AboAbonnieren

InterviewDas sagt der gebürtige Lindlarer Falko Steinbach zur politischen Lage in den USA

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt ein Porträt von Falko Steinbach.

Er besitzt die deutsche und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft: Falko Steinbach.

Seit 25 Jahren lebt Falko Steinbach, Pianist mit Lindlarer Wurzeln, in den USA. Im Interview spricht er über die aktuelle politische Lage dort.

Erst vor wenigen Tagen ist Falko Steinbach, der musikalische Leiter des Lindlarer Klavierfestivals, nach Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico zurückgekehrt. Dort unterrichtet der Professor für Klavier an der Universität. Steinbach lebt seit 25 Jahren in den USA und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft und die der USA.

Nach dem Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump und dem Verzicht seines Nachfolgers Joe Biden, erneut für das Präsidentenamt zu kandidieren – wie ist die aktuelle Stimmung?

Steinbach: New Mexico wird von einer demokratischen Gouverneurin regiert. Ich persönlich empfinde die Spaltung, die das ganze Land erfasst haben soll, ein wenig hochgespielt, nicht jedoch so sehr als eine Realität des täglichen Lebens. Jedenfalls ist sie in New Mexico nicht so stark zu spüren.

Natürlich gibt es Trump-Fans und auch intellektuelle Linksliberale, aber der Diskurs dahinter hat in den USA eine lange Tradition. Von dem Attentat auf Trump habe ich hier in Deutschland erfahren. So wie ich es von meinen Freunden und meinen Studenten mitbekam, ging man danach relativ schnell wieder zur Tagesordnung über. Ich ertappte mich dabei, dass ich es war, der bei jeder Gelegenheit versucht war, darüber zu sprechen, um mehr zu erfahren, ganz einfach weil ich versucht war zu denken, es könne zu einer Katastrophe führen, führt es aber nicht.

Joe Biden tritt im November nicht noch einmal zur Wahl an, was bedeutet das?

Ich glaube schon, dass sich die Wahlchancen der Demokraten durch den Rückzug von Joe Biden verbessern. Die USA waren auf dem Weg zu einer Gerontokratie und hoffentlich wird dieser Prozess jetzt endlich durchbrochen.

Trotzdem hat Donald Trump weiterhin Chancen, erneut zum Präsidenten gewählt zu werden, denn Kamala Harris ist in den USA bei weitem nicht so beliebt, wie sich das Einige hier in Deutschland erhoffen. Auf mich wirkten der Rückzug von Biden und der unmittelbare Zugriff von Harris auf die Kandidatur danach so, als sei das abgesprochen gewesen. Deswegen sehe ich keinen anderen Kandidaten bei den Demokraten als Kamala Harris.

Sollte Trump die Wahl verlieren, besteht eine Gefahr, dass die Republikaner das nicht akzeptieren und es zu einem Bürgerkrieg oder einer Diktatur kommt?

Amerika wird niemals zu einer Diktatur, das halte ich für ausgeschlossen. Dafür sind die Institutionen zu stark, das Land zu groß und die einzelnen Bundesstaaten und Menschen zu unabhängig.

Natürlich kann es im schlimmsten Fall zu einigen Scharmützeln zwischen extremistischen Randgruppen kommen, einen flächenübergreifenden Bürgerkrieg halte ich aber für sehr unwahrscheinlich, zumal das Militär in den USA eine starke Rolle spielt und sich meines Erachtens der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika verpflichtet fühlt. Dazu gehört die Verachtung und Ablehnung einer jeglichen Diktatur.