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Gericht, Amt und RestaurantDas Alte Amtshaus in Lindlar ist 350 Jahre alt

Lesezeit 4 Minuten
In den ehemaligen Amtsstuben werden heute Gäste bewirtet.

In den ehemaligen Amtsstuben werden heute Gäste bewirtet.

Das Alte Amtshaus hat in seinen 350 Jahren viel erlebt. Es war Gericht, Amtssitz, Notariat und Wohnhaus, heute ist es ein Restaurant.

Direkt am Marktplatz im Schatten von St. Severin steht ein Haus, dessen Mauern viele interessante, amüsante und auch dramatische Geschichten aus mehr als 350 Jahren erzählen könnten. Doch die alten Steine sind verschwiegen, so verschwiegen wie manche der Menschen sein mussten, die früher hier gearbeitet haben oder auch diejenigen, die heute hier arbeiten. Denn auch für einen Gastwirt ist Verschwiegenheit wichtig.

Und in dem historischen Gebäude mit Adresse Hauptstraße 12 befindet sich heute das Restaurant „Altes Amtshaus“. Sulejman Gurmani hat es von der Gemeinde gepachtet. Im November 2000 hat er das Restaurant eröffnet. Der 58-Jährige, der aus Albanien stammt, war vorher schon in der Gastronomie tätig und suchte für seinen Traum vom eigenen Restaurant ein passendes Gebäude.

Auch ein alter Gewölbekeller, in dem heuteWeinverkostungen stattfinden, gehört zu dem historischen Haus.

Auch ein alter Gewölbekeller, in dem heute Weinverkostungen stattfinden, gehört zu dem historischen Haus.

„Ich habe mich direkt in das Haus verliebt, als ich es gesehen habe. Die Lage direkt am Marktplatz ist toll“, erzählt Gurmani. Er habe auch gesehen, welches Potenzial das Gelände bietet und an einen Biergarten gedacht. Für ein Restaurant waren die vier Zimmer im Untergeschoss zu klein, in einem weiteren war zudem das Büro von Lindlar-Touristik untergebracht. Die Lösung bot der moderne Wintergarten, in dem rund 100 Gäste bewirtet werden können. Im Innenhof finden rund 40 und im Biergarten 140 Besucher Platz.

In den Räumen herrscht eine Wohnzimmeratmosphäre

Die alten Türen und Fenster der hohen Amtsstuben, der große Kamin, Teppiche und Bilder sorgen für eine Wohnzimmeratmosphäre. Das Mobiliar wurde bewusst schlicht, aber modern gehalten. „Ich wollte ein harmonisches Miteinander von historischem Ambiente und moderner Einrichtung und glaube, dass das ganz gut gelungen ist“, sagt Gurmani.

Mit dem damaligen Bürgermeister Konrad Heimes habe er über den passenden Namen für das Restaurant nachgedacht. „Restaurant am Marktplatz“, oder „An der Buche“, sei ebenso wenig in Frage gekommen wie sein Name, sagt der Gastronom. Der Bezug auf die Geschichte des denkmalgeschützten Hauses habe ihn überzeugt und der Name „Altes Amtshaus“ sei die richtige Wahl gewesen.

In dem alten Haus wurde Urteile gefällt und Urkunden unterzeichnet

Und in dem alten Haus sind viele, teils wichtige Entscheidungen getroffen, Urteile gefällt und Verhandlungen geführt worden. Es war Gerichtssitz, Verwaltungsstandort, Notariat, Wohnhaus des Freiherrn von Fürstenberg, Praxis für Krankengymnastik und jetzt Restaurant. Das Gebäude wurde in den Jahren 1668 bis 1670 für den Schultheiß, den obersten Verwaltungsbeamten und Richter des Amtes Steinbach, gebaut. 1795 soll es im Amtshaus ein Waffenstillstandsabkommen zwischen österreichischen und französischen Truppen für das Gebiet zwischen Agger und Wupper gegeben haben.

Das Alte Amtshaus, hier die Außenansicht von der Front, steht unter Denkmalschutz.

Das Alte Amtshaus steht unter Denkmalschutz.

1805 wird das Amt Steinbach aufgelöst, und 1823 wird das Gebäude versteigert und als Notariat und Wohnhaus genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es in den ehemaligen Schreibstuben eine Praxis für Krankengymnastik, 1996 kauft die Gemeinde Lindlar das unter Denkmalschutz stehende Haus, renoviert es und baut einen Anbau. Es wird ein Trauzimmer eingerichtet und Lindlar-Touristik zieht ein. Geheiratet werden kann im Obergeschoss des Gebäudes noch immer, Lindlar-Touristik ist mittlerweile an einen anderen Standort umgezogen.

Ich habe mich direkt in das Gebäude verliebt, hier steckt viel Herzblut drin und ich liebe es, hier zu arbeiten.
Sulejman Gurmani, Inhaber des Alten Amtshauses

Die lange und wechselvolle Geschichte des Hauses wird nicht nur in den früheren Amtsstuben, in denen heute gedeckte Tische stehen, erlebbar, sondern auch im alten Gewölbekeller, in dem Weinproben möglich sind. „Die Gäste schätzen die ganz besondere wohnliche Atmosphäre und das ungewöhnliche Ambiente des alten Hauses. Hier steckt viel Herzblut drin und ich liebe es, hier zu arbeiten“, sagt Inhaber Sulejman Gurmani.


Die Geschichte des Hauses in Zahlen

1668 bis 1670 wird das Gebäude für den Schultheiß des Amtes Steinbach gebaut. Erster Bewohner ist der Schultheiß Johan Jakob Litz.

1748 verlegt Schultheiß Johann Ritter von Brück den Amtssitz in die Burg Oberheiligenhoven, das Haus verfällt.

1774 wird es für den neuen Schultheiß Johann Gottlieb Althaus zu Kosten von 850 Reichstalern instandgesetzt.

1795 schließen während der napoleonischen Feldzüge französische und österreichische Truppen in dem Gebäude einen Waffenstillstandsvertrag für das Gebiet zwischen Agger und Wupper.

Das Schild erinnert an den Friedenschluss, der in dem Gebäude unterzeichnet wurde.

Das Schild erinnert an den Friedenschluss, der in dem Gebäude unterzeichnet wurde.

1805 übergibt Kurfürst Maximilian-Joseph von Pfalz-Zweibrücken das Herzogtum Berg an Napoleon, das Amt Steinbach wird aufgelöst.

1823 wird das Alte Amtshaus versteigert und als Notariat und Wohnhaus genutzt.

1886 kauft Egon Freiherr von Fürstenberg-Heiligenhoven das Gebäude und vermietet es.

1992 wird das Haus unter Denkmalschutz gestellt.

1996 verkaufen die Besitzer das Haus an die Gemeinde. Es wird komplett saniert und ein Anbau errichtet.

20o0 wird das Restaurant Altes Amtshaus eröffnet.