt, um möglichst allen Kunden gerecht werden zu können.
Lieferung funktioniert noch gut
Bei Peter Schliefer funktioniert die Lieferung derzeit noch gut. Anhand der gestiegenen Nachfrage wurden bestimmte Produkte im automatischen Bestellsystem bereits aufgestockt. „Wir haben also sogar mehr Ware bekommen als sonst“, erläutert Schliefer.
Aber: Wurden im Nahkauf pro Woche bisher etwa 20 Flaschen einer bestimmten Speiseöl-Marke verkauft, sind in der vergangenen Woche 100 Flaschen durch die Kasse gegangen. „Obwohl wir extra mehr nachbestellt haben, ist vieles weg“, wundert sich Schliefer über das Kaufverhalten seiner Kunden.
Waren werden in Zukunft teurer
Früher oder später werde das wohl auch in seinem Supermarkt dafür sorgen, dass die Preise bestimmter Produkte angehoben werden müssen, befürchtet er. Das liege neben dem Kaufverhalten aber auch an den gestiegenen Energiekosten, durch die auch der Strom für die Kühlungen teurer werden.
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Eine allzu hohe Erhöhung in der Bestellung der Produkte möchte Schliefer aber nicht vornehmen. „Wenn die hohe Nachfrage bald plötzlich wieder nachlässt, dann bleibe ich womöglich auf der ganzen zusätzlich bestellten Ware sitzen“, meint er.