Kunstserie aus OberbergDie Friedensstifter von nebenan
- Die Künstlerin Dana van Rijssen hat sich was ganz besonderes ausgedacht.
- Mit ihrer Peacemaker-Reihe würdigt sie den Helden und Heldinnen des Alltags.
- Dabei arbeitet die Künstlerin vor allem mit Portraitfotos.
Gogarten – Es gibt viele Arten, Frieden zu stiften. Oft bleiben Menschen, die ohne großes Aufheben für ihre Mitbürger die Welt ein Stück besser machen, im Hintergrund. Doch auch sie sollten Wertschätzung erfahren, sollten in ihrer Würde, mit Respekt und Empathie gezeigt werden, findet die Marienheider Bildhauerin Dana van Rijssen. Mit ihrem Projekt „Peacemaker“, einer Serie von Porträtbüsten dieser bescheidenen Friedensstifter, setzt sie ein Zeichen gegen Gewalt und Hassparolen.
Die Persönlichkeiten, die sie in Ton modelliert, in Gipsformen bringt und mit Zement ausgießt, wurden ihr aus ganz Deutschland vorgeschlagen, nachdem sie ihr Projekt auf Facebook vorgestellt hatte. Auf ihrer Liste stehen Menschen, die sonst nicht auf den Sockel gehoben werden: Künstler, Journalisten, Hebammen und Sterbebegleiter, eine Bestatterin für Kinder und Aussteiger aus der rechten Szene. „Die Menschen, deren Büsten ich hier erschaffe, sind oft sehr leise und bescheiden. Sie kämen selbst eher nicht auf die Idee, dass sie etwas Besonderes sind“, hat die 36-Jährige festgestellt.
Etwa sechs Stunden dauert die erste Sitzung, zu der sie Porträtierten in ihre Werkstatt in Marienheide-Gogarten einlädt. Anschließend arbeitet Dana van Rijssen anhand von Porträtfotos weiter. Die sechs Stunden aber, im intimen Raum der Werkstatt, sind eine Zeit, in die sich die Porträtierten erst einmal einfinden müssen. „Diese Menschen haben das für sie ganz neue Gefühl, plötzlich bewusst wahrgenommen zu werden. Sie sind es nicht gewohnt, genau betrachtet zu werden und empfinden das als irritierend. Und auch ich mache mich mit meiner Kunst ja verletzlich.“ In dieser intensiven Zeit ergeben sich immer wieder tief gehende schöne Dialoge, findet die Künstlerin: „Es sind durchweg unglaublich spannende Menschen. Aber es passieren auch drum herum faszinierende Geschichten.“
Einer der Friedensstifter, der ihr vorgeschlagen wurde, hat zum Beispiel Nein gesagt: „Er wollte nicht dabei sein, er war einfach zu bescheiden. Das war für mich eine sehr interessante Erfahrung.“ Eine Frau dagegen schlug sich selbst vor – und Dana van Rijssen schrieb sie auf ihre Liste. „Ich habe vorher über ihre Beweggründe nachgedacht und auch darüber, ob ich Menschen tatsächlich aus dem Projekt ausschließen würde, also quasi schon vorab eine Wertung vornehmen will. Da ich das nicht möchte – es gibt ja keinen Grund dafür – und neugierig auf diese Frau bin, steht sie nun drauf.“
Acht Büsten sind fast fertig. Manche davon haben ein „Modelliergesicht“, das sich fast von selbst formen ließ, weil die 36-Jährige die Konturen und Züge schon in ihren Fingern fühlen konnte, andere waren etwas schwerer zu fassen, brauchten zwei Anläufe. In der Zukunft sollen etwa zwei weitere Büsten pro Monat entstehen.
Die Liste ist noch nicht geschlossen
Das Ende des Projekts ist offen, solange noch Namen auf der Liste stehen und die Liste wächst: „Es wird sich zeigen, wie lange Peacemaker weiterläuft und wo die Büsten letztlich ausgestellt werden.“ Die erste Vernissage in Leichlingen, die Ende März stattfinden sollte, wurde wegen Corona verschoben. Möglichkeiten auszustellen sind Dana van Rijssen sehr willkommen, ein Crowdfunding soll dabei helfen, das Projekt finanziell zu stemmen.
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Dana van Rijssen möchte sich mit ihren Ohnmachtsgefühlen gegenüber Klimawandel und des Rassismus auseinandersetzen, zugleich der Mitmenschlichkeit Gesichter geben, dem Werteverlust etwas entgegensetzen. „Es ist gerade in dieser Zeit wichtig, das Gute in den Fokus zu rücken“, sagt sie nachdrücklich.