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Ehrenamt im Kreis OberbergDLRG-Mitglied erzählt von Spezialeinsätzen

Lesezeit 4 Minuten

Julian Kamp ist seit seiner Geburt Mitglied der DLRG und hat dort die typische Rettungsschwimmer-Karriere hingelegt.

Oberberg – Wenn die Einheiten der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) alarmiert werden, geht es meist um Leben und Tod. Einen Samstag im Juli 2016 wird Julian Kamp wohl nie mehr vergessen. Am späten Abend wurde er mit seiner DLRG-Truppe zum Jugendzeltplatz an die Aggertalsperre gerufen, ein junger Mann war im Wasser verschwunden. Als ersteintreffender Truppführer war es an ihm, sich mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr abzustimmen und seine DLRG-Kräfte ins Wasser zu schicken. Jede Sekunde zählte. Später zog ein DLRG-Taucher den leblosen Körper des Jungen aus dem Stausee, Reanimationsversuche blieben erfolglos. Auch solche bitteren Momente gehören zum Ehrenamt des 26-Jährigen.

Von Geburt an Mitglied

Kamp wurde in die DLRG hineingeboren, seine Eltern meldeten ihn an, kaum dass er geboren war. In den folgenden Jahren legte er die typische Rettungsschwimmer-Karriere hin. Im Alter von fünf Jahren lernte der Bergneustädter im DLRG-Kurs schwimmen. Dann erlangte er im Lehrbecken an der Realschule Bergneustadt die Schwimmabzeichen Seepferdchen und anschließend nach und nach Bronze, Silber und Gold. Ab seinem 14. Lebensjahr besuchte Kamp die Rettungsschwimmer-Kurse. Dort brachte er es bis zum silbernen Rettungsschwimmer-Abzeichen, das ein sehr hohes Können im Wasser verlangt: 25 Meter Streckentauchen, einen Gegenstand aus drei Meter Tiefe holen und Schwimmen in Kleidung verlangt die Prüfungsordnung unter anderem ab.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft

Die DLRG wurde 1913 gegründet, hat bundesweit rund eineinhalb Millionen Mitglieder und Förderer. Sie ist damit die nach eigenen Angaben größte freiwillige Wasserrettungsorganisation der Welt. Der DLRG-Bezirk Oberbergischer Kreis besteht aus 13 Ortsgruppen und knapp 2800 Mitgliedern, von denen zwei Drittel Kinder und Jugendliche sind.

Die Wasserrettung gehört neben der Schwimmausbildung zu den Kernaufgaben der Gesellschaft. Über den Kreis verteilt hat die DLRG mehrere Einheiten stationiert. Zwei Tauchtrupps in den Kommunen Gummersbach und Radevormwald kommen etwa bei der Suche von Vermissten in Gewässern zum Einsatz. In Wipperfürth hält die DLRG dafür zudem ein Sonarortungsgerät vor, um den Gewässerboden vor einem gezielten Tauchereinsatz abzusuchen. Bootstrupps sind stationiert in Hückeswagen, Wipperfürth, Gummersbach und Waldbröl. Sie verfügen über verschiedene Bootstypen. Speziell für die Strömungsrettung ausgerüstet sind zudem Einheiten in Hückeswagen, Wipperfürth, Bergneustadt und Waldbröl: Sie kommen zum Einsatz, wenn Menschen aus stark fließenden Gewässern gerettet, Vermisste an Flussläufen gesucht oder Verunfallte etwa mit Seilbrücken aus unwegsamen Gelände geborgen werden.

Alle DLRG-Einheiten sind im Rahmen des Katastrophenschutzes eingebunden in die Wasserrettungszüge Nordrhein-Westfalen. Somit werden sie auch bei der Bewältigung überregionaler Unglückslagen aktiv, etwa bei der Evakuierung überfluteter Wohngebiete, der Sicherung der Grundversorgung in überfluteten Gebieten oder auch der Sicherung von Deichen.

Wer bei der DLRG mitmachen will, findet Kontaktdaten auf der Homepage. (ag)

bez-oberberg.dlrg.de

Das goldene Rettungsschwimmer-Abzeichen sei die Kür, erklärt Kamp: „Doch für alle DLRG-Rettungsschwimmer, die in den Einsatz wollen, ist nur das silberne Abzeichen Pflicht.“ Alle zwei Jahre müssen sie die Tests wiederholen, um einsatzfähig zu bleiben. Mit seiner Volljährigkeit durfte Kamp seinen ehrenamtlichen Dienst in den Einsatztrupps der oberbergischen DLRG aufnehmen, die über das Kreisgebiet verteilt sind (siehe Infokasten). Er ist einer von derzeit rund 80 Kräften für die öffentliche Gefahrenabwehr, die von der Leitstelle gerufen werden, wenn die Feuerwehr Spezialisten für Rettungseinsätze in Gewässern braucht.

Chef seit zwei Jahren

Seit zwei Jahren ist Julian Kamp Chef des in Bergneustadt stationierten, sogenannten Führungstrupps: Gemeinsam mit sieben Kameraden kümmert er sich um den einzigen DLRG-Einsatzleitwagen im Kreisgebiet. Der wird zur Unterstützung der Bootstrupps oder Tauchtrupps gerufen, um die DLRG-Kräfte bei größeren Einsatzlagen zu koordinieren. Im Schnitt sind es zwischen sechs und zehn Einsätze pro Jahr, zu denen Kamp und seine Bergneustädter Kameraden ausrücken. Das Oberbergische mit seinen zahlreichen Talsperren und Gewässern fordert die DLRG besonders in den wärmeren Monaten, wenn die Menschen zum Baden gehen. Unregelmäßig werden die oberbergischen Wasserretter auch zu überregionalen Unglückslagen gerufen: Im Rahmen des Katastrophenschutzes waren sie etwa schon beim Rheinhochwasser in Bad Godesberg im Einsatz und auch vor einigen Jahren in Ostdeutschland, als die Oder über ihre Ufer trat.

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Die meisten Oberberger kennen die DLRG von ihren Wachdiensten an den Talsperren. Der sogenannte Wasserrettungsdienst ist neben der öffentlichen Gefahrenabwehr das zweite große Aufgabengebiet der DLRG. Mit seinen Bergneustädter Kameraden schiebt Kamp während der Badesaison zwischen Mai und September regelmäßig Dienst an der Aggertalsperre. Ab dem 14. Lebensjahr dürfen die Mitglieder hier mitmachen. Dabei wechseln sie sich an der Talsperre mit anderen DLRG-Gruppen ab, etwa aus Drolshagen, Wiehl und Waldbröl. Mit ihrem Rettungsboot patrouillieren sie, haben ein Auge auf die Schwimmer und auch auf Paddler und Segelbootfahrer.

Wenn Julian Kamp sich nicht gerade für die DLRG engagiert, steht er für die Freiwillige Feuerwehr parat. Und auch beruflich ist er Retter: Nach einer Ausbildung zum Notfallsanitäter macht er derzeit eine Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr Bonn. Menschen in Not zu helfen, ist für ihn längst eine Lebensaufgabe geworden.