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Goldene ZwanzigerMax Raabe und das Palastorchester traten in Gummersbach auf

Lesezeit 3 Minuten
Sänger Max Raabe mit zwei Musikern des Palastorchesters auf einer Bühne.

Stilsicher: Max Raabe (Mitte) mit zwei Musikern des Palastorchesters.

Beim Konzert von Max Raabe trafen moderne Texte auf zeitlose Melodien und eigene Kompositionen auf Lieder aus den Zeiten der Weimarer Republik.

Moderne Texte treffen auf zeitlose Melodien, eigene Kompositionen auf Lieder aus den Zeiten der Weimarer Republik. Max Raabe und sein Palastorchester waren zu Gast in der Gummersbacher Schwalbe-Arena, mit ihrem neuen Konzertprogramm „Hummel streicheln“.

Unter Applaus betreten die zwölf Musiker des Orchesters und der Berliner Sänger die Bühne und stimmen den ersten Song „Nochmal von vorn“ an. Danach wendet sich Raabe ans Publikum und begrüßt zum abendlichen Ablauf: „Verklungen ist das erste Lied. Es geht in diesem Programm um Liebe, Leidenschaft, das Durcheinander menschlicher Beziehungen und Topfpflanzen“. Es folgt ein Klassiker aus 1929, „Veronika, der Lenz ist da“. Die heiteren, vielfältigen Klänge der Blasinstrumente versetzen sofort zurück in eine andere Zeit, perfekt ergänzt durch Raabes ausdrucksstarke Stimme.

Max Raabe: Wechselnde Stimmungen in den Liedern

„Im nächsten Lied geht es um die Frühphase einer Beziehung, ein altes Thema, sogar schon zwischen Neandertaler und Homo Sapiens“, leitet Raabe über und erzählt daraufhin eine kleine, lustige Anekdote darüber, wie wohl das Datingleben der Neandertaler ausgesehen haben könnte.

Mit stilvollem Witz und kleinen Erzählungen führt Raabe durch den Abend, bringt das Publikum an vielen Stellen immer wieder zum Lachen. Die Songauswahl ist abwechslungsreich, Raabes eigene Kompositionen, oft entstanden in Zusammenarbeit mit Annette Humpe und anderen Künstlern, treffen auf zeitlose Klassiker der 1920er und 1930er Jahre. Kein Lied ist wie das folgende, die Stimmung wechselt von Stück zu Stück.

Heitere Melodien wie in den Songs „Fahrrad fahr’n“ oder „Ein Tag wie Gold“, den Raabe auch für die Serie Babylon Berlin performte, wechseln mit   ruhigen Liedern wie „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“, nur in Begleitung des Flügels, oder „Ans Herz geh’n“ ein ruhiges Stück, unterlegt von den zärtlichen Klängen der Violine.

Auf der Bühne stehen auch die Musiker des Palastorchesters

Auch die Musiker des Palastorchesters haben sichtlich Spaß an dem Konzert. Stilsicher in schwarze, nach der Pause in weiße Anzügen gekleidet, bietet das Orchester den Zuschauern ein harmonisches Bühnenbild, das durch die aufwendige Lichttechnik noch beeindruckender wirkt.

Raabe steht vorne am Mikrofon, erst im schwarzen Anzug, dann im Frack. Gerade aufgerichtet und wie fest verwurzelt, zieht er die Aufmerksamkeit des Publikums mühelos auf sich, tritt aber immer wieder ein Stück zurück, um den einzelnen Musikern bei ihren Einlagen und Soli die volle Aufmerksamkeit zu überlassen.

Kleine Überraschungen lassen den Abend wie im Flug vergehen. Zu „In meiner Badewanne bin ich Kapitän“ geben die Trompeten ein Unterwassersolo im Waschzuber, bei „Das Nachtgespenst“ tanzen projizierte Skelette über den Bühnenvorhang und zur Pause tanzen Raabe und die Violinistin Cecilia Crisafulli in einem Walzer zu „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein“ von der Bühne.

Eine kleine Anspielung auf die nicht dem Stil der Zwanziger Jahre entsprechende Schwalbe-Arena lässt sich Raabe zur Verabschiedung nicht nehmen: „Mit dem folgenden Stück möchten wir uns verabschieden, nicht aber ohne uns bei Ihnen zu bedanken, dass Sie diese sportliche Atmosphäre in dieser Sporthalle so sportlich hingenommen haben, ich rede vor allen Dingen von den sportlichen Sitzgelegenheiten.“

Unter lautem Beifall, Standing Ovations und Pfiffen geben die Musiker nach der Verabschiedung noch drei Zugaben, bevor nach zwei kurzweiligen Stunden Spielzeit das Konzert endet.