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SchützenfestMüllenbach feiert diesmal auch die urkundliche Ersterwähnung vor 850 Jahren

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem alten Schwarz-Weiß-Foto zieht der Hofstaat in der 1930er Jahren durch den Ort.

Schützenfest in Müllenbach hat eine lange Tradition: Hier zieht der Hofstaat in der 1930er Jahren durch den Ort.

Am Wochenende ist Schützenfest in Müllenbach. Als „Mulenbeke“ tauchte der Ort im Jahr 1174 erstmals in einer Urkunde auf.

Wenn das Kirchspiel Müllenbach am Wochenende das 467. Schützenfest feiert, haben die Einwohnerinnen und Einwohner gute Gelegenheit, auf einen noch älteren und dazu runden Geburtstag anzustoßen. Die zur Gemeinde Marienheide gehörende Ortschaft wird 850 Jahre alt, denn im Jahr 1174 taucht Müllenbach erstmals in einer Urkunde auf: Unter dem Namen „Mulenbeke“ wird der Ort damals in einem Vertrag genannt, den das Kölner St. Severinsstift mit dem Grafen Engelbert von Berg schloss. Und das aus gutem Grund, wie überliefert ist. Anlass zu dem besonderen Dokument gab die, so wörtlich, angeborene „Hartherzigkeit des dortigen Menschenschlags“.

Die allererste Charakterisierung der hiesigen Einwohner

Die Passage mit der Hartherzigkeit ist geschichtlich interessant – handelt es sich doch um die allererste Charakterisierung der hiesigen Einwohner, wie der verstorbene Müllenbacher Heimatforscher Manfred Berges in einem Artikel aus dem Jahr 1998 festhielt.

Manfred Berges, Träger des Rheinlandtalers, ordnete damals die Bedeutung der Urkunde von 1174 für Müllenbach ein. Im selben Jahr hatte der Eckenhagener Klaus Pampus in einem Sonderdruck der Oberbergischen Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins ein Monumentalwerk vorgelegt: Mit der Schrift „Urkundliche Erstnennungen oberbergischer Orte“ dokumentierte Pampus die geschichtlichen Ursprünge von 1122 hiesigen Städten und Orten; Müllenbach war einer von ihnen.

In der Gegend wurde mit zweierlei Münze gezahlt

Aus der Urkunde von 1174 geht hervor, dass das Stift St. Severin sich nicht mehr in der Lage sah, die ihm zustehenden Steuern („Zehnten“) einzutreiben, eben wegen der „Hartherzigkeit“. Mit dieser waren übrigens nicht nur die Müllenbacher gemeint, denn der Vertrag galt für die beiden Pfarreien Meinerzhagen („Meynardishagen“) im Märkischen und Gummersbach. Und zu letzterer gehörten neben Müllenbach auch die erstmals urkundlich genannten Orte Gelpe und Ründeroth. Alle können also in diesem Jahr auf ihr 850-Jähriges zurückblicken. Wiedenest und Lieberhausen sind auch erwähnt, aber nicht zum ersten Mal.

In dem Dokument ist festgehalten, dass Konrad, Probst der Kölner Severinskirche, das Steuereintreiben an den Grafen Engelbert von Berg als Schirmvogt des Stiftes übertrug. Als Gegenleistung verpflichtete sich der Graf, eine jährliche Pauschalgebühr von 23 Mark zu zahlen. Hebestelle für die Steuer war Lindlar, wohin die Zehntgüter geliefert und wo sie registriert, deponiert und gesammelt wurden. Kölner Fuhrleute holten sie ab, denn zum Großteil bestanden die Steuern damals nicht aus Geld, sondern aus Naturalien.

Die Sache mit dem Geld war zu damaliger Zeit in hiesigen Gefilden ohnehin nicht ganz einfach. Denn in den sieben Kirchspielen, die in der Urkunde genannt sind, wurde in zweierlei Währung abgerechnet, schreibt Manfred Berges – nämlich in „Dortmunder Mark“ und in „Kölner Kassenmünze“. In der Dortmunder Währung zahlten die Kirchspiele Wiedenest, Meinerzhagen und Lieberhausen.

Mit Kölner Münze wurden die Steuern in Gummersbach, Müllenbach, Gelpe und Ründeroth entrichtet. Das zeigt, in welche Richtung damals die Hauptwarenströme flossen. Berges kommt zu dem Schluss: „Die Einwohner der Kirchspiele Lieberhausen, Wiedenest und Meinerzhagen verdienten ihr Geld sozusagen im Ausland.“


467. Schützenfest in Müllenbach

Der Schützenverein Müllenbach von 1557 feiert sein 467. Fest von Samstag bis Montag, 27. bis 29. Juli, in und an seiner Festhalle an der Schützenstraße. Doch zunächst trifft sich die Festgesellschaft aus dem Kirchspiel an der Friedenseiche in der Ortsmitte, wo am Samstag um 17 Uhr das Platzkonzert beginnt. Eine Stunde später künden Böllerschüsse vom offiziellen Festbeginn. Die Schützen treten zum Marsch auf den Ehrenfriedhof und anschließend zum Festgottesdienst in die Kirche an. Um 19.15 Uhr werden Königspaar und Hofstaat vom ehemaligen Volksbank-Gebäude abgeholt zum Kommers in der Halle (ab 20.15 Uhr).

Der Sonntag beginnt um 7 Uhr mit Böllerschüssen, eine halbe Stunde später treten die Schützen zum Marsch an, der zum Männerfrühschoppen in der Halle führt (Beginn 10 Uhr). Nach dem großen Festumzug um 15 Uhr beginnt auf dem Festplatz das Königsvogelschießen. Das neue Majestätenpaar wird um 20 Uhr gekrönt, anschließend steigt der Festball mit der Band „Hotspot“.

Mit dem Kindervogelschießen beginnt um 10 Uhr der Montag, parallel findet in der Halle ein musikalischer Familienfrühschoppen statt. Um 12 Uhr werden die Gewinner der Tombola gezogen. Am Feuerwehrgerätehaus an der Straße „Auf der Vogelruthe“ wird Kindern ab 14 Uhr ein Unterhaltungsprogramm geboten. Eine Stunde später setzt sich der Festzug in Bewegung. Das neue Kinderkönigspaar wird um 17 Uhr inthronisiert. Nach einem weiteren Festzug am Abend beginnt um 20.30 Uhr der Königsball mit der Band „T-Time with Lukas“.

Das Buch zum Fest ist für fünf Euro in der Halle erhältlich. Auf 188 Seiten gibt es viele Fotos und Berichte.