Süßer Honig vom ZauberbergSo arbeitet die Theodor-Heuss-Akademie in Corona-Zeiten
Gummersbach – „Ein Hotel in der Akademie“, war am 11. Januar die Rubrik „Vor 50 Jahren“ in dieser Zeitung überschrieben. Gemeint war damit die Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach-Niederseßmar, die im Januar 1972 knapp fünf Jahre in Betrieb war.
Diese Zeitung berichtete damals, dass die Akademie seitdem „über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus zu einem Begriff für politische Bildungsarbeit geworden“ ist. So ist es bis heute geblieben, Seminarteilnehmer kommen aus der gesamten Welt, wie die beiden Themengebietsleiter Michael Postel und Martin Thoma berichten. Postel ist für die Bereiche Kommunikation, Management und Digitale Bildung zuständig. Liberale Positionen und Kooperationen werden von Thoma vertreten.
Theodor-Heuss-Akademie: Technisch auf dem neuesten Stand
„Für uns war es unglaublich spannend, zu lesen, wie die Akademie hier damals gesehen worden ist“, sagt Postel. Dass sich seitdem viel verändert hat, überrascht nicht. Und die vergangenen zwei Jahre hat das Team nicht nur damit verbracht, den Bildungsbetrieb auf digitalem Weg aufrecht zu erhalten, sondern gleichzeitig das Haus sowohl technisch als auch baulich auf den neuesten Stand zu bringen.
Dabei legt die Einrichtung großen Wert darauf, zu dokumentieren, wo ihre Wurzeln sind. So zeigen großformatige Bilder im Foyer den Gummersbacher Unternehmensberater Gerhard Kienbaum. Als FDP-Politiker war er von 1967 bis 1972 Beirat im Vorstand der Friedrich-Naumann-Stiftung und regte den Bau der Theodor-Heuss-Akademie auf dem Berg oberhalb von Niederseßmar an.
Apropos Berg: Wenn Postel und Thoma über die Arbeit in der Theodor-Heuss-Akademie sprechen, ist immer wieder die Rede vom „Zauberberg“. „Nicht der von Thomas Mann“, wie Postel schmunzelnd sagt. Der Begriff sei entstanden, weil die Stipendiaten immer wieder verzaubert seien, wenn sie nach Niederseßmar kämen, hier unter sich seien und „etwas passiere“, wie die beiden diese ganz besondere Atmosphäre beschreiben. „Hier schlägt das liberale Herz“, sagen die beiden mit hörbarem Stolz. Das wisse man bis auf die Philippinen. Und über die Jahre hinweg habe man das Zauberberg-Image dann immer weiter kultiviert. Kein Wunder, dass der Name des Honigs, den ein Jungimker mit seinem Volk auf dem Areal des Akademie gewinnt, auf den Namen „Zaubergold“ hört. Apropos regionaler Honig: Der ist nur ein Beispiel dafür, dass sich das Haus mit der Region eng verbunden fühle, wie Postel und Thomas sagen. 75 Kilogramm habe der Imker zuletzt gewinnen können. Und der Clou: Die Seminarteilnehmer bekommen das süße Gold, das direkt vor den Türen der Akademie gewonnen wird, zum Frühstück.
Froh sind die beiden, dass die Bildungseinrichtung mit Beginn der Pandemie in Sachen digitale Seminare schon am 13. März 2020 so gut aufgestellt war, dass der Betrieb zwar nicht in Präsenz, dafür aber via Skype oder Zoom fortgeführt werden konnte. „Wir haben das Programm binnen einer Woche umgestellt“, erinnert sich Postel. Inzwischen ist der Standort Gummersbach in der Friedrich-Naumann-Stiftung so weit digital ausgebaut worden, dass Postel, Thoma und deren Teams innerhalb der Stiftung zum Ansprechpartner für andere Standorte geworden sind. Sozusagen als Referenz. Aktuell in der Umsetzung ist ein neues Studio, wo künftig Medientrainings und Interviewtrainings sowie die Aufzeichnung von Podcasts stattfinden werden.
Neben so viel Technik wurde auch in die Immobilie investiert und die Zimmer noch einmal aufgehübscht. In der Summe wurde ein sechsstelliger Betrag im unteren Bereich in die Hand genommen. So viel Invest klingt danach, dass die Naumann-Stiftung auf den Standort Gummersbach auch in Zukunft baut. Das sehen auch Postel und Thoma so. „Wir haben die Rückendeckung aus Potsdam und arbeiten auch mit der Zentrale daran, den Standort weiter aufzuwerten. Damit sind wir auf einem sehr guten Weg – Corona zum Trotz, die Digitalisierung nutzen wir sogar als Standortvorteil“, sagen sie und meinen damit den Hauptsitz der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Potsdam. Dazu passt dann auch, dass in der Theodor-Heuss-Akademie künftig die Zertifizierung der Trainer innerhalb der Stiftung stattfinden wird, was ein weiteres Alleinstellungsmerkmal bedeutet. Und wie geht es nach Corona weiter? Bei so viel Digitalisierung könnte man meinen, dass der Präsenzbetrieb weniger werden könnte. Tatsächlich geplant ist, dass 25 Prozent Digitalanteil bei den Bildungsangeboten bleiben werden.
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Präsenzveranstaltungen findet derzeit schon im kleinen Umfang statt, er soll vorsichtig erweitert werden. Das bedeutet, dass maximal 50 Gäste die momentane Obergrenze sind. „Die Doppelzimmer werden ausschließlich als Einzelzimmer genutzt, und es kommen nur Teilnehmer unter einer strengen 2G-Plus-Regel hier rein“, sagt Thoma. Schließlich wolle man nicht zum Super-Spreader werden.