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70 Jahre Gastro an der BrucherIn Marienheide startete alles mit Eis und Kaltgetränken

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An der Brucher entstand über die Jahre und nachmehreren Anbauten der Gastronomiebetrieb der Familie Kruse.

Marienheide – Den Gastraum des Restaurants Roger’s, in dem Manfred Kruse heute am gedeckten Tisch sitzt, gab es vor 70 Jahren nicht. Denn damals stand an der Brucher, wo heute das Restaurant mit Blick auf die Talsperre zahlreiche Besucher anlockt, nur eine kleine Holzbude. „Erfrischungen Karl Kruse“ stand da in Großbuchstaben auf dem Schild. Die Holzbude war der Anfang eines mittlerweile 70-jährigen Familienbetriebs an der Brucher, der an Pfingsten begann und an den sich Manfred Kruse und sein Sohn Roger heute erinnern.

„Meiner Familie gehörte damals der Zeltplatz an der Brucher. Den hat mein Vater dann an die Gemeinde verkauft und von dem Geld das kleine Haus gebaut“, erzählt Manfred Kruse. Das war 1952. Vier Wände und ein Dach waren der Beginn einer Familientradition.

Im Jahr 1952 baute Karl Kruse die Holzbude.

Anfangs bot Kruses Vater, Karl Kruse, in der Holzbude vor allem Eis oder erfrischende Getränke für Ausflügler an, die zum Campen an die Brucher kamen. Diese reichte er aus dem kleinen Häuschen über eine Theke nach draußen. Im Jahr 1958 folgte aber schon der erste Anbau. „Ganz zu Beginn hatten wir nur die Halbkonzession. Wir durften also nicht ausschenken, sondern Getränke nur in Flaschen rausgeben“, erinnert sich Manfred Kruse. Mit dem ersten Anbau und der Vollkonzession änderte sich das.

Manfred Kruse: „Ich wollte das eigentlich gar nicht“

Manfred Kruse wuchs mit dem Geschäft der Eltern auf. Im Sommer wurde an der Brucher an die Touristen verkauft, in den anderen Monaten arbeitete Vater Karl bei der Müllabfuhr. Sohn Manfred stieg 1966 im Alter von 29 Jahren ins Geschäft ein. „Ich wollte das eigentlich gar nicht“, erzählt der gelernte Industriekaufmann: „Aber damals war das halt so, und mein Vater hat mich miteingespannt.“ Mit seiner Frau Marianne fasste Manfred Kruse zunehmend Fuß in der familieneigenen Gastronomie, die mittlerweile den Namen „Seeklause“ trug. Nach und nach wuchs die Gastronomie.

Das Restaurant Roger’s bietet heute Platz für viele hungrige Gäste.

Ein dritter Anbau mit Wohnungen, Küche und Toiletten folgte 1968. Und auch das Angebot wuchs zunehmend. „Meine Frau und ich waren beide keine Köche. Es gab allles, was für uns möglich war, aber eher einfache Kost“, erinnert sich Kruse. Angeboten wurden etwa Wurstplatten, Kartoffelsalat oder Brot mit Würstchen. „Die Ansprüche waren damals nicht so groß wie heute“, betont Manfred Kruse.

Pfingsten an der Brucher: Immer viele Besucher

Voll wurde es in der Seeklause vor allem an Pfingsten. „Da war an der Brucher immer viel los. Gott und die Welt kam zum Campen hierher und natürlich auch zu uns“, erinnert sich Kruse an eine turbulente Saison. Dazu kam das hohe Aufkommen an Gaststätten in den 60er und 70er Jahren – auch in Marienheide. „Jeder ging damals gerne in Gaststätten oder Kneipen. Da ging einiges über sie Theke.“ Heute ist das nicht mehr so. Vor allem seit es das Rauchverbot gibt, seien viele Gäste weggeblieben. Doch die schwerste Zeit kam dann mit der Pandemie und der achtmonatigen Schließung des Restaurants.

Roger Kruse ist der aktuelle Küchenchef. Das Restaurant ist nach ihm benannt.

Das bekam vor allem Roger Kruse zu spüren, der 1995 das Restaurant seiner Eltern übernahm und bis heute führt. Auch landete auf Umwegen in seinem heutigen Job. „Ich wusste lange nicht, was ich machen soll. Ich habe dann eine Kochausbildung angefangen, unter anderem bei Wirth in Rodt. Dann ist eins zum anderen gekommen“, erzählt er. Den Standort an der Brucher einfach aufzugeben, sei nicht in Frage gekommen, erzählt Roger Kruse. 1998 baute er noch einmal um, setzte unter anderem die Fenster im Gastraum etwas tiefer, damit die Besucher besser auf das Wasser schauen können. Er richtete die Küche mit professionellen Geräten ein und setzte Gehobeneres auf die Karte. Die bergische Forelle ist bei den Gästen besonders beliebt.

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Im Restaurant ziehen neben dem Ofen, der im Winter für Gemütlichkeit im Gastraum sorgt, auch viele historische Raritäten wie Kaffeemühlen die Blicke auf sich. „Ich habe Spaß an diesen Dingen und deren Geschichten. Ich komme darüber oft mit den Gästen ins Gespräch, die gerne Anekdoten von früher erzählen“, sagt Roger Kruse. Er hofft nach Corona auf bessere und vor allem viele weitere Jahre mit vielen Gästen an der Brucher.