Wer ist der nächste?Gummersbach ernannte vor fast 55 Jahren den letzten Ehrenbürger
Gummersbach – Wann hat die Stadt Gummersbach zum letzten Mal das Ehrenbürgerrecht verliehen? Selbst altgediente Kommunalpolitiker wie der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende Thorsten Konzelmann sind erstaunt, dass Martin Siebert der bis dato letzte Gummersbacher gewesen ist, dem diese höchste Würdigung zu Teil geworden ist. Und das bereits im Jahr 1967.
Siebert, Sohn des Mitbegründers der Tapetenfabrik Pickardt & Siebert, war an der Gründung der CDU Gummersbach beteiligt und in den Jahren 1946 bis 1948 Bürgermeister der Stadt. Zuvor waren seit 1916 die Gummersbacher Industriellen Bernhard Krawinkel, Karl Bockhacker (1927) und Carl Hugo Steinmüller (1967) zum Ehrenbürger ernannt worden.
„Darf nicht zu einer politischen Auseinandersetzung werden“
Der langjährige Gummersbacher Stadthistoriker Gerhard Pomykaj beschreibt sie als Männer, die viel bewirkt und gestaltet hätten in ihrer Zeit. So schon Krawinkel, der fast 50 Jahre im Rat gewesen sei und sich unter anderem für den Bau der Aggertalsperre eingesetzt habe. Dem Zeitgeist geschuldet wurden auch in Gummersbach Otto von Bismarck (1895) und Paul von Hindenburg (1917) zu Ehrenbürgern.
Rückblickend sagt Konzelmann, dass es seit dem Jahr 1967 für eine Ehrenbürgerschaft sicherlich Kandidaten gegeben habe. Wen er meint, lässt er aber offen. Für die Zukunft hält er es aber für sinnvoll, die entsprechende Satzung zu überarbeiten. „Und dabei die Maßstäbe konkreter zu fassen“, wie er findet. Wichtig ist ihm, dass der Ehrenbürgertitel auch in Zukunft „nicht inflationär vergeben wird und klar zum Ehrenring als zweithöchster Ehrung abgegrenzt ist“. Und noch eines ist ihm ein Anliegen: „So ein Thema darf nicht zu einer politischen Auseinandersetzung werden.“
Ehrenringträger
Der Ehrenring ist nach der Ehrenbürgerschaft die zweithöchste Ehrung. Er ging an:
Theo Altz (1975), Erich Weber (1975), Heinz Billig (1975), Gerhard Kienbaum (1979), Fred Kamp (1989), Harald Müller (1989), Alfred Nehls (1989), Eugen Haas (1991), Hubert Sülzer (1994), Többy Röschmann (1999), Ernst-Emil Nusch (1999), Karl Holthaus (1999), Paul-Gerhard Schmitz (2004), Heiner Brand (2007), Heinz-Uwe Tholl (2009), Dietrich Busch (2009), Rita Sackmann (2009), Hans-Egon Häring (2014), Ulrich Stücker (2015), Gus Anton (2019), Karl-Otto Schiwek (2020). (ar)
Was das Inflationäre angeht, ist Konzelmann mit CDU-Fraktionschef Jörg Jansen schon jetzt auf Ballhöhe. Dass in Gummersbach seit 1967 niemand mehr zum Ehrenbürger ernannt wurde, ist für den CDU-Mann auch das Zeugnis für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema. Und wenn es künftig Vorschläge für die Verleihung der Ehrenbürgerschaft geben sollte?
Hohe Hürde für Ehrenbürgerschaft
„Wir schauen uns das im Einzelfall an, würden aber nie über Personen öffentlich diskutieren, um ihnen damit am Ende im schlimmsten Fall zu schaden.“ Es sei schon „erstaunlich“, dass in fast 55 Jahren niemand den Mut gehabt habe, jemanden zu benennen, sagt FDP-Fraktionschef Dr. Ulrich von Trotha. Denn zu benennen bedeute auch, sich zu bekennen. Neben dem verstorbenen Historiker Ulrich Wehler und dem Philosophen Prof. Jürgen Habermas wäre noch Gerhard Kienbaum für ihn ein Kandidat gewesen.
„Erstaunt“ war auch Grünen-Fraktionschef Konrad Gerards. Spontan könne er daher auch nichts zu dem Thema sagen. Wie schon Konzelmann findet es auch Gerards gut, das Thema in der Politik aufzugreifen.
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Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein spricht mit Blick auf die Satzung von einer „sehr hohen Hürde“ für die Ehrenbürgerschaft. Unter Paragraf eins heißt es dort, dass Persönlichkeiten geehrt werden können, die sich „um das Wohl und das Ansehen der Stadt besonders verdient gemacht haben“. „Ich kann das verstehen, dass man dieses Recht nicht inflationär verleiht. Hier geht es schon um sehr universelle Verdienste“, sagt Helmenstein.
Gummersbacher Historiker hat Ideen für Beennungen
In Gummersbach mache man sich sehr große Gedanken über Ehrungen. Auf Namen wie Hubert Sülzer angesprochen, erwidert Helmenstein, dass man bei ihm mit diesem Namen „offene Türen einlaufe“. Am Ende aber falle diese Entscheidung nicht in seine 17-jährige Amtszeit und posthum könne man den Titel auch nicht mehr verleihen.
Am Ende, so sagt Pomykaj, müsse die Initiative ergriffen werden, jemanden für diese hohe Ehrung vorzuschlagen. Er persönlich hätte seit 1967 den Unternehmer und Politiker Gerhard Kienbaum, den „Vater der VfL-Handballer“, Eugen Haas, Hubert Sülzer und einen herausragenden Handballer als Kandidaten gesehen.
Ob es die Satzung ist, die eine zu hohe Messlatte legt, oder aber die Scheu, eine Person besonders hervorzuheben, kann er am Ende auch nicht sagen. „Und je länger die letzte Ehrung her ist, desto höher liegt die Messlatte“, findet der Historiker.