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Ehrlicher Dialog oder Pflichttermin?Weihbischof Ansgar Puff lud in Lindlar zum Gespräch

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Weihbischof Ansgar Puff spricht im Lindlarer Severinushaus mit Gläubigen.

Weihbischof Ansgar Puff spricht im Lindlarer Severinushaus mit Gläubigen.

Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff diskutierte im Lindlarer Severinushaus mit den Gläubigen und stellte sich aktuellen Fragen.

Es ist ein ganz normaler Sonntagsgottesdienst: ohne Weihrauch, ohne Großaufgebot an Priestern, auch wenn der Zelebrant heute ein besonderer ist. Weihbischof Ansgar Puff ist nach Lindlar gekommen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Und das tut er bereits im Gottesdienst, als er die Besucher nach ihren Gedanken zum Evangelium fragt und dann seine Gedanken dazu erläutert. Im synodalen Gespräch nach dem Gottesdienst erklärt er, warum er die Form der Dialogpredigt gewählt hat.

Lindlar: 30 Gläubige sind der Einladung des Weihbischofs gefolgt

Rund 30 Gläubige sind der Einladung ins Severinushaus gefolgt. Synodal bedeute gegenseitiges Zuhören. Die unterschiedlichen Begabungen in der Kirche können zu einem großen Ganzen führen, auch wenn es zunächst Chaos gebe. Was muss sich ändern? Vor allem über zwei Fragen will der Weihbischof sprechen: Was ist mir in meinem Glauben so wichtig, dass ich es weitergeben möchte, und was muss sich ändern, dass ich es auch gut kann?

Puff hört die oft sehr persönlichen Geschichten der Menschen, hört von gelebten Werten von dem Gefühl der Gemeinschaft. Aber auch von Erfahrungen der Ausgrenzung oder der Begrenzung durch fragwürdige Kirchenregeln und vor allem von Vertrauensverlust aufgrund der Missbrauchsvorfälle.

Die Stimmung beim Gespräch mit Weihbischof Puff ist sehr emotional

Die Stimmung ist sehr emotional geladen. Der Weihbischof hört zu, oft nickt er. Erst am Ende der Berichte erzählt er, wie er als junger Mann mit Gott eine Kraft gefunden habe, die dem Tod die Macht nehme. Und dass noch nicht alle Ziele des 2. Vatikanischen Konzils umgesetzt wurden. Vor allem die Beteiligung der Basis müsse mehr in den Blick genommen werden. Für ihn bedeute dies, dass alle Getauften auch Priester seien - wenn auch nicht geweihte - die den Glauben predigen sollten. Er habe die Dialogpredigt gewählt, weil die Gedanken der Gläubigen zum Evangelium letztlich genauso wichtig seien wie seine.

Zum Abschluss geht es in die Fragerunde. Kardinal Woelki hat mit weiteren hohen deutschen Amtsträgern beim Papst den Antrag gestellt, vom synodalen Rat, der weitere mögliche Reformüberlegungen begleiten soll, befreit zu werden. Was mache das mit der Diözese, aber auch mit ihm persönlich, wenn sich die Bistumsspitze deutlich gegen Reformen ausspricht? Puff antwortet nicht direkt, er zeichnet das Bild einer imaginären Ellipse, an deren einem Pol die Wandlung und dem anderen Pol die Beständigkeit stehe. Die Spannung dazwischen halte das Gespräch lebendig. Alles andere würde in Rom entschieden.

Teilnehmer diskutieren nach dem offiziellen Termin noch weiter

Dann verabschiedet er sich. Die Teilnehmer in Lindlar stehen noch lange zusammen, diskutieren und fragen sich, wie viel der Weihbischof von dem Gespräch mitnimmt oder ob es nur ein „Pflichttermin“ war.