AboAbonnieren

Interview Car-Sharing in Marienheide stößt bislang nur auf wenig Interesse

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt eine Hand mit einem Smartphone und im Hintergrund ein rotes Auto.

Registrierte Nutzer können die Car-Sharing-Autos per App oder am Computer buchen.

Gerhard Baumeister ist Gründungs-Mitglied und Vorstand der Car&RideSharing Community eG mit Sitz in Overath. Im Interview spricht er zum Thema Car-Sharing.

Seit Oktober 2023 stehen in Marienheide zwei Fahrzeuge bereit, die man für relativ kleines Geld nutzen kann. Bis jetzt wird dieses Angebot aber nur wenig genutzt. Woran liegt das?

Baumeister: Seit dem Start in Marienheide haben wir rund 70 Fahrten gezählt, zumeist waren es Mitarbeitende der Gemeinde Marienheide, die unsere Car-Sharing-Fahrzeuge für Dienstfahrten genutzt haben. Für die geringe Resonanz gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist das Angebot sicher noch nicht so bekannt, weil in Marienheide bislang noch keine Auftaktveranstaltung zum Car-Sharing-Angebot stattgefunden hat. In Absprache mit dem Rathaus planen wir das für Mai.

Das Foto zeigt Gerhard Baumeister, er ist Gründungs-Mitglied und Vorstand der 2019 gegründeten, von  ehrenamtlichen Kräften geführten Bürgergenossenschaft Car&RideSharing Community eG mit Sitz in Overath

Gerhard Baumeister ist Gründungs-Mitglied und Vorstand der 2019 gegründeten, von ehrenamtlichen Kräften geführten Bürgergenossenschaft Car&RideSharing Community eG mit Sitz in Overath

Zum anderen zeigen uns die Erfahrungen aus den anderen neun Kommunen, in denen wir mittlerweile vertreten sind, dass es eine Zeit dauert, bis ein solches neues Angebot angenommen wird. Nach einer Anlaufzeit von rund einem Jahr sieht das erfahrungsgemäß ganz anders aus. In Overath, wo wir angefangen haben, sind die Fahrzeuge jetzt – nach fünf Jahren – in der Regel jeden Tag unterwegs.

In Marienheide werden Standortpaten für das Car-Sharing gesucht. Was hat es damit auf sich?

Standortpaten sind ein wesentlicher Baustein unseres Car-Sharing-Angebots. Die ehrenamtlichen Paten sind gewissermaßen die Botschafter unserer Genossenschaft und Ansprechpartner der Nutzergemeinschaft vor Ort. Diese weisen neue Nutzer ein, zeigen ihnen, wie das Buchungssystem und die Handhabung von Fahrzeug und Ladestation funktionieren, und was man im Fall einer Panne oder Reparatur macht.

Darüber hinaus kümmern sich die Paten um die Fahrzeuge, fahren diese bei Bedarf in die Waschstraße oder in die Werkstatt zum Sicherheitscheck. Dafür können die Paten unsere Fahrzeuge bis zu einem gewissen Umfang zu Sonderkonditionen nutzen.

Laut ADAC belaufen sich die Kosten für einen VW Golf auf 23 Euro am Tag oder 690 Euro im Monat. Car-Sharing ist da oft deutlich günstiger. Warum tun sich viele Menschen dann immer noch schwer damit?

23 Euro, das entspricht bei uns in etwa der Monatsgebühr, dazu kommen 28 Cent pro gefahrenem Kilometer sowie 1,50 Euro pro Nutzungsstunde. In vielen Fällen ist Car-Sharing tatsächlich deutlich günstiger, gerade auch, wenn es sich um die Nutzung eines Zweitwagens handelt, der in der Regel hohe Standzeiten hat.

Wer beispielsweise mit seinem Zweitwagen 200 Kilometer und rund zehn Stunden im Monat fährt, der kommt, wenn stattdessen unser Car-Sharing genutzt wird, inklusive Monatsgebühr auf rund 90 Euro im Monat. Auf unserer Internetseite haben wir dazu einen Tarifrechner.

Die Bequemlichkeit der Autofahrer spielt da doch sicher auch eine Rolle?

Klar, das ist so. Dazu kommt für viele die emotionale Bindung an den eigenen Wagen. Bei der Frage Car-Sharing oder eigenes Auto ist es oft so, dass der Kopf zum Car-Sharing „Ja“ sagt, der Bauch jedoch lieber nichts ändern möchte.


Wer Car-Sharing in Marienheide nutzen will, muss sich beim Anbieter Car & Ride Sharing Community online registrieren, dann sind zwei Fahrzeuge, ein e-Smart und ein Diesel-VW- Bus, buchbar. Vereinen, die sich anmelden, wird die monatliche Grundgebühr erstattet. Gesucht werden Standortpaten als Ansprechpartner für neue Nutzer.Weitere Infos gibt es unter (02264) 4 04 41 26, tobias.schmitz@marienheide.de carsharing2go.net