Energie in OberbergKarussell für Gaspreise dreht sich nach Insolvenzen weiter
Gummersbach – Extrem schwankende Preise an den Energiebörsen und die daraus resultierenden Insolvenzen von Billig-Energieanbietern beschäftigen seit Monaten auch die Aggerenergie. Die Erhöhung des Gaspreises für die Bestandskunden im Grundtarif sei unumgänglich gewesen, sagt Aggerenergie-Chef Frank Röttger. Doch das Preiskarussell dreht sich nach wie vor auf Hochtouren. Weitere Insolvenzen oder Lieferstopps von Dumpingpreis-und Online-Anbietern wie beispielsweise gas.de oder Stromio seien die Folge gewesen, erläutert Röttger weiter.
Aggerenergie nimmt als Grundversorger weitere Kunden auf
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die Kunden der Aggerenergie mit diesen Energielieferungs-Ausfällen der Discounter nichts zu tun haben. Grundsätzlich stimmt das auch, aber auf den zweiten Blick wird klar, dass die Firmenpleiten auch im Geschäftsgebiet der Aggerenergie Wirkung zeigen. Das liegt daran, dass der regionale Energieversorger meist zugleich auch Grundversorger ist und daher die gestrandeten Kunden von Stromio oder anderen aufnehmen und versorgen muss.
„Allein beim jüngsten Lieferstopp von Stromio waren das rund 1700 Kunden, die übernommen werden mussten. Und bei gas.de waren es zuletzt bereits 1450 gewesen. In den vergangenen Monaten hatten wir aufgrund der Turbulenzen an der Energiebörse rund 40 Unternehmenspleiten bei den Energieversorgern“, berichtet Röttger.
Doch für so viele neue Kunden, wie sie aktuell hinzugekommen sind, hat die Aggerenergie natürlich keine Energie eingekauft, als die Preise noch wesentlich günstiger waren. Also muss jetzt zu deutlich schlechteren Konditionen an der Börse nachgekauft werden, wie der Geschäftsführer erläutert. Und das zu den aktuellen Höchstpreisen. Und das ist das Dilemma. Denn die Kunden der Aggerenergie, die seit Jahren den Grundtarif des Hauses gewählt haben, könnten nun mit in den Preisstrudel geraten, der durch die Neukunden in der Grundversorgung entsteht. Doch genau das will Röttger nicht. „Wir wollen und werden unsere Bestandskunden schützen und nicht zusätzlich belasten“, so sein deutliches Statement.
Aggerenergie prüft Tarife für neue und langfristige Kunden
Und so schließt der Geschäftsführer auch nicht aus, innerhalb der Grundversorgung zwei Tarife einzuführen: einen für langjährige Kunden, einen weiteren für jene, die in den vergangenen Jahren immer auf der Suche nach dem günstigsten Anbieter gewesen seien. Schon vor Wochen hatte das Haus seinen treuen Kunden angeboten, in einer der beiden Festpreis-Tarife „Stabil“ zu wechseln.
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Die haben laut Röttger den Vorteil, dass der Verbraucher für die kommenden 12 bzw. 24 Monate eine Preissicherheit hat. Allerdings sind längerfristige Festpreis-Tarife in der Regel etwas teurer als Tarife ohne Preisgarantie. „Ich kann dennoch nur raten, sich längerfristig abzusichern. Man kann sich jetzt und in Zukunft auf uns verlassen“, sagt der Manager.
Wie lange die angespannte Lage an der Energiebörse noch anhält, könne er nicht sagen, sagt Röttger. „Die Börse ist wie eine Glaskugel.“ Im kommenden Jahr rechnet er noch einmal mit extrem hohen Preisen. Das Jahr 2023 werde sich indes wieder etwas entspannen. „Wir sind sicher kein Billiganbieter, sind aber in der Lage, gut durch die Krise zu kommen“, betont der Geschäftsführer.