2023 ist vieles in Marienheide angestoßen worden, was 2024 fortgesetzt wird. Im Interview sprach Bürgermeister Stefan Meisenberg darüber mit Stefan Corssen
Interview mit Stefan Meisenberg„Es geht um die Zukunftsfähigkeit von Marienheide“
Welches Thema wollen Sie 2024 als erstes angehen?
Im ersten Quartal steht vor allem die Frage der Flüchtlingsunterbringung im Vordergrund. Neben dem Rathaus werden in einem ersten Schritt sechs Container aufgestellt , vier Wohncontainer und je einer für Küche und Sanitäreinrichtungen. Zwei weitere Standorte für Container sind in der Vorprojektierung. Außerdem würden wir von privater Hand gerne ein Industriegebäude erwerben, das Platz für bis zu 30 Personen bietet.
Wir sind auch weiter am Ankauf und der Anmietung von privaten Immobilien interessiert. Manche Eigentümer schreckt es allerdings ab, wenn sie erfahren, dass ihr Gebäude als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden soll.
Was steht außerdem an?
Wir machen weiter mit der Aufwertung des Heilteiches. Im Frühsommer soll der im Bau befindliche Pavillon fertiggestellt werden, für den Herbst ist dann eine Einweihung der kompletten Anlage geplant. Außerdem soll die Erweiterung der Feuerwehr in Kalsbach abgeschlossen werden, die Pläne für die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses Marienheide werden Ende Februar im Bauausschuss vorgestellt.
Generell kann ich sagen, dass 2024 sehr vieles vorbereitet wird, auch die nächsten Stufen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK). Dazu zählen die landschaftsplanerische Umgestaltung des Dr.-Oscar-Kayser-Platzes und des Heier Platzes einschließlich der Vorberatung für die Sanierung der Tiefgarage. Auch die Ausführung der Sanierung der Klostergasse steht an.
Voraussichtlich im April 2024 soll der Eisenbahnverkehr wieder aufgenommen werden. Bereits seit Juni 2023 ist Marienheide vom Bahnverkehr abgeschnitten. Wie sehr ärgert Sie das?
Es ist wichtig, dass die Bahn mit baulichen Maßnahmen in ihre Zukunftsfähigkeit investiert, denn dabei geht es auch um die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde. Ziel sind ein 20-Minuten-Takt nach Gummersbach und eine stündliche Verbindung nach Lüdenscheid. Was das Baustellenmanagement der Bahn angeht und die Bürokratisierung, da sind sicher Verbesserungen möglich. Die Aufwertung der Buslinie 336 ist für uns allerdings fast noch wichtiger als die Bahn. Monti ist eine tolle Ergänzung dazu.
Stichwort Radverkehr und Klimaschutz: Da tut sich einiges.
2023 haben wir erstmals eine Klimaschutzwoche durchgeführt. Persönlich war ich begeistert vom Ergebnis, das Projekt war ein großer Erfolg, vor allem dank der großen Beteiligung der Bevölkerung. Wir haben weitere 50 000 Euro bereit gestellt, um private Photovoltaikanlagen auf Dächern zu fördern, das läuft sehr gut.
Auch die Zusammenarbeit mit dem Klimabeirat funktioniert sehr gut, die Vertrauensbasis ist gewachsen. Beim Radverkehr hat sich etwas aufgebaut, auch die Verwaltung hat dazugelernt. Konkret sind weitere Radwege gedacht, etwa entlang der B 256 nach Kotthausen weiter nach Windhagen und Gummersbach. Wir sind hierzu mit dem ADFC im Gespräch, 2024 stehen zudem Abstimmungen mit Straßen NRW und dem Kreis an.
Zu den Finanzen. Dieses Jahr geht es noch ohne Steuererhöhung, aber 2025 sollen Grundsteuern und Gewerbesteuern deutlich angehoben werden.
Ich habe noch die Hoffnung, dass es anders gehen könnte. 2023 hatten wir mit 8,9 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen ein Rekordergebnis. Und die Steuerveranlagungen für 2024 sind aus unserer Sicht auch sehr positiv.
Welches Thema ist Ihnen in diesem Jahr persönlich besonders wichtig?
Wir wollen mehr für die Jugend in Marienheide tun. Wir nehmen an der „Jugend-entscheidet-Akademie“ der Hertie-Stiftung teil, als eine von 35 Kommunen aus ganz Deutschland. Es geht um die Frage „wie können wir Jugendliche beteiligen'“– dazu streben wir ein jährliches Jugendforum an, mit professioneller Begleitung. Das Ziel lautet, ein Jugendbudget einzurichten.
Konkret wollen wir mit den Jugendlichen auch über einen Skatepark diskutieren. Gibt es dafür in Marienheide einen Bedarf? Es gibt ja sehr schöne Skateanlagen in Gummersbach und Wiehl. Eine andere Frage, die wir diskutieren sollten, ist der Standort des Jugendzentrums, das momentan an der Gesamtschule untergebracht ist. Wäre das im Ortszentrum nicht sinnvoller?