Eine schöne Bescherung macht das Fest der Liebe erst so richtig perfekt. Welches Geschenk es war, das Weihnachten ihnen einmal besonders versüßt hat, haben wir einige Oberberger gefragt.
Besondere BescherungOberberger sprechen zum Fest über unvergessliche Weihnachtsgeschenke
Kai Jordens: Ein Kuss als Spiderman
Kai Jordens aus Reichshof-Hespert, verbindet sein liebstes Geschenk mit Erinnerungen an den aufregenden allerersten Kuss. Heute tritt er im Kostüm eines Gauklers bundesweit als „Narrenkai“ auf. Ende der 1970er Jahre war er allerdings noch Fan des maskierten Helden Spiderman. Seine Mutter, ebenso kreativ wie er, schneiderte ihm zu Weihnachten das Spiderman-Kostüm – inklusive der Gesichtsmaske, die, so vermutet Kai Jordens, aus dem Bein einer alten Strumpfhose gefertigt wurde.
„Ich fand das megacool und bin sofort im Kostüm auf die Straße in Nordhorn gerannt. Dort habe ich – ohne es zu wollen – als erstes den Nachbarsjungen so erschreckt, dass er schreiend weglief“, erinnert sich der Hesperter lachend. Aber wenig später, auf einem Kostümball, sorgte das spektakuläre Kostüm dafür, dass der junge Held seinen ersten Kuss von der Angebeteten erhielt. „Wir waren sogar einige Wochen lang ein Paar. Das hat mir nachhaltig Eindruck gemacht.“
Christian Bürgin: In den Wilden Westen
Mit Helden hat auch das beste Geschenk zu tun, von dem der Leiter der Gummersbacher Kreis- und Stadtbücherei, Christian Bürgin erzählt. Allerdings waren es bei ihm keine Superhelden, sondern die Jungs aus dem Wilden Westen – die guten, aufrechten Cowboys und die windigen Ganoven. „Ich hatte ganz lange Freude an der Lego-Ranch, die ich bekam, als ich ungefähr sieben Jahre alt war. Zumal die Details so toll waren. Es gab sogar einen kleinen Eimer an einem Seil“, sagt der heute 33-Jährige.
Für ihn, interessiert an Geschichte und kreativ, war dieses Westernset, das im Laufe der Jahre immer wieder erweitert wurde, genau das Richtige. „Piraten und Korsaren hatte ich auch. Und ich fand diesen Mix von Anleitung und eigener Kreativität immer super.“ Blöd war es nur, wenn die Anleitung verschütt ging und gerade alles auseinandergebaut war. „Dann waren Ideen und mein Gedächtnis gefragt!“
Anja Karthäuser: Malefiz aus der DDR
Kreativität ist auch alle Jahre wieder zu Weihnachten bei Pfarrerin Anja Karthäuser angesagt, denn sie hat am 24. Dezember Geburtstag. Wie und wann sollte sie da mit dem Freundeskreis feiern, wenn schon zum Frühstück die Großeltern kamen, Gottesdienst und Bescherung auf dem Plan fest verankert waren? Als Kind, so berichtet die Lichtenbergerin, wurde ihr Geburtstag einfach ins Frühjahr verlegt, wenn ihr Bruder Geburtstag hat. „Dann wurde halt ein doppelter Kindergeburtstag gefeiert. Ich fand das toll, denn im März ist meist besseres Wetter.“
Später, als Teenager und als junge Frau, lud sie ihre Freunde einfach ab 24 Uhr in der Nacht zum ersten Feiertag ein, veranstaltete Mottopartys wie eine „Beachfete“, zu der ein Gast tatsächlich in Badeklamotten erschien. Die Pfarrerin in Morsbach-Holpe muss schmunzeln, als sich zudem daran erinnert, dass in ihrer Kindheit einmal nicht nur ein einziges Malefiz-Spiel zu Weihnachten eintrudelte. „Wir hatten Verwandtschaft in der ehemaligen DDR. Und in diesem Jahr gab es dort offensichtlich für Kinder im Wesentlichen diese Spiele. Also tauchten sie bei uns gleich mehrfach in der Weihnachtspost auf.“
Sabrina Schultheis Liebevolle Festtagspost
Mit Freude über Päckchen hat auch die Geschichte von Sabrina Schultheis zu tun. Die Theaterpädagogin aus Gummersbach steht in engem Kontakt zu ihrer Patentante Heide in München und erhält aus Bayern jedes Jahr liebevoll ausgesuchte und zusammengestellte Post. „Das ist eines meiner Highlights zu Weihnachten, denn ich spüre immer, mit wie viel Liebe Tante Heide an mich denkt“, verrät sie, sagt aber auch, dass es ihr ansonsten zu den Festtagen gar nicht so sehr um materielle Geschenke geht.
Eine Haltung, die mit ihrer Jugend zu tun hat. Denn als sie zehn Jahre alt war, wurde sie in Lieberhausen in einer warmherzigen Pflegefamilie aufgenommen und erlebte zum ersten Mal ein Weihnachtsfest innerhalb einer Familie, voller Licht, Musik und Gesang, mit einem Festessen und einer Lesung aus der Bibel. „Das war unvergesslich schön. Wir haben diese Art zu feiern noch viele Jahre lang beibehalten.“
Ludmila Hein: Eine kostbare Orange
Materielle Dinge sind es auch bei Ludmila Hein nicht, die ihr bei den schönsten Erinnerungen an ihre Kindheit zu Weihnachten in den Sinn kommen. 1959 in Kasachstan geboren, berichtet sie von einer extrem bescheidenen Zeit. „Wir waren glücklich, auch ohne viel zu besitzen“, betont die Oberbergerin, die mit ihrer Familie nach Estland zog, als sie neun Jahre alt war. Zu Weihnachten gab es bei ihrer Großmutter für jedes der rund 20 Kinder der Kirchengemeinde eine Tüte mit Karamellbonbons, selbstgebackenen Plätzchen und einer Orange.
„Die wunderschöne leuchtende Farbe der Orange war beeindruckend. Diese Frucht war mir kostbar“, blickt die Küsterin der evangelischen Gemeinde Steinenbrück auf Kinderzeiten zurück. Ihre Großmutter sei sehr gläubig gewesen und habe stets ihr Wohnzimmer für die Gottesdienste der kleinen Gemeinde zur Verfügung gestellt. „Wenn wir Kinder dann kurz vor Mitternacht zur Christmette geweckt wurden, war das ungemein aufregend.“
Mike Altwicker: Endlich eine Eisenbahn
Aufregend ist Weihnachten wohl für alle Kinder. Das bestätigt Buchhändler Mike Altwicker (48), der an Heiligabend immer als erstes gespannt unter den Weihnachtsbaum blickte, um zu sehen, was dort wohl an Geschenken auf ihn wartet. Und der einmal Minuten der Enttäuschung erlebte, die dann in nachhaltige Freude mündeten.
So berichtet Mike Altwicker: „Meine Blickrichtung bei der Bescherung war immer klar. Doch dann: Kein Päckchen!“ Zum Glück kam ihm in den Sinn, sich einmal um die eigene Achse zu drehen. Und dort, hinter ihm, stand sie: Die elektrische Eisenbahn, die Mike Altwickers Vater gerade in Gang gesetzt hatte. „Dieses Wechselbad der Gefühle kann ich bis heute abrufen“, gibt Altwicker lachend zu und sagt, dass er das aus genau diesem Grund seinem Sohn erspart. Für den Nachwuchs liegt immer mindestens ein Päckchen unter dem Baum, selbst wenn der Rest der Geschenke woanders auf ihn wartet. Die Eisenbahn wuchs übrigens im Laufe der Jahre, sie wurde um Dampfloks ergänzt und faszinierte Mike Altwicker, der sich normalerweise über Stapel von Büchern freute, mit ihrer Technik noch jahrelang.
Kevin Müller: Ein Tisch zum Kicken
Auch Kevin Müllers (36) Blick richtete sich natürlich immer zuerst auf den geschmückten Baum, der vor rund 25 Jahren einmal unter seinen Zweigen doch ziemlich karg möbliert wirkte, wie sich der Pressesprecher des Deutschen Behindertensportverbandes, erinnert. Der große Tischkicker passte nämlich beim besten Willen nicht unter den Baum. Also wurde er erst bei der Bescherung von den Eltern zur großen Freude des Zehnjährigen aus dem Keller geholt.
Den Kicker, der im Laufe der Jahre viele heiße Duelle erlebte, gibt es noch heute. Früher wurde er immer mal wieder im Wohnzimmer aufgebaut, dann blieb er irgendwann im Keller. Aber er wird nach wie vor bespielt, wenn FC-Fan Kevin Müller in seiner Heimatstadt Bergneustadt die Familie besucht. „Beim Kickern kochten die Emotionen auch schon mal richtig hoch, zumal wir alle sehr fußballaffin sind.“ Entsprechend mussten auch schon mal Figuren wieder festgeschraubt werden, die Stangen erhielten ein Tröpfchen Öl, um beweglich zu bleiben, und die Fußbälle wurden gut gehütet. „Bis heute ist keiner verloren gegangen.“
André Fritsche: Maja macht das Fest perfekt
Auch „Böhnchen“, der Corgie-Jack-Russell-Mix, der seit drei Jahren die Familie Fritsche beglückt, saß nicht unter dem Weihnachtsbaum. Dafür ist die kleine Hündin ohnehin zu quirlig. Doch ein besonderes Geschenk war Maja, so ihr richtiger Name, trotzdem für André Fritsche und seine Frau Annett. Der Regisseur des Bergneustädter Losemundtheaters war mit seiner Frau beim Weihnachtsmarkt des Tierheims in Bergheim.
Schon lange hatte die Familie überlegt, sich einen Hund anzuschaffen und dafür verschiedene Tierheime besucht, doch der richtige Familienhund war nicht dabei gewesen. Aber bei diesem Basar funkte es zwischen Maja und den Fritsches. Maja erhielt in den kommenden Tagen öfter Besuch aus Oberberg, wurde Gassi geführt, ausgiebig geherzt und avancierte schließlich zum geliebten Weihnachtshund der Familie, der schließlich sogar Teil der Weihnachtskarte wurde.
André Fritsche sagt: „Unser Maja-Böhnchen ist das beste Weihnachtsgeschenk, das wir uns machen konnten. Sie macht uns jeden Tag aufs Neue glücklich.“