Staatsschutz ermitteltSteinwurf ins Wohnzimmer der „Netzwerk gegen Rechts“-Leiterin
Gummersbach – Nach dem Steinwurf in das Wohnzimmerfenster der Leiterin der Koordinierungsstelle des oberbergischen „Netzwerk gegen Rechts“ ermittelt der Staatsschutz in Köln wegen des Verdachts einer politisch motivierten Straftat.
Stein landet auf Plattenspieler und Stereoanlage
In der Nacht zum Sonntag waren Unbekannte in einem Gummersbacher Vorort auf das Grundstück des Wohnhauses gegangen, das in einer Sackgasse liegt, und hatten einen mehrere Pfund schweren Stein aus einer Beetumrandung durch das zweiflügelige Wohnzimmerfenster geworfen. Die Doppelverglasung hielt der Wucht des Aufpralls nicht stand, der Stein landete auf dem Plattenspieler der Stereoanlage. Ein zweites Fenster wurde beschädigt.
Auch wenn es keine eindeutigen Hinweise auf den oder die Täter gibt, vermutet die Geschädigte sie im rechtsextremen Spektrum Oberbergs: „Das sieht nach der Handschrift von Resten der ehemaligen Freien Kräfte Oberberg aus“, meint sie. Ihren Namen möchte sie diesmal nicht in der Zeitung genannt haben, obwohl er in Oberberg und in der Szene ihrer Gegner seit Jahren bekannt ist. Es ist ihr aber wichtig, das Geschehen publik zu machen, denn „es soll niemand denken, dass so etwas bei uns nicht vorkommt“. Landrat Jochen Hagt und Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein seien ebenfalls informiert.
Nicht der erste Vorfall
Es ist nicht der erste Vorfall am Haus der 65-Jährigen ist. Vor Jahren bereits beschmierten Unbekannte die Haustür mit einem Hakenkreuz, klebten ein rechtsextremes Plakat auf ihr Auto und stopften einen Fischkadaver in den Briefkasten. Danach war jahrelang Ruhe.
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In wenigen Wochen geht die Leiterin der Koordinierungsstelle in den Ruhestand. Könnte der Steinwurf von Sonntagnacht vielleicht auch als Signal für ihren Nachfolger gedacht gewesen sein, der im Januar die Aufgabe übernimmt?
Diesen Gedanken habe sie auch schon gehabt, sagt Inge Lütkehaus, Geschäftsführerin des Sozialverbands „Der Paritätische“, dem Träger der Koordinierungsstelle. Das Netzwerk arbeite sehr exponiert, man habe immer mit solchen Angriffen rechnen müssen. Es sei erschreckend und beängstigend zugleich, wie sich die politische Landschaft auch in Oberberg verändert habe.