Oberbergs Kreisbrandmeister gab wertvolle Tipps, um für den Ernstfall – etwa bei Stromausfall und Starkregen – gerüstet zu sein.
Besonderer Kurs der VHSOberberger erhielten Tipps für den Katastrophenfall
„Vorbereitet und sicher – Erwerben Sie Krisenkompetenz“ – das war das Thema am Donnerstagabend in Gummersbach. Die Volkshochschule Oberberg hatte einen Kurs organisiert, in dem sowohl Betroffene von Krisensituationen zu Wort kamen, Vorsorgeinformationen von der Verbraucherzentrale NRW vermittelt wurden und seitens des Amtes für Brand-, Zivil- und Katastrophenschutz des Oberbergischer Kreises erläutert wurde, welche Möglichkeiten die Bevölkerung hat, sich bestmöglich auf Krisensituationen vorzubereiten.
Bericht von Flut in Engelskirchen
„Brände, Stürme, Hochwasser, Versorgungsausfälle oder ein Infrastrukturkollaps erfordern eine durchdachte Bewältigung“, sagte Michael Beiderwellen, Leiter der VHS Oberberg. Er freute sich über die hohe Resonanz der Veranstaltung mit mehr als 20 Bürgern in Präsenz und gut 60 Online-Teilnehmern. Gleich zu Beginn startete er eine anonyme Meinungsumfrage über ein Online-Tool, wobei je gut 40 Prozent angaben, nicht oder nur teilweise auf Krisenfälle vorbereitet zu sein, lediglich 15 Prozent erachteten ihre bisher vorgenommenen Maßnahmen als ausreichend.
Der Engelskirchener Architekt Ralf Rother schilderte seine Erlebnisse beim Starkregenereignis am 14. und 15. Juli 2021, wo Teile seines Mietshauses am Lepperhammer eingestürzt und in die Leppe gefallen sind. Sein Sohn Tim erzählte, wie er die Tage als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr erlebt hatte. Neben den unfassbaren Regenmengen hätte besonders viel Treibgut nach den Abholzungen aufgrund der Borkenkäferkalamitat für zusätzliche Aufstauungen und eine Komplikation der Lage geführt. Detailliert beschrieben sie die steigenden Fluten mit Bildern und Videos. „An dem Abend wusste ich nicht wirklich, ob das Gebäude richtig gegen diesen Schaden versichert ist“, erklärte Ralf Rother. „Ich rate jedem, seine Versicherungen noch einmal eingehend zu prüfen.“
Viele Kanalnetze können Starkregen nicht fassen
Manuela Lierow, Rechtsreferentin für Klimafolgen und Grundstücksentwässerung von der Verbraucherzentrale, war online zugeschaltet und definierte zunächst den Begriff Starkregen. Davon spreche man bei einer Regenmenge von mehr als 25 Litern pro Stunde und Quadratmeter oder ab 35 Litern innerhalb von sechs Stunden. Zum Vergleich gab sie an, dass am 13. und 14. Juli 2021 in Düsseldorf innerhalb von 24 Stunden 146 Liter Niederschlag gefallen seien. Die Kanalnetze seien in der Regel jedoch nur auf rund 60 Liter pro Quadratmeter ausgelegt. Stärkerer Regen könne dann zu einem Rückstau in die Gebäude führen. Ein guter Schutz dagegen seien korrekt eingebaute Rückstauklappen. Zudem gab sie Tipps zur Vermeidung des Eindringens von oberflächlich zufließendem Wasser. Vorbeugende Maßnahmen seien eine Entsiegelung der Grundstücksflächen und Dachbegrünungen.
Als dritter Redner erläuterte Kreisbrandmeister Julian Seeger die Möglichkeiten zur Selbsthilfe in der Bevölkerung. Einer der wichtigsten Aspekte im Katastrophenfall sei die Kommunikationsebene. Er appellierte, die Warn-App „Nina“ auf dem Smartphone zu installieren. Auch wenn es immer wieder Stimmen gebe, dass die dort ausgesprochenen Warnungen in ihrem Wohnort nicht zugetroffen hätten, sei die Installation des Programms, das zudem auch Verhaltenshinweise gebe, für die persönliche Sicherheit enorm vorteilhaft: „Wahrscheinlich gibt es viele Kontakte in den sozialen Medien, die erheblich mehr nerven.“
Eingriff ins Radio-Programm
Im Falle eines länger anhaltenden Stromausfalls falle dieser Kommunikationsweg jedoch irgendwann aus. Dann sei die Verfügbarkeit eines batteriebetriebenen oder Kurbelradios von Vorteil: „Wir haben die Möglichkeit, von der Leitstelle in Kotthausen aus, in den laufenden Radioprogramme Warnungen auszusprechen.“
Zudem beschrieb er die Möglichkeiten, sich in den Notfallinfopunkten – meist in den Feuerwehrgerätehäusern – Hilfe zu holen und informierte über die Notwendigkeit der Bevorratung von Wasser, Lebensmitteln und Hygieneartikeln für den Krisenfall. Auch die Überprüfung der Hausapotheke und die Sammlung der wichtigsten Unterlagen in einer Dokumentenmappe sei erforderlich: „Für uns ist die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung ein wichtiger Baustein im Katastrophenschutz.“
Den „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt es auf www.bbk.bund.de, eine Übersicht der Notfall-Infopunkte im Internet unter www.obk.de/notfall-infopunkte.
So ist richtig vorgesorgt
- Haltbare Lebensmittel und Wasser für zehn Tage bevorraten.
- Ausreichend Taschenlampen und Batterien bereithalten.
- Ein Kurbelradio, sonst ein batteriebetriebenes verfügbar haben.
- Große Powerbank vollgeladen bereitlegen.
- Hygieneartikel und Müllbeutel in ausreichender Menge bevorraten.
- Vorrat an Verbandsmaterial überprüfen.
- Verschriebene Medikamente nicht erst „bei der letzten Pille“, sondern frühzeitig nachbestellen.
- Dokumentenmappe mit Familienurkunden, Kopien von Personaldokumenten, Sparbüchern, Versicherungsunterlagen anlegen.
- Funktion von Rauchmeldern und Feuerlöschern im Haus/in der Wohnung überprüfen.
- Möglichkeiten zu Unterstützung hilfebedürftiger Personen in der eigenen Nachbarschaft klären.