AboAbonnieren

Ausstellung im Freilichtmuseum LindlarJede Nacht stirbt eine Million Insekten

Lesezeit 3 Minuten
Die Ausstellung im neuen Bienenhaus stellten (v.l.) Rosemarie Katzenbach, Carolin Gilgenbach und Stephan Hahn vor.

Die Ausstellung im neuen Bienenhaus stellten (v.l.) Rosemarie Katzenbach, Carolin Gilgenbach und Stephan Hahn vor.

Das Insektensterben nimmt in größere Dimensionen an. Eine Ausstellung im Lindlarer Freilichtmuseum beschäftigt sich mit diesem Thema.

Der Klimawandel und seine Folgen stehe meist im Fokus der Diskussionen rund um das Thema Umweltschutz. Wenig beachtet würde dabei das Thema Insektensterben, dabei habe das ein großes Ausmaß angenommen, dessen Folgen für die Menschen noch gar nicht abzusehen seien. Das sagt der Ökologe Stephan Hahn, der im LVR-Freilichtmuseum Lindlar mit der Wissenschaftlichen Volontärin Carolin Gilgenbach aktuell das Projekt Bienenhaus fertiggestellt hat.

Lösungen aufgezeigt

Das kleine Fachwerkhäuschen stand einst an der Elementarschule in Windhagen und wurde auf Initiative von Lehrer Johannes Schneider angeschafft. 1905 wurde es als Bienenhaus aufgestellt und wurde zu einem Zentrum der Imkerei in Oberberg. Als es einer Baumaßnahme weichen sollte, ging es 2013 an das LVR-Museum. Dort wurde es neben der Schule Hermesdorf wieder aufgebaut und dient nun als Dauerausstellung zum Thema Insektensterben mit dem Schwerpunkt Bienen. Die Ausstellung wird am Dienstag, 3. September eröffnet, das 15 000 Euro teure Projekt wurde von der Kultur- und Umweltstiftung der Kreissparkasse Köln mit 10 000 Euro unterstützt.

Ausstellung zeigt Bedeutung der Insekten für Mensch und Umwelt

Das Insektensterben sei dramatisch, sagt Gilgenbach. Mit der Ausstellung wollen die Ökologen zeigen, welche Bedeutung die Insekten im Ökosystem und auch für uns Menschen haben, was das Insektensterben verursacht, auch wenn die genauen Zusammenhänge noch nicht erforscht sind, wie die aktuelle Situation ist und welche Lösungsmöglichkeiten es gibt.

Die letzte große Zählung der Insekten, an denen auch das Freilichtmuseum Lindlar beteiligt war, fand 2016 statt. Die sogenannte Krefeld-Studie sorgte für Aufsehen, denn sie zeigte auf, dass innerhalb einer kurzen Zeitspanne die Biomasse der Insekten in Naturschutzgebieten um mehr als 75 Prozent zurückgegangen ist. Die Fachleute gehen davon aus, dass sich das Insektensterben seitdem noch weiter fortgesetzt hat.

Im Freilichtmuseum werden die Insekten gezählt

Zurzeit läuft eine Aktualisierung der Studie. Auch im Freilichtmuseum steht wieder die Insektenfalle. Dort werden die Tiere gezählt, bestimmt und die Biomasse gewogen.

Jeder einzelne könne etwas für die Insekten tun, sagt Hahn. Das fange mit der Außenbeleuchtung an. Zum einen gebe es insektenfreundliches Licht, zum anderen würden Bewegungsmelder dafür sorgen, dass das Licht nur dann an ist, wenn es benötigt wird. Auch die Gartengestaltung ist ein wichtiger Aspekt. Wie man den Garten naturnah und insektenfreundlich gestalten kann, das wird im Naturgarten des Museums gezeigt. Aber auch Insektenhotels und Wildblumen seien wichtige Hilfe.

Umstellung der Landwirtschaft gefordert

Nötig sei vor allem die Umstellung von der industriellen auf eine ökologische Landwirtschaft, sagt Gilgenbach. Das neue Bienenhaus und die Insektenprojekte werden auch bei einer Führung für Familien im Rahmen des Herbstferienprogramm am 22. Oktober vorgestellt.


Zahlen

Eine Milliarde Insekten stirbt in Deutschland in jeder Sommernacht durch Lichtquellen.33000 verschiedene Insektenarten gibt es in Deutschland.Rund 11,5 Trillionen Insekten gibt es weltweit, das sind pro Mensch 1,4 Milliarden.Um mehr als 75 Prozent ist die Biomasse der Insekten in deutschen Naturschutzgebieten innerhalb von rund 25 Jahren zurückgegangen.80 Prozent der Wildpflanzen sind von Bestäubung durch Insekten abhängig.30 Prozent der Nutzpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen.60 Prozent der Vögel benötigen Insekten als Nahrung.