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Internetbaustelle nachgebildetModelleisenbahner Jörn Rother baut "Luzie" in 1:120

Lesezeit 3 Minuten

Bis ins Kleinste hat Jörn Rother den ersten Spatenstich für das Breitbandinternet nachgebildet.

  1. Für den Nümbrechter geht es darum möglichst viel von Hand zu machen.
  2. So hat er nun auch die Internetbaustelle nachgebildet, die "Luzie" unter die Erde bringen soll.
  3. Dabei setzt er auf eine selten genutzte Spurweite!

Riechenbach – „Luzie“ ist jetzt auch in Sachsen angekommen, in der Kleinstadt Reifland buddeln die Nümbrechter Gemeindewerke (GWN) fleißig und bringen „Luzie“ unter die Erde. So heißt das schnelle Internet, das aus der oberbergischen Schlosskommune kommt und gerade Glasfaserleitungen in jedes Haus bringt. So auch in Reifland – allerdings nur im Kleinen: Der Ort hat den Maßstab 1:120 und ist zu finden auf der Modelleisenbahnanlage von Jörn Rother.

Spurweite TT im Westen eher eine Seltenheit

Der lebt mit Ehefrau Elgin Caspar-Rother in Nümbrecht, im kleinen Weiler Riechenbach hat das Paar vor bald 22 Jahren ein Haus bezogen. Aufgewachsen aber ist der 58-Jährige in Rostock, seit 1968 begeistert er sich für die Modelleisenbahn. Und die ist etwas Besonderes: Die Spurweite TT ist im Westen eher eine Seltenheit, sie liegt zwischen den gängigen Größen N und H0. Hersteller ist heute die Firma Tillig, die – wie ihre Vorgängerin Pilz Modellgleis auch – im sächsischen Sebnitz beheimatet ist. Ältestes Stück in der Sammlung ist eine Diesellok der Reihe V180 aus eben jenem Jahr.

Die V 180 ist das älteste Stück der Sammlung.

Rothers Bahnhof indes kommt aus dem im Jahr 1990 aufgelösten Kombinat Holzspielwaren Vero Olbernhau, das in der DDR auch Bausätze für Modelleisenbahnen produziert hat, darunter den Kleinstadtbahnhof. „Dieser war nur mit der Beschilderung ,Reifland’ zu haben“, erklärt der Rostocker, warum er seine Züge ausgerechnet durch eine Kleinstadt kreisen lässt, wie es sie zwischen 1965 und 1990 in Sachsen gegeben haben könnte. Eingezogen ist Reifland übrigens ins Dachgeschoss: Dort steht Rothers Modelleisenbahn, darauf hat er jene Internet-Baustelle in der Nümbrechter Ortschaft Haan nachgebaut.

Bis ins Kleinste hat Jörn Rother den ersten Spatenstich für das Breitbandinternet nachgebildet.

Am 4. Oktober 2017 haben da Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius und das GWN-Team den Spaten in den Hand genommen und symbolisch die Bauarbeiten für das Breitbandnetz Luzie gestartet. Und auch einen Reporter hat der Modellbahn-Enthusiast vor Kabelrolle und Erdhaufen platziert. Aber warum?

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„Aus reiner Vorfreude, dass Luzie endlich nach Riechenbach kommt“, antwortet Rother, der als Diplom-Ingenieur für Gerätetechnik und IT-Berater in Bonn bei einem großen Hersteller für medizinische Geräte arbeitet, viel zu Hause erledigt und für den Job eigentlich 24 Stunden am Tag online erreichbar sein muss. Bloß: „Zurzeit kommt das Internet über eine LTE-Verbindung über einen Sendemasten in Oberstaffelbach zu uns – und der fällt immer wieder aus.“ Den Vertrag mit dem Betreiber des LTE-Netzes, an dem eben auch das im Jahr 1711 errichtete Haus der Rothers hängt, will das Paar so schnell wie möglich kündigen und dann zu den GWN wechseln. „Ich finde es immer klasse, wenn etwas aus der eigenen Gemeinde kommt“, betont Jörn Rother.

Steuerung der Modellbahn ist längst digital

Gesteuert seine Modellbahn längst vollkommen digital, per Mausklick oder auf handlicher Konsole. Und nicht nur das: Ein Programm lässt Blitze zucken, Donner grollen und schickt prasselnde Regengeräusche durch Lautsprecher. Tag und Nacht gibt es ebenfalls auf der etwa drei Quadratmeter großen Anlage. Jüngst hat sie eine Erweiterung um etwa einen Quadratmeter erfahren. Darauf ist nicht nur die GWN-Baustelle zu sehen, sondern auch ein Sportplatz: Dieser hat sein Vorbild in Elsenroth auf der Kreuzheide.

„Alles maßstabsgerecht und detailgetreu nachgebaut“, verrät der Bastler, für den Tüfteln immer das Schönste ist, und lässt Torjubel aufbranden, das Flutlicht brennen. „Denn es geht doch immer darum, so viel wie möglich von Hand zu machen.“ Gesteuert wird der Schienenverkehr über die Open-Source-Software Rocrail. „Open Source“ bedeutet, dass jenes Programm nicht nur gratis ist: Sie kann zudem von jedem verändert, damit weiterentwickelt und schließlich anderen zur weiteren Nutzung bereitgestellt werden – „sofern das Internet funktioniert“.