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Umstellung auf G9Vier oberbergische Gymnasien richten Zusatzstufe ein

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FCBG

Das christliche Gymnasium in Gummersbach steht den Seiteneinsteigern im kommenden Jahr ebenfalls zur Verfügung.  

Oberberg – Die Bezirksregierung Köln hat mit der Freien christlichen Bekenntnisschule Gummersbach (FCBG) eine weitere „Bündelungsschule“ benannt. Damit gibt es nun eine vierte Einrichtung im Kreis und eine zweite in der Kreisstadt (neben dem Lindengymnasium), die sich um die Seiteneinsteiger des Jahrgangs 2023/24 kümmern soll. Doch gibt es dafür überhaupt genügend Schüler?

Angebot für Realschüler

Die beiden anderen Gymnasien sind das Heuss-Gymnasium in Radevormwald für den Kreisnorden und das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium für den Süden. Mit Beginn des Schuljahrs 2023/24 richten diese eine Stufe 11 ein für Schülerinnen und Schüler, die als „Seiteneinsteiger“ an einem Gymnasium Abitur machen möchten.

Hintergrund ist der Wechsel von G8 auf G9: Statt wie zeitweise nach acht Jahren gelangen die Jugendlichen wieder in neun Jahren zum Abitur und brauchen eine Einführungsphase, die der gleichaltrige Jahrgang schon hinter sich hat. Betroffen sind Schüler, die nach zehn Schuljahren von einer Real- oder Sekundarschule oder anderen Bildungsgängen aufs Gymnasium wechseln, und Gymnasiasten, die die Einführungsphase wiederholen müssen.

Kritik aus Wiehl an der vierten Schule

Das umfangreiche Kursangebot erfordert aber in der gymnasialen Oberstufe eine ausreichende Schülerzahl. Deshalb kann nicht jede Schule einen Zusatzjahrgang einrichten. Eigentlich soll jeder Landkreis nur eine einzige Bündelungsschule benennen. Im Flächenkreis Oberberg wollte man den Jugendlichen jedoch nicht zu lange Wege zumuten und einigte sich interkommunal auf drei Schulen.

Dass nun eine vierte dazugekommen ist, sieht Frank Mistler, Leiter des Wiehler Bonhoeffer-Gymnasiums, kritisch. Im Schulausschuss des Stadtrats prognostizierte Mistler am Dienstag, dass in ganz Oberberg 150 bis 180 Schüler dieses Jahrgangs verteilt werden. Pro Schule sollten es aber mehr als 80 sein, meint Mistler, 60 reichen für eine minimale Fächerauswahl. Und in der Q1, also der zwölften Klasse, müssen dann schon vom Schulgesetz her noch mindestens 42 Schüler dabeigeblieben sein.

Kinder in eigener Stadt unterrichten

„Das wird bei vier Schulen mühsam werden“, fürchtet Mistler. Leider habe man in Oberberg keine Einigkeit erzielen können, die diese Mindestschülerzahlen garantiert. Auch der Wiehler Beigeordnete Peter Madel meint: „Der Kreis ist groß, es war klar, dass es mehr als eine Schule wird. Aber dass es noch ein viertes Gymnasium gibt, kann ich nicht nachvollziehen.“

Miriam Trippe, Leiterin der Freien christlichen Gymnasiums, erläutert auf Nachfrage, dass es ihrer Schule insbesondere darum gehe, den etwa 30 Schülern ein Angebot zu machen, die alljährlich von der FCBG-Realschule ins Gymnasium wechseln und zum Teil seit der ersten Klasse FCBG-Schulen besuchen.

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Im Wiehler Schulausschuss sagte DGB-Leiter Mistler, dass es gut sei, wenn Wiehler Kinder in der eigenen Stadt unterrichtet werden. Dass die jeweilige Schule die Mühe auf sich nimmt, ist allerdings nicht ganz uneigennützig, wie Mistler anmerkte: Die Bündelungsschulen dürfen die für G9 erforderlichen zusätzlichen Lehrerstellen drei Jahre früher ausschreiben als die anderen Gymnasien – ein Startvorteil in Zeiten des Lehrermangels.