Rücken, Fasten, Elektroschocker50 Jahre internationale Polizeiausbildung im Schloss
- Das IBZ ist keine staatliche Polizei-Akademie, sondern versteht sich als eine Art Volkshochschule für Polizisten, Justizbedienstete und Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung.
- Jedes sind 1000 Polizisten aus aller Welt zu Gast.
- Am 25. Oktober ist das 50. Jubiläum.
Gimborn – Kein anderes Dorf auf der Welt dürfte so ein hohes Polizeiaufkommen wie Gimborn haben. Gerade mal zwei Dutzend Menschen leben in dem abgelegenen Marienheider Schlossort, mehr als 1000 Polizisten sind dort jedes Jahr zu Gast. Die kommen mittlerweile sogar aus Sri Lanka, St. Helena, Neuseeland und anderen weit entfernten Ländern. Schutzmänner auf dem gesamten Globus zu vernetzen, war schon der Leitgedanke, als das Informations- und Bildungszentrum Schloss Gimborn vor 50 Jahren gegründet wurde. In diesem Sommer wird das Jubiläum groß gefeiert.
Das IBZ ist keine staatliche Polizei-Akademie, sondern versteht sich als eine Art Volkshochschule für Polizisten, Justizbedienstete und Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung. Es wird von einem Verein getragen, der sich am 25. Oktober 1969 im Schlosshotel konstituierte. Damals mit dabei waren Oberamtsrat Werner Knabe vom Oberbergischen Kreis und der Gimborner Gemeindedirektor Theodor Schmidt.
An der Gründung maßgeblich beteiligt waren die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen und die Sektion Niederlande der „International Police Association“ (IPA) – in der weltweit größten Berufsvereinigung haben sich derzeit annähernd 430 000 Angehörige des Polizeidienstes aus 67 Staaten zusammengeschlossen. Der IBZ-Verein zählt heute mehr als 560 Mitglieder, die aus mehr als 30 Ländern stammen.
Dass ausgerechnet im beschaulichen Gimborn das Bildungszentrum entstand, geht auf eine Wanderung einiger IPA-Mitglieder zurück. Die Gruppe aus Deutschen, Niederländern, Luxemburgern und Dänen entdeckte in den 1960er Jahren bei einer Tour durchs Bergische in dem Weiler Kümmel bei Gimborn ein altes leerstehendes Haus. Sie mieteten es von Franz-Egon Freiherr von Fürstenberg, bauten es aus und machten es innerhalb der IPA als Ferienhaus bekannt. Als sich 1969 die Möglichkeit bot, Teile des Gimborner Schlosses vom Freiherrn anzumieten, wurde das IBZ aus der Taufe gehoben.
Internationaler Austausch
Der Vorstand des Vereins wird derzeit von Peter Newels geführt, Polizeioberrat aus Münster. Dem 44-köpfigen Kuratorium gehören neben dem oberbergischen Landrat Jochen Hagt und Marienheides Bürgermeister Stefan Meisenberg unter anderem der Bundespolizeipräsident von St. Augustin, mehrere Polizeipräsidenten sowie IPA-Vertreter aus aller Herren Länder an. Ein Oberberger aber sorgt vor Ort dafür, dass die Geschäfte laufen: René Kauffmann ist seit 2014 Direktor des IBZ und verantwortlich für das Seminarprogramm. Jährlich rund 50 Veranstaltungen widmen sich ganz unterschiedlichen Gebieten, nur die Hälfte davon ist spezifisch auf die Polizeiarbeit zugeschnitten. Grundsätzlich stehen sie für jedermann offen. Es geht um Gesundheitsthemen wie Fasten, Ruhestand und Rückentraining, um Kommunikation über soziale Medien, aber auch um „Gewalt gegen die Staatsgewalt“, Drohnen im Polizeieinsatz, grenzüberschreitende Polizeiarbeit am Beispiel des Menschenhandels, Motorradgangs, Hooligans bei Fußballspielen und internationalen Terrorismus.
Die Dozenten engagiert das IBZ auch im Ausland, viele Seminare werden zweisprachig angeboten. Dolmetscher übersetzen dann ins Englische, Polnische, Italienische, Französische oder Spanische. Das IBZ sei für die „weichen Themen“ zuständig, erklärt Direktor Kauffmann: „Einsatztaktische Schulungen bieten wir nicht an.“ Dass im Jubiläumsjahr ein viertägiger Kurs für die Anwendung von Elektroschockpistolen, sogenannten Tasern, angeboten wird, liege an der großen internationalen Nachfrage, sagt Kauffmann. Dieses englischsprachige Training findet im Herbst statt. Von den jährlich rund 1200 Seminarteilnehmern kommt knapp ein Drittel aus dem Ausland, die meisten aus Europa, einige von viel weiter her.
„Viele werden von ihrem Dienstherrn entsendet. Doch es gibt auch einige, die für einen Besuch Sonderurlaub nehmen und das Seminar selbst bezahlen“, sagt Kauffmann. Da spiele auch der besondere Ort eine Rolle, meint der IBZ-Chef. Den meisten Teilnehmern sei es ganz recht, dass es in Gimborn fast keinen Handyempfang und auf den Zimmern keinen Fernseher gibt. Umso besser laufe der internationale Austausch aabends in der Turmbar – in der besonderen Schlossatmosphäre.
Das Jubiläum
Bei einem Blaulichttag am Samstag, 31. August, 14 Uhr, am Gimborner Schloss können Kinder und Erwachsene in die Polizeiarbeit hineinschnuppern. Bereits am Tag zuvor reisen angemeldete Gäste zur Jubiläumsfeier an. Am Samstagvormittag findet ein Festakt mit dem Landespolizeiorchester Nordrhein-Westfalen statt, abends gibt’s Livemusik aus der Zeit der 1960er bei einem Festabend. Die Jubelfeier steht unter der Schirmherrschaft des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul. (ag)