Anders als mit dem Mountainbike geht es beim Gravel Bike nicht durch unbefestigtes Gelände, sondern vor allem über gut befahrbare Wege.
Mit dem RennradDaniela und Frieder Zoll aus Gummersbach starteten bei der Gravel Bike-WM
Als in der Zeit der Corona-Pandemie viele Sportarten nicht mehr möglich waren, entdeckten Daniela und Frieder Zoll endgültig das Fahrrad für sich. Zwar waren sie als Triathleten schon zuvor mit dem Rennrad unterwegs, doch was bis dahin eine von drei Disziplinen war, wurde nun zur Nummer eins. Um auf asphaltierten und auf unbefestigten Strecken fahren zu können, stieg das Ehepaar aufs Gravel Bike um. Vorläufiger Höhepunkt der gemeinsamen Leidenschaft war vor kurzem die Gravel Bike-Weltmeisterschaft in Venetien, für die sie sich qualifiziert hatten.
Radsportlizenz war nötig
„Das Oberbergische ist fürs Gravel Bike gut geeignet“, sagt Frieder Zoll (41). Anders als mit dem Mountainbike geht es nicht durch unbefestigtes Gelände, sondern vor allem über Schotterpisten oder gut befahrbare Wanderwege. „Es ist Rennradfahren im Wald“, erklärt der 41-Jährige. Anders als bei den Rennradtouren, bei denen man oft auf stark befahrenen Straße unterwegs sei, gehe es mit dem Gravel Bike aber auch über Nebenwege.
Um bei der UCI Gravel World Series starten zu können, brauchten Daniela und Frieder Zoll zunächst eine Radsportlizenz. Die bekamen sie über den TSV Dieringhausen, wo Maria Heisterkamp und Christian Letscher eine Radsportabteilung leiten. In Valkenburg in Holland probierten die beiden erstmals ein Gravel Bike-Rennen aus und qualifizierten sich gleich für die Weltmeisterschaft.
Um bei der WM starten zu dürfen, müsse man im Gesamtklassement unter den ersten 25 Prozent seiner Altersklasse im Ziel sein, erklärt Daniela Zoll (42). Dabei werden keine Unterschiede zwischen den Profis und den Amateuren gemacht. Beim Rennen in Aachen fuhr Ex-Profi Andre Greipel ebenso im Feld mit wie belgische Cross-Profis bei den Frauen .
In Aachen, Holland, Belgien und Schweden geht es über 130 Kilometer in den vier bis fünf Stunden langen Rennen über verschiedene Profile, die alle etwas Besonderes bieten, sagt Daniela Zoll. „Manche haben mehr Berge, während es in Holland auf flacher Strecke sehr zügig vorangeht“, ergänzt ihr Mann. In Aachen beispielsweise geht es über das CHIO-Gelände, wo sonst die Reiter ihre Vielseitigkeitsprüfungen absolvieren. Das Rennen in Schweden verbanden sie mit dem Sommerurlaub. Bei den deutschen Meisterschaften in Daun in der Eifel galt es, auf den 150 Kilometern 3500 Höhenmeter zu überwinden, und zwar auf einer sehr schwierigen Strecke, auf der parallel auch die Mountainbiker an den Start gingen.
Als die Zolls sich entschieden, bei der Weltmeisterschaft in Venetien zu starten, mussten sie sich zunächst einmal Deutschland-Trikots kaufen, da alle Nationen erkennbar sein sollten. „Es waren Frauen und Männer von allen Kontinenten angereist“, beschreibt Daniela Zoll die besondere Faszination des Wettbewerbs. Anders als sonst, wurde in Venetien nach Frauen und Männern getrennt gestartet. „Das war sehr praktisch für uns, weil wir die Möglichkeit hatten, als Verpflegungsposten für den anderen an der Strecke zu stehen“, erzählt die Radsportlerin.
Schon Pläne für 2024: Startplatz beim Amstel Gold Rennen in Holland
Da standen sie plötzlich Seite an Seite mit den Helfern der Profiteams in den ausgewiesenen Verpflegungszonen. „Das war schon toll“, sagt Frieder Zoll. Auf der anspruchsvollen Strecke ging es durch die Weinberge, wo auch die Profis bei Defekten selbst Hand anlegen mussten. „So war Wout van Aert zwar der Schnellste und hat trotzdem nicht gewonnen.“ Der belgische Radprofi hatte einen Sturz, einen Platten und einen gebrochenen Sattel.
Die Profis starteten jeweils zehn Minuten vorher, auf sie folgten die Begleitmotorräder, sodass alle anderen die ersten 20 Kilometer in einer Staubwolke fuhren. Daniela Zoll kam nach 140 Kilometern und 2000 Höhenmetern als Elfte in ihrer Altersklasse ins Ziel, Frieder Zoll platzierte sich nach 160 Kilometern und ebenso vielen Höhenmetern im Mittelfeld bei den Männern.
Was beiden am Radsport besonderen Spaß macht, ist, dass sie das Hobby gemeinsam ausüben. Bis auf einen Ruhetag sind sie die Woche über nach der Arbeit auf dem Rad unterwegs. Dienstags mit der Gruppe des TSV Dieringhausen um den Radsportprofi Julian Borresch. Einmal die Woche geht es zum Training nach Köln. Im Winter wird zudem zu Hause auf der Rolle vor dem Fernseher trainiert.
Für das nächste Jahr hoffen Daniela und Frieder Zoll auf einen Startplatz beim Amstel Gold Rennen in Holland, wo sie im April auf den Rennrädern starten möchten, ebenso wie beim 540 Kilometer langen Radmarathon von Trondheim nach Oslo. Und am 12. Mai steht das erste Gravel Bike-Rennen in Aachen auf dem Jahresplan der beiden Oberberger.