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VernissageGummersbacher Lichtbildner stellt in Köln aus

Lesezeit 4 Minuten
Nach der Ausstellungseröffnung der Werke von Wolfgang Weiss (rechts) durch Rainer Schmidt (links) las Melanie Raabe aus ihrem Roman Der längste Schlaf.

Viel Oberberg-Bezug: Rainer Schmidt (l.), Künstler Wolfgang Weiss und Bestseller-Autorin Melanie Raabe vor einem der Weiss-Werke.

Wolfgang Weiss hat Photo-Qubits von den Fenstern einer Kölner Kirche erstellt - und zeigt sie am Entstehungsort.

Der Oberberg-Anteil war hoch, als am Freitag in Köln-Rodenkirchen eine besondere Vernissage stattfand: Eröffnet wurde dort die Ausstellung „Das NichtMehr und das NochNicht auf der Zeitreise“ des Gummersbacher Lichtbildners und Fotokünstlers Wolfgang Weiss. Gastgeber in der Erzengel-Michael-Kirche der Diakonie Michaelshoven war deren theologischer Vorstand, Rainer Schmidt. Der Theologe und mehrfache Paralympics-Goldmedaillengewinner im Tischtennis kommt gebürtig aus Nümbrecht.

Ausstellung am Ort der Entstehung

Gleich im Anschluss an die Vernissage fand in der Kirche dann eine Lesung mit der Bestseller-Autorin Melanie Raabe statt, die lange in Wiehl gelebt und dort auch ihr Abitur gemacht hat – wie Rainer Schmidt am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. Sie las aus ihrem neuen Roman „Der längste Schlaf“.

Dass die Arbeiten aus Wolfgang Weiss' Werkreihe Photo-Qubits ausgerechnet in der Erzengel-Michael-Kirche in Rodenkirchen zuerst gezeigt werden, ist kein Zufall: Der Künstler hat sich mit seiner besonderen Fototechnik, bei der unter anderem gebogene Spiegel zum Einsatz kommen, den an sich schon besonderen Kirchenfenstern des Gotteshauses gewidmet. Und auch der Termin war mit Bedacht gewählt: die Diakonie Michaelshoven feiert gerade ihr 75-jähriges Jubiläum, und in ganz Köln fand am Freitag zudem die „Lange Nacht der Kirchen“ statt.

Die 1964 von Frère Eric de Saussure, einem Mitglied der evangelischen Communauté de Taizé, entworfenen Fenster der Erzengel-Michael-Kirche beeindrucken seit Jahrzehnten durch ihre Formen und Farben, führte Rainer Schmidt in die Werkschau ein. Und jetzt, 60 Jahre später, hat Wolfgang Weiss diese Motive auf innovative Weise neu inszeniert.

Im Januar 2024 hat der Gummersbacher Fotograf die Aufnahmen von den Fenstern in der Kirche angefertigt. Bis Ende dieses Jahres werden die großformatigen Abzüge (zwei mal drei Meter; das an der Kopfseite hinter dem Altar hat sogar viereinhalb mal drei Meter) auch dort zu sehen sein. Anschließend gehen sie auf Reisen – die Chance, dass sie auch nach Oberberg kommen, ist groß, so Weiss.

Die Fenster sind ja Kunstwerke an sich.
Wolfgang Weiss

Sie in Michaelshoven zu sehen birgt natürlich den besonderen Reiz, da man nur dort die einmalige Chance hat, die Vorlagen und das Ergebnis der Transformation durch den Künstler im gleichen Raum betrachten zu können. „Die Fenster sind ja Kunstwerke an sich“, sagt der Fotograf, „etwas Neues zu interpretieren oder sie weiterzuentwickeln, das ist natürlich eine spannende Geschichte.“

Mit den jetzt erstmals ausgestellten Arbeiten schlägt Weiss sozusagen einen Lichtbogen den Rhein hinauf, von Rodenkirchen bis zum nur wenige Kilometer entfernten Kölner Dom. Dessen Fenster hat Weiss vor einigen Jahren bereits für seine Photo-Qubits-Reihe neu ins Licht gesetzt. Die Ergebnisse wird er in diesem Herbst in der Culturkirche in Engelskirchen-Osberghausen zeigen.

Zustande kam die Zusammenarbeit zwischen Künstler und Diakonie über die Bekanntschaft zwischen Wolfgang Weiss und dem kaufmännischen Vorstand von Michaelshoven, Uwe Ufer – auch er ein Oberberger.

Schmidt seit zwei Jahren theologischer Vorstand

Klaus Hamburger, kein Oberberger, sondern gebürtiger Regensburger und langjähriger Angehöriger der ökumenischen Ordensgemeinschaft von Taizé, hatte in die Ausstellung eingeführt.

Begrüßt wurden die Vernissagebesucher von Rainer Schmidt, bekannt geworden in erster Linie als mehrfacher Goldmedaillen-Gewinner bei den Paralympics im Tischtennis und als Kabarettist. Seit 2017 gehört der Theologe dem Kuratorium von Michaelshoven an, also dem Aufsichtsgremium der Diakonie. „Dann ist meine Vorgängerin Birgit Heide in den Altersruhestand gegangen und ich wurde angesprochen, ob ich der Nachfolger werde“, erklärt Schmidt. Seit April 2023 ist Schmidt, der inzwischen in Köln-Dellbrück wohnt und dort auch im Verein Tischtennis spielt, theologischer Vorstand.

Ich glaube, es gab noch nie so viele Kollegen, die mal eben bei mir vorbeigeguckt haben und sagten: Herr Schmidt, wo soll das alles hingehen?
Rainer Schmidt

Beim größten Kölner Sozialunternehmen mit mehr als 3000 Haupt- und 650 Ehrenamtlichen ist er mit Uwe Ufer für die strategische Steuerung des Dachträgervereins zuständig. Bleibt neben den zahlreichen Aufgaben noch Zeit für seelsorgerische Tätigkeit? „Laut Aufgabenbeschreibung nicht“, erklärt Schmidt, „aber tatsächlich machen sich gerade viele unserer Kolleginnen und Kollegen Sorgen. Die Bundestagswahl hat viele beunruhigt, die Entwicklungen in den USA und so weiter – ich glaube, es gab noch nie so viele Kollegen, die mal eben bei mir vorbeigeguckt haben und sagten: Herr Schmidt, wo soll das alles hingehen?“