AboAbonnieren

WeltenbummlerFußballtrainer Irfan Buz sucht eine neue Herausforderung in Bosnien-Herzegowina

Lesezeit 3 Minuten
Foto eines Fußballtrainers vor einem Vereinslogo

In den Neunzigerjahren stand Irfan Buz für Marienheide auf dem Platz, seit September heuert der 57-Jährige als Coach in Mostar an.

Der heute 57-Jährige spielte für Marienheide und trainierte Hackenberg. Seit kurzem heuert er beim Erstligisten Mostar an.

Am Freitagabend um 20.45 Uhr spielt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in der UEFA Nations League in Zenica gegen die Auswahl von Bosnien-Herzegowina, die vom Ex-Bundesligaprofi Sergej Barbarez trainiert wird. Rund 150 Kilometer südlich der 120000-Einwohner-Stadt betreut Fußballlehrer Irfan Buz seit Anfang September den Erstligisten FK Velež Mostar.

In den Neunzigerjahren spielte Buz für Marienheide

„Natürlich würde ich mir das Spiel gerne vor Ort angucken, aber wir haben am Samstag ein Nachholspiel gegen FK Borac Banja Luka“, erklärt der 57-Jährige, der in den 1990er-Jahren für den SSV Marienheide spielte und Trainer von Baris Spor Hackenberg war. Nicht zurückgreifen kann Buz in dem Spiel gegen den Conference League-Teilnehmer auf Torhüter Osman Hadzikic, der im Kader der A-Nationalmannschaft steht.

Irfan Buz hat sich in den vergangenen Jahren in der Türkei einen Namen als Trainer und TV-Experte für verschiedene Sender gemacht. Nun wagt er den Schritt in ein anderes Land. „Die Gespräche mit dem neuen Präsidenten Admir Rahimić haben mich überzeugt. Velež Mostar hat eine große Tradition und wir wollen hier etwas aufbauen.“

Kontakt wurde über Spielerberater geknüpft

Der Erstkontakt entstand über einen Spielerberater, der unter Buz noch als Spieler bei Osmanlispor aktiv war. Insgesamt zehn Trainerstationen hatte Buz in der Türkei. Bei Bursaspor, wo er 2013 als Co-Trainer von Christoph Daum anheuerte, war er sogar zweimal im Amt. Ebenso bei Yeni Malatyaspor, mit denen er 2017 sensationell in die Süper Lig aufstieg. „Nach elf Jahren in der Türkei hat es mich gereizt, ein neues Land und eine neue Mentalität kennenzulernen“, so Buz, der in der Türkei berühmte Spieler trainieren durfte: „Viele davon haben mittlerweile internationale Karrieren gemacht und sind Multi-Millionäre.“

Viele davon haben mittlerweile internationale Karrieren gemacht und sind Multi-Millionäre.
Irfan Buz über seine ehemaligen Spieler in der Türkei

Mit diesen Summen kann und will Buz bei seinem neuen Club, der in einer Zwölfer-Liga spielt, gar nicht mithalten. „Die Liga ist nicht so finanzstark, aber wir haben bei Spitzenspielen auch über 10000 Zuschauer. Man kann uns mit dem FC St. Pauli vergleichen. Hier ist jeder herzlich willkommen.“

In den ersten Wochen seiner Amtszeit ging es für ihn und sein fünfköpfiges Team, das er mitbringen durfte, gleich Schlag auf Schlag. Vier Spiele in 15 Tagen standen auf dem Programm, aus denen Buz fünf Punkte holte. Lediglich das Derby gegen Zrinjski Mostar wurde mit 0:1 verloren. Der Spieltag am vergangenen Wochenende wurde wegen der Flutkatastrophe im Land abgesagt. Jetzt fällt es natürlich schwer, wieder zur Tagesordnung überzugehen.

Viele Kilometer von der Familie getrennt

Und für Irfan Buz ist es eine weitere Prüfung. Er lebt in einem neuen Land auf gepackten Koffern im Hotel, weit weg von seiner Familie und wartet auf seine Wohnung. Den Einstieg als ausländischer Trainer hat er mit Bravour gemeistert: „Natürlich wird man zunächst einmal beäugt, aber das Eis war schnell gebrochen“, so Buz, der recht gut serbokroatisch spricht und damit auf Anhieb verstanden wurde: „Das ist wesentlich sympathischer, als wenn der Neue mit Dolmetscher auftritt.“

Die Feinheiten der Sprache wird sich der akribische Profitrainer schnell aneignen. Aktuell rangiert Buz mit seiner Mannschaft auf Rang neun, aber das Feld ist noch eng beisammen und unterschwellig lebt auch in ihm der internationale Traum: „Jeder Trainer träumt davon, im Europapokal zu spielen.“ Und vielleicht gelingt es Buz ja mit Velež Mostar?

Der Kader habe auf jeden Fall Potenzial. Neben dem Nationaltorhüter hat Irfan Buz vier Spieler, die in den U-Nationalmannschaften des Landes aktiv sind. Darüber hinaus gibt es viele talentierte Kicker, die man verpflichten könne, ohne die ganz großen Summen ausgeben zu müssen: „Hier herrscht eine große Fußballbegeisterung und viele Dinge befinden sich immer noch im Aufbau.“