Vor genau 40 Jahren überfielen zwei Bankräuber die Sparkasse in Marienheide-Rodt und nahmen Egon Förster als Geisel. Er erinnert sich.
Vor 40 JahrenEgon Förster war Geisel eines Banküberfalls in Marienheide
Der 14. September 1984 ist ein Freitag. Egon Förster nutzt die Mittagspause, um in der Filiale der Kreissparkasse in Marienheide-Rodt Geld abzuheben. Exakt 500 D-Mark. Die Auszahlungsquittung hat der 39-Jährige schon unterschrieben. Es ist 13.30 Uhr, Förster ist der einzige Kunde und will mit Filialleiter Rolf Fenstermacher, der in der Mini-Filiale alleine arbeitet, noch ein wenig quatschen.
In diesem Moment stürmen zwei mit Strümpfen maskierte Männer herein. Sie drängen Egon Förster in die Ecke zwischen Theke und Fenster, einer der Männer hat eine Pistole in der Hand. „Ich musste in die Knie gehen und hatte das Püster im Nacken“, erinnert sich Förster heute, 40 Jahre später. „Da geht einem die Muffe.“
Die Täter fordern Bargeld. „Mach voran, oder ich drücke ab“ herrscht der Mann mit der Pistole Rolf Fenstermacher an. Dem Filialleiter bleibt keine Wahl. Er schiebt den Bankräubern rund 20.000 Mark über die Theke. „Ich hatte den Eindruck, die waren entschlossen, Ernst zu machen“, sagt Fenstermacher wenig später, laut Zeitungsbericht.
Die Gangster fliehen mitsamt ihrer Beute, zuvor aber rauben sie Egon Förster noch die 500 Mark, die er abgehoben hatte. Draußen springen sie in einen wartenden VW Golf, metallicgrün, und rasen in Richtung Gummersbach davon. Das Ganze hat kaum länger als eine Minute gedauert. Den gestohlenen Golf findet die Polizei wenig später auf einer schlammigen Viehweide bei Dahl. Von den Tätern keine Spur.
Obwohl der Raubüberfall mittlerweile 40 Jahre her ist, bleibt er ein prägender Moment im Leben von Egon Förster. Der heute 79-Jährige lebt weiterhin in Marienheide, in der Etage über ihm wohnen seine Tochter und sein Enkel Leon (sieben). Seine Frau Monika, die ihn immer unterstützt und auch nach dem Überfall zur Seite gestanden hatte, ist vor fünf Jahren verstorben.
Förster selbst ist bereits seit über 60 Jahren Mitglied im Schützenverein Marienheide, davon 28 Jahre als Schützenhauptmeister. 1984, als der Überfall geschah, war Förster amtierender Schützenkönig. Außerdem singt er seit 64 Jahren als 1. Tenor im Quartettverein Marienheide. Die Erinnerungen an den Überfall beschäftigen ihn auch heute noch. Oft trägt er den Zeitungsausschnitt von damals mit sich und erzählt den Menschen von seinem außergewöhnlichen Erlebnis.
Zum Jahrestag des Banküberfalls greift der Marienheider zum Telefon
Förster kennt viele Leute, und noch mehr kennen ihn. Denn der gelernte Kaufmann hat über Jahrzehnte bei einer echten Institution gearbeitet: Bei Stempel Oberndorf, das später in Stempel Michel umbenannt wurde und 2023 schließen musste. Heute weiß Egon Förster, was für ein großes Glück er damals hatte.
Jedes Jahr am 14. September, wenn sich der Raubüberfall jährt, greift Förster zum Telefon und ruft Rolf Fenstermacher, den ehemaligen Filialleiter der Kreissparkasse in Rodt, an. Fenstermacher lebt seit einigen Jahren in Norddeutschland. Der Überfall verbindet die beiden Männer noch heute und so ist das Telefonat für sie zur Tradition geworden. 40 Jahre nach dem Überfall wollen sich die beiden in der gemeinsamen Heimat treffen.
Für Rolf Fenstermacher war es übrigens nicht der erste Banküberfall. Am 3. August 1983, also gut ein Jahr zuvor, hatten zwei junge Männer dieselbe Filiale der Kreissparkasse in Rodt überfallen und dabei 7000 Mark erbeutet. Dabei hatten sie sich allerdings so stümperhaft angestellt, „dass schon eine halbe Stunde später die Handschellen klickten“, wie die Zeitung damals vermeldete.
Der Überfall aus dem Jahr 1984 hatte ein Nachspiel. Die Bankräuber, die zunächst entkommen konnten, wurden schließlich doch noch geschnappt, vor Gericht gestellt und verurteilt. „Ich musste als Zeuge aussagen“, erinnert sich Egon Förster. Die Täter habe er nicht wieder erkannt, „denn sie waren ja maskiert“. Wie hoch die Gefängnisstrafe ausfiel, weiß Förster heute nicht mehr.