Rührender Moment in MarienheidePeter Pietschmann trifft auf seine Lebensretter

Ihr Einsatz rettete Peter Pietschmann (M.) im Februar 2018 das Leben: Sascha Runge, Alexander Berges, Dr. Christine Windhagen und Däni Lachmann (v.l.).
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- Peter Pietschmann leidet an Asthma, ein Anfall wäre ihm beinahe zum Verhängnis geworden.
- Sein Leben wurde durch vom Team der Marienheider Rettungswache gerettet.
Oberberg – Vielen tausend Menschen hilft der oberbergische Rettungsdienst jährlich. Er versorgt Schwerkranke, Unfallopfer, Notfälle jeder Art.
Etlichen Menschen wird durch das präzise Zusammenspiel aller am Einsatz Beteiligter das Leben gerettet. Die wenigsten Patienten wissen, wer ihnen geholfen oder sie vielleicht sogar vor dem Schlimmsten bewahrt hat.
Zu den Menschen, die sich nach dem Überstehen einer lebensbedrohlichen Situation nicht nur bei den Ärzten im Krankenhaus bedanken, sondern auch bei den Mitarbeitern des Rettungsdienstes, gehört Peter Pietschmann. Der ehemalige Müllenbacher Gemeindepfarrer traf am Freitag in der Marienheider Rettungswache erstmals das Team, das ihm im Februar das Leben rettete.
Pietschmann leidet an Asthma. Als die Luftnot an diesem Tag wieder kommt, denkt er zunächst, „das ist das Übliche“ und greift zum Asthmaspray. Der 68-Jährige ist „so erzogen, dass man nicht gleich den Notarzt anruft, wenn einem etwas fehlt“. Als die Beschwerden stärker werden, ruft er am Abend seinen Sohn an. Der findet den schwer atmenden Vater und wählt sofort die 112. „Ich hatte Todesangst“, erzählt Pietschmann, „und dachte wirklich, mein letztes Stündchen hätte geschlagen.“
Hilfe binnen Minuten
Binnen weniger Minuten ist Hilfe vor Ort. Jeder übernimmt sofort die Aufgaben, für die alle Mitarbeiter im Rettungsdienst ausgebildet sind. Notfallsanitäter Alexander Berges ist unmittelbar am Patienten, Notärztin Dr. Christine Windhagen untersucht Pietschmann, während Notfallsanitäter Däni Lachmann die notwendigen Medikamente aufzieht und Rettungsassistent Sascha Runge den raschen Abtransport vorbereitet.
Der war nötig, denn Pietschmann saß in einem engen Büro. Ehe er das Bewusstsein verlieren würde, sollte er aus dem Raum heraus sein. Die Situation, fasst der für den Rettungsdienst zuständige Amtsleiter Dr. Ralf Mühlenhaus so zusammen: „Der Patient hatte keine Reserven mehr, die Lage war lebensbedrohlich.“
Wie Pietschmann ins Krankenhaus kam, weiß er nicht mehr. An die Lichter an der Einfahrt zur Notaufnahme erinnert er sich noch, richtig wach wird er erst später auf der Intensivstation.
Wieder genesen, war für ihn klar, „da willst Du Danke sagen“. Er habe sich von Anfang an in guten, professionellen Händen gewusst, „ich fühlte mich bewahrt“, sagt er und denkt als Pfarrer dabei nicht nur an die Rettungsdienstler.
Danksagung mit zwei Armen
Manche Gerettete schreiben Briefe, andere sagen öffentlich Danke. Mühlenhaus erinnert sich an eine junge Frau, der bei Holzarbeiten von der Kreissäge ein Unterarm abgetrennt worden war. Noch auf der Anfahrt des Notarztes verständigte die Leitstelle einen Rettungshubschrauber. „Drei OP-Teams schafften es in einer 18-stündigen Operation, den Arm erfolgreich zu transplantieren“, erzählt Mühlenhaus. In der Dankanzeige habe die Frau ihre Arme in die Höhe gehalten – beide funktionsfähig.
Eine Familie in Waldbröl, deren Kind der Rettungsdienst reanimieren konnte, gab ebenfalls eine Zeitungsannonce auf, in der sie für die Rettung ihres Kindes dankte. Bernhard Kiesecker, Chef der Leitstelle im Notfallzentrum Kotthausen, war damals Disponent und nahm den Notruf entgegen: „Da konnte ich das Kind noch schreien hören, kurz darauf wurde es bewusstlos. Der Rettungswagen war anderthalb Minuten später vor Ort, und unsere Leute konnten das Kind wiederbeleben.“
Am Freitag traf ein weiterer Brief bei Mühlenhaus ein. Eine Frau dankte darin für die Rettung ihres Mannes und die ruhige und professionelle Art, in der von der Leitstelle aus die Reanimation eingeleitet wurde bis der Notarzt eintraf. Diese Telefon-Reanimation kommt inzwischen immer häufiger und erfolgreicher zum Einsatz.
Teamarbeit
Zwischen 40 bis 60 Einsätze mit reanimationspflichtigen Patienten hat der Rettungsdienst durchschnittlich pro Monat. Wenn möglich, beginnt das Team der Leitstelle zusammen mit Angehörigen vor Ort mit ersten lebensrettenden Maßnahmen. Leitstelle, Rettungsdienst, Krankenhaus – „alles funktioniert nur als Teamleistung und mit einer guten Ausrüstung“, unterstreicht Mühlenhaus.
So hat es auch Peter Pietschmann erlebt. Als er von Kiesecker hörte, dass die Leitstelle noch seltener von ehemaligen Notfallpatienten kontaktiert wird als die Kollegen in den Rettungswachen, stattete er dem Einsatzzentrum auch noch einen Besuch ab.
Noch mehr als vor seinem Notfall hat er überhaupt kein Verständnis, wenn Rettungsdienstler während ihrer Einsätze behindert oder sogar angegangen werden. Und sollte er je wieder in so eine Notlage wie im Frühjahr kommen, hat er eines gelernt: nicht erst um eine Minute vor zwölf die 112 wählen!
Rettungsdienst
60 000 Einsätze etwa wird der Rettungsdienst in diesem Jahr fahren. Etwa 25 000 davon sind Notfalleinsätze, die anderen Krankentransporte.
294 Mitarbeiter hat der Rettungsdienst aktuell. Neben den Rettungsassistenten und Notfallsanitätern, die die Erstversorgung, beschäftigt der Oberbergische Kreis 14 hauptamtliche Notärzte.
13 Rettungswachen decken das Kreisgebiet ab. Insgesamt sind 14 Rettungswagen, sechs Notarzteinsatzfahrzeuge und 16 Krankentransportwagen für die medizinische Notfallversorgung der Bevölkerung zuständig. Träger und Betreiber des Rettungsdienstes ist der Kreis. (kn)