Sanierung am Marienheider HeilteichDie Fische müssen umziehen
Marienheide – Gut möglich, dass sich im halben Meter hohen Schlamm noch Überraschungen verbergen. Aus anderen Gewässern hat Jonas Rose schon Tresore gefischt, die Einbrecher dort versenkt hatten. Im Marienheider Heilteich aber gehen dem Diplom-Biologen an diesem Donnerstag lediglich Fische ins Netz – doch davon jede Menge. Am Ende des Tages werden es geschätzt 200 Kilo an Seebewohnern sein, die rechtzeitig vor der Trockenlegung des Teichs in Sicherheit gebracht werden.
Nach Jahren der Planung hat die großangelegte Sanierung des alten Kurparks samt See nun begonnen. Bauzäune versperren seit Wochenbeginn den Zugang, denn dort lauert Gefahr: In der bis zu 60 Zentimeter hohen Schlammschicht, die jetzt im fast wasserlosen Heilteich liegen, könnten Erwachsene stecken bleiben und Kinder sogar ganz versinken. Erst irgendwann im kommenden Jahr, wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind, werden die Marienheider den Park neu entdecken können.
Das ganze Wasser wird abgepumpt
Um im ersten Schritt der Sanierung die Teichanlage auf Vordermann bringen zu können, haben die Gemeindeverwaltung und das Ingenieurbüro Donner und Marenbach den Fischereisachverständigen Jonas Rose ins Boot geholt. Der ist erstmals am Freitag in der vergangenen Woche von seiner Heimat im niedersächsischen Melle nach Marienheide gekommen, gemeinsam mit zwei Bekannten des Sportfischereivereins Bielefeld. Die Experten wurden beauftragt, die Fische aus dem künstlichen Gewässer zu holen. Die Karpfen haben dort jahrzehntelang ungestört ihre Bahnen gezogen.
Gemeindemitarbeiter Marco Schmereim weiß nicht, ob der vermutlich in den 1920er Jahren angelegte Teich jemals abgelassen wurde. In den vergangenen 20 Jahren, seitdem er im Rathaus ist, jedenfalls nicht. Im Schlamm könnte also tatsächlich noch einiges stecken, was dort eigentlich nicht hingehört. Bestimmt einige Biergläser aus vielen Jahren Heilteichfest.
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Heimische Fischsorten werden ausgesetzt, Nicht-Heimische zu Tierfutter
Nachdem in einem ersten Schritt schon jede Menge Fische von Rose und Kollegen aus dem Wasser geholt wurden, haben Mitarbeiter des Aggerverbands mit dem Abpumpen begonnen. Über eine Zahnradpumpe, die bis zu 60 Liter pro Sekunde fördert, wird das Wasser in einem Schlauch zum Ablass geführt. Von dort plätschert es durch den Damm in Richtung Leppe. Am Donnerstag ist aus dem 4300 Quadratmeter großen See mit seinem Fassungsvermögen von rund 4500 Kubikmetern bereits das meiste Wasser verschwunden. In den verbleibenden Lachen haben es die Fischer nun einfacher, die restlichen Tiere einzufangen. Knapp 50 Karpfen, tausend Giebel und hunderte Rotaugen, Moderlieschen, Grundlinge und auch ein paar Goldfische wandern nach und nach in große, mit Sauerstoff versorgte Tanks auf Anhängern. Sie werden in Richtung Bielefeld gebracht. Heimische Fischarten, erklärt Rose, erhalten ein neues Zuhause in einem Gewässer. Nicht-heimische Fische wie der Giebel und Goldfisch, so ist es vorgeschrieben, dürfen nicht wieder ausgesetzt werden – sie kommen als Futter in einen Tierpark. Keine ursprünglichen Bewohner sind auch die amerikanischen Signalkrebse, die auf unbekannte Weise in den Heilteich gelangt sind. Eine ganze Kiste der invasiven Edelkrebse haben die Fischer eingesammelt.
Der Schlamm soll nun trocknen und später von einer Firma aus dem Teich gebaggert werden. Weil er nährstoffreich ist, könnte ein Teil auf den Beeten verteilt werden. Parallel wird ein provisorischer Grundablass in den Damm eingebaut, damit der Teich nicht wieder volläuft. Die Ausschreibung für weitere Arbeiten laufen: Der Damm soll noch in diesem Jahr grundlegend saniert werden. Erst im nächsten Jahr beginnt die eigentliche Parkerneuerung.