Die Lage bei der Oberbergischen Verkehrsgesellschaft (Ovag) spitzt sich zu. Wegen Personalmangel müssen immer mehr Busfahrten ausfallen.
Fahrer dringend gesuchtOberbergische Verkehrsgesellschaft plant nun die Busausfälle
Die Oberbergische Verkehrsgesellschaft (Ovag) sucht händeringend Busfahrer. „Die Lage spitzt sich zu“, sagte Geschäftsführerin Corinna Güllner in einem Gespräch mit dieser Zeitung. So habe es bereits in der ersten Jahreshälfte kurzfristige Fahrtausfälle gegeben und nach den Sommerferien habe sich die Situation weiter verschärft. „Wir befinden uns in einer Negativspirale“, erklärte Güllner.
Jeder Ausfall durch Krankheit steigere die Belastung der anderen Kollegen, was zu vermehrtem Arbeitseinsatz bis hin zur Überlastung führe. Dadurch wiederum steige der Krankenstand, was die Situation noch weiter verschlechtere. Derzeit würden übergangsweise Verwaltungsangestellte mit Busführerschein im Fahrdienst eingesetzt, doch sei das auf Dauer keine Lösung, da ja deren Arbeit liegenbleibe.
Ovag: Wegen Personalmangel kommt es unweigerlich zu Fahrtausfällen
Ein Einkauf weiterer Fremdleistungen sei kaum möglich, da die Verkehrsunternehmen bundesweit mit Fahrermangel zu kämpfen hätten. Daher komme es unweigerlich zu Fahrtausfällen. Um diese nicht willkürlich auftreten zu lassen und den Fahrgästen eine gewisse Planbarkeit an die Hand zu geben, wurde von den „zufälligen Ausfällen“ auf „geplante Ausfälle“ umgestellt.
Nun wird einige Tage im Voraus festgelegt, welche Touren bei dem aktuellen Krankenstand personell nicht besetzt werden können, die davon betroffenen Fahrten werden auf den Internetseiten der Ovag veröffentlicht. Güllner zeigt Verständnis für den Unmut der Fahrgäste, bittet jedoch darum, diesen nicht bei den Fahrern zu entladen: „Diese sind für Ausfälle und Verspätungen nicht verantwortlich, sondern tun ihr Bestes, um Fahrgäste sicher an ihr Ziel zu bringen.“ Das ohnehin überbeanspruchte Personal leide ebenfalls unter dieser Situation und eine weitere Belastung führe zu einer Verschärfung des Engpasses.
Während der Busfahrt das Oberbergische kennenlernen
Die Geschäftsführerin wirbt um neues Fahrpersonal: „Busfahrer ist ein typischer Quereinsteigerberuf.“ Dafür werde, abgesehen vom Busführerschein, keine besondere Qualifikation benötigt. Neben körperlicher Gesundheit und der Bereitschaft zum Schichtdienst seien lediglich „die klassischen, preußischen Tugenden“ Voraussetzung: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit – und nicht zuletzt Freude am Umgang mit Menschen sowie Spaß am Fahren.
Mit den jüngsten Tarifverhandlungen, so Corinna Güllner, habe es historisch hohe Tarifabschlüsse gegeben. Zum 1. November steige das Einstiegsgehalt eines Busfahrers ohne Berufserfahrung auf knapp 3000 Euro im Monat bei einer 38,5-Stunden-Woche. Hinzu kämen diverse Zuschläge für Überstunden, Samstags-, Sonntagsarbeit und Nachtarbeit sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Wer Interesse hat, noch einmal neu durchzustarten, aber keinen Busführerschein besitzt, solle sich dennoch bei der Ovag melden: „Dafür finden wir eine Lösung.“
Busfahren mache einfach Spaß, betont Athanasios Betas, seit einem Jahr bei der Ovag. Früher ist er Radlader und Lastwagen auf einer Deponie gefahren, konnte diesen Job krankheitsbedingt aber nicht weiter ausüben: „Mich faszinieren große Autos.“ Viktor Unruh ist derweil seit 25 Jahren Busfahrer bei der Ovag: „Ich möchte lieber das Oberbergische sehen, anstatt ständig zwischen vier Wänden zu arbeiten.“
Jennifer Schäfer ist Mutter von zwei Kindern und arbeitet in Teilzeit: „Am liebsten fahre ich Schüler.“ Die beiden 17-jährigen Lisa Struwe und Marie Hecker haben in diesem Herbst eine Ausbildung als „Fachkraft im Fahrbetrieb“ begonnen. Während Marie gerne in der Werkstatt arbeitet, ist Lisa am liebsten unterwegs: „Ich freue mich am meisten darauf, endlich alleine hinter dem Lenker zu sitzen.“
Mobilitätsgarantie
Die Ovag empfiehlt ihren Fahrgästen, sich vorab über die Internetseiten der Ovag oder die elektronischen Auskunftssysteme, etwa die Ovag-App, eine aktuelle Auskunft zu holen. Diese Systeme enthalten in der Regel die Echtzeitdaten, sodass neben Ausfällen auch Verspätungen angezeigt werden. Telefonisch erhält man diese Auskünfte über die landesweite „schlaue Nummer für Bus und Bahn“ unter (08006) 50 40 30 rund um die Uhr.
Fällt ein Bus aus oder kommt dieser mehr als 20 Minuten verspätet, gilt zudem die Mobilitätsgarantie. So werden ab einer Verspätung von 20 Minuten die Kosten für ein Taxi und andere Angebote, etwa im Raum Wiehl und Nümbrecht für„Monti“, tagsüber zwischen 5 und 20 Uhr bis zu 30 Euro und nachts zwischen 20 und 5 Uhr bis zu 60 Euro, ersetzt. Dies ist im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr weitgehend und in diesem Umfang einmalig.
Weitere Informationen sowie den Link zur digitalen Erfassung einer Taxi- oder Monti-Rechnung erhalten Fahrgäste im Internet.