Gummersbach und der VfL Gummersbach trauern um Hansi Schmidt. Der Ausnahmehandballer ist in der Nacht zu Sonntag nach schwerer Krankheit gestorben.
Mit Gummersbach Weltruhm erlangt Ausnahmehandballer „Hansi“ Schmidt ist gestorben
Gummersbach und der VfL Gummersbach trauern um Hans-Günther „Hansi“ Schmidt. Der Ausnahmehandballer ist in der Nacht zu Sonntag nach schwerer Krankheit gestorben. Das hat die Familie dieser Zeitung am Sonntagmittag berichtet. Auf dem Sterbebett habe er den Wunsch geäußert, dass alle Fans, vor allem aber die aus dem Oberbergischen, erfahren sollen, dass sie für ihn stets ein großer Antrieb gewesen seien. Dafür habe er sich ausdrücklich bedanken wollen, sagten langjährige Weggefährten.
Der VfL Gummersbach schreibt in einer Pressemitteilung, dass der Verein mit „Hansi Schmidt einen der prägendsten und erfolgreichsten Weggefährten seiner Vereinsgeschichte“ verliere. 1404 Tore in 226 Bundesliga- und Europapokaleinsätzen für den VfL, dazu 484 Tore in 98 Länderspielen für Deutschland sprächen für sich: „Hansi Schmidt war ein absoluter Torjäger, der den deutschen Handballsport in den 1960er und 1970er Jahren wie kaum ein anderer prägte.“ Gemeinsam mit dem VfL Gummersbach feierte er sieben Meistertitel und vier Europapokalsiege, an denen er einen enormen Anteil hatte.
In Gummersbach avancierte Schmidt zum erfolgreichsten Schützen wie auch in der deutschen Nationalmannschaft. Gerne erinnerte er sich später an die Zeiten mit Jochen Feldhoff, Klaus Westebbe, Bernd Podak oder Klaus Kater. „Die waren ja alle Weltklasse.“ Und Klaus Brand, den ältesten der drei Brand-Brüder, bezeichnete Schmidt im Gespräch einmal als „den besten Abwehrspieler unserer Zeit“.
Gummersbach Bürgermeister Frank Helmenstein reagierte auf Twitter auf den Tod des großen Sportlers: „Der Tod von Hans-Günther Schmidt erfüllt mich mit tiefer Trauer. Hansi Schmidt war der erste Superstar des Handballs und hatte großen Anteil daran, dass unser VfL Gummersbach zu Weltruhm gelangte. In Gedanken bin ich bei seiner Familie.“
Bis zuletzt in Kontakt standen Hansi Schmidt und dessen Familie mit Klaus Schlagheck, der in der Saison 1970/71 in die Mannschaft kam: „Für uns jüngere Spieler war er ein Riesenvorbild“, erinnert sich Schlagheck am Sonntag. Hansi Schmidt sei als Spieler mit seiner Körperkraft und seinem unglaublichen Willen schon sehr außergewöhnlich gewesen.
Ab Mitte der 1960er Jahre hatte der Sportler mit dem VfL Titel um Titel geholt. Neben Schmidt waren es die Brüder Klaus, Jochen und Heiner Brand, Erhard Wunderlich oder Kyung-Shin Yoon, die den Gummersbacher Hallenhandball zu einer Marke machten.
Bis heute ist der Name Hansi Schmidt im deutschen Handball ein Begriff. Nicht nur in Gummersbach ist sein Name eng mit dem Aufstieg des VfL Gummersbach vom Dorfverein zu einem europäischen Spitzenverein verbunden, der im Jahr 1967 erstmals einen europäischen Titel gegen das hochfavorisierte Team von Dukla Prag errang. Hansi Schmidt muss rückblickend als der erste „Superstar“ im deutschen Handball gesehen werden.
Seine verzögerten Sprungwürfe waren gefürchtet. Oftmals bedurfte es zwei und mehr Abwehrspieler, um den für seine Zeit hochaufgewachsenen und wurfgewaltigen Athleten zu bremsen.
Der Banater Schwabe Schmidt kam am 24. September 1942 in Marienfeld (Rumänien) zur Welt. Zum Handball kam er, als er neun Jahre alt war. Mit 14 war er nach eigener Aussage schon der „Spiel bestimmende Spieler seiner Mannschaft“, eben ein Ausnahmesportler. Als 21-Jähriger setzte er sich 1963 während eines Turniers der rumänischen Juniorennationalmannschaft in Deutschland ab, nachdem das letzte Spiel in Köln stattgefunden hatte. In Gummersbach heiratete er eine Einheimische.
Mit Ehefrau Karin, eine geborene Kohlmeier, hatte er zwei erwachsene Söhne. Er sei „immer stolz gewesen, ein Deutscher zu sein. Mein Volk liebe ich, andere respektiere ich“, hatte der Mann mit der Nummer 9 auf dem Trikot immer wieder betont.
Der Rat der Stadt Gummersbach hatte im September 2022 wenige Tage nach Schmidts 80. Geburtstag beschlossen, den ehemaligen Handballer mit der Goldenen Stadtmedaille in Sonderprägung zu ehren. Die Verleihung der Medaille sollte in der vergangenen Woche noch im Krankenhaus stattfinden, doch der Gesundheitszustand von Hansi Schmidt verschlechterte sich so rapide, so dass der Termin mit Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein nicht mehr stattfinden konnte.
Hansi Schmidt hatte Helmenstein noch am Dienstag angerufen. „Die Ehrung mit der Goldenen Stadtmedaille in Sonderprägung bedeutete ihm viel. Er ahnte, dass seine schwere Erkrankung eine Verleihung zu Lebzeiten nicht mehr zuließ“, so der Bürgermeister. Schmidts Wunsch nach einer Gedenkfeier ihm zu Ehren werde er in enger Abstimmung mit seiner Familie und dem VfL „selbstverständlich erfüllen“.