Nach dem schlechten Abschneiden der FDP bei der Bundestagswahl fehlt der Naumann-Stiftung Geld. Das könnte Auswirkungen auf die Heuss-Akademie haben.
Der Stiftung fehlt GeldSteht die Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach vor dem Aus?

In Gummersbach war einst auch Guido Westerwelle zu Besuch.
Copyright: Theodor-Heuss-Akedemie
Fast 60 Jahre nach ihrer Einweihung steht der Fortbestand der Theodor-Heuss-Akademie offenbar auf dem Prüfstand. Ob ihr das Aus droht, will Akademieleiter Lorenz Deutsch auf Nachfrage nicht beantworten – verweist aber ohne lange zu überlegen an die Zentrale der Friedrich-Naumann-Stiftung in Potsdam. Alle Presseanfragen würden von dort beantwortet, sagt Deutsch.
Ganz so unvorbereitet ist man offenbar nicht in der Einrichtung oberhalb von Gummersbach-Niederseßmar, auf dem sogenannten „Zauberberg“. Doch was ist nun dran an den Sorgen der rund 50 Beschäftigten, die aktuell in Gummersbach die Runde machen?

Viele bekannte Politiker wie Bundespräsident Walter Scheel waren in Gummersbach.
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Zu Vorträgen in Gummersbach kamen viele bekannte Politiker.
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Lorenz Deutsch wird nicht konkret, sagt aber, dass es ja kein Geheimnis sei, wie die Akademie finanziert – und zwar über die Friedrich-Naumann-Stiftung. Und deren Etat hänge vom Abschneiden der FDP bei den letzten vier Bundestagswahlen ab. Das gute Ergebnis aus dem Jahr 2009 sei nach der letzten Bundestagswahl in diesem Jahr weggefallen: Die FDP ist nicht mehr ins Parlament eingezogen, und deshalb bekomme die Stiftung weniger Geld. Wie die Stiftung damit umgehe, dafür suche man aktuell in Potsdam Antworten, wie Deutsch sagt. „Und offenbar sind wir da aktuell infrage gestellt.“ Die Stiftung hat eine Geschäftsstelle in Potsdam, in ganz Deutschland und in über 60 Ländern der Welt werden Büros unterhalten.
Ehemalige Bundestagsabgeordnete hat auch von den Gerüchten gehört
Auch die ehemalige Bundestagsabgeordnete und Ehrenvorsitzende der FDP Oberberg, Ina Albowitz, hat von den Gerüchten gehört. Sie will sich aktuell dazu nicht äußern, weil sie aus erster Quelle Antworten erwartet. Damit meint sie auch Karl-Heinz Paqué, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung, und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die stellvertretende Vorsitzende. So oder so kommen bei Albowitz Erinnerungen an das Jahr 1999 hoch. Damals stand die Akademie schon einmal auf der Kippe. Und Albowitz sammelte Unterschriften für den Erhalt – am Ende waren es 20.000. „Oberberg war von den Plänen nicht begeistert.“ Die Einrichtung blieb.
Albowitz betont die Bedeutung der Akademie. Sie stehe für die Geschichte der Demokratie in Deutschland, für die der FDP und für richtungsweisende Wahlprogramme, die hier ihren Ursprung hätten.

Viele bekannte Politiker wie Bundespräsident Walter Scheel waren in Gummersbach.
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Gerhard Kienbaum hatte den Bau der Akademie in Gummersbach seinerzeit erfolgreich angeregt.
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Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein reagierte am Donnerstag bestürzt auf die Infos, dass die Akademie vor dem Aus stehen könne. „Die Theodor-Heuss-Akademie ist ein Monument unserer Demokratie mit nationaler Strahlkraft: Ihr politisches Bildungsangebot ist exzellent und hat das Demokratieverständnis ganzer Generationen gestärkt“, sagt der Christdemokrat. Von der Akademie seien Impulse ausgegangen, die den Liberalismus und unser Land nachhaltig geprägt hätten. „Der Verlust dieser Bildungsstätte wäre unermesslich und muss unbedingt verhindert werden“, so Helmenstein.
Wenig konkret fällt dann am Nachmittag die Antwort der Stiftung aus, die allerdings auch Gummersbach nicht aus der Schusslinie nimmt: „Die Friedrich-Naumann-Stiftung befindet sich in einem strategischen Neuausrichtungsprozess, der durch die veränderten politischen und finanziellen Rahmenbedingungen erforderlich geworden ist. Ziel ist es, die Handlungsfähigkeit der Stiftung langfristig zu sichern und ihre Rolle in der politischen Bildungsarbeit und als Impulsgeberin für den politischen Liberalismus zu stärken“, heißt es.
Im Rahmen dieses Prozesses würden bestehende Strukturen im In- und Ausland überprüft. Die Stiftung bleibe ihrer Aufgabe verpflichtet, liberale Werte zu fördern und politische Bildungsarbeit zu leisten.
Entstehung der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach
Die Akademie wurde nach knapp zweijähriger Bauzeit am 26. Mai 1967 in Anwesenheit von Bundespräsident Heinrich Lübke und NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn eingeweiht. Der erste Bundespräsident von Deutschland und Mitgründer der FDP, Theodor Heuss, ist Namensgeber der Einrichtung. Der Gummersbacher FDP-Politiker und Unternehmensberater Gerhard Kienbaum (von 1967 bis 1972 Beirat im Vorstand der Friedrich-Naumann-Stiftung) hatte den Bau der Theodor-Heuss-Akademie mit Erfolg angeregt.