LeidenschaftBis die Kochmontur kaputt ist
Dümmlinghausen/Gummersbach – Es sei ihm gar nicht bewusst gewesen, dass er 1971 praktisch allein verantwortlich für das Fortbestehen der elterlichen Traditionsgaststätte Schwarzenberger Hof in Dümmlinghausen war, sagt Klaus Jaeger rückblickend. Fast 50 Jahre gab es die Gaststätte damals. Mittlerweile ist Jaeger dort seit einem halben Jahrhundert Koch, und der Schwarzenberger Hof feiert im Jahr 2025 sein hundertjähriges Bestehen.
Im Sommer 1971 hatte der Oberberger sich allerdings zunächst bei einem Hotel in Seefeld in Tirol beworben. „Ich wollte mal über die Grenzen hinaus. Es hat nicht geklappt. Und letztlich war es besser so, dass ich meine gesundheitlich angeschlagenen Eltern entlasten konnte.“ In 50 Jahren als Koch habe sich einiges verändert, berichtet der Küchenchef. In seiner Ausbildung im heutigen Landhotel Naafs Häuschen in Lohmar ging es bodenständig zu, es wurde gut bürgerlich gekocht. Als der heute 68-Jährige dann am 1. August 1971 in den elterlichen Betrieb als Koch einstieg, begann er behutsam, die Karte zu verändern. Manche Experimente scheiterten. Noch heute amüsiert es ihn, wenn er an die „Hühnerbrust oriental“ zurückdenkt, die mit kaltem Reis serviert wurde und weder ihn noch die Gäste so recht überzeugte. Dagegen die legendäre Pfeffersauce zum Steak, die war ganz nach dem Geschmack der Gäste und ist bis heute äußerst beliebt.
„Gastronomie fordert. Das lässt sich nicht beschönigen“
Mitte der 1970er Jahre übernahm Klaus Jaeger den Schwarzenberger Hof endgültig gemeinsam mit seiner Frau Angelika. Sie ließ sich zur Hotelfachfrau ausbilden und machte wie auch ihr Mann vielen Auszubildenden den Weg in den Beruf mit Fachkunde und Herzlichkeit leicht. Seit rund zehn Jahren ist es aber auch für die Gastronomen aus Dümmlinghausen nicht mehr so leicht, gute Azubis für Küche und Restaurant zu finden. „Gastronomie fordert. Das lässt sich nicht beschönigen“, räumt der Koch ein. Doch für ihn gab es nie eine Alternative zu seiner Küche im eigenen Restaurant und dem Biergarten hinter dem Haus, der dank seiner gärtnerischen Talente zu einem blühenden Erholungsort geworden ist. „Ich hatte vor Jahren ein Angebot, eine Beratertätigkeit für Köche auszuüben. Ich hätte Kollegen in Dingen wie einem optimalen Wareneinsatz geschult“, erinnert sich der 68-Jährige und betont, dass er das Angebot ohne Reue ausschlug. „Bei uns herrscht ein freundlich-familiärer Ton, ich kann mich kreativ ausleben und bin nicht wochenlang auf Reisen.“
Pfeffersauce
Zutaten:
2-3 Schalotten, gewürfelt
1 EL schw. Pfeffer, geschrotet
Öl
1 EL Paprikapulver (Rosenscharf)
1 EL grüner Pfeffer
150ml Rotwein 150ml Madeira 100ml Weinbrand
1 L Bratensauce
500ml Tomatensauce
3 Lorbeerblätter
1 Msp Nelkenpulver,
etwas Salz, Zucker
1 TL Rübenkraut
Zubereitung:
Schalotten und Pfeffer im Öl anschwitzen. Paprikapulver und grünen Pfeffer dazugeben und sofort mit Rotwein, Madeira und Weinbrand ablöschen. Braten- und Tomatensauce hinzufügen und abschmecken mit Lorbeer, Nelkenpulver, Zucker, Salz und dem Rübenkraut. (kpo)
Apropos Reisen: Es gibt da diese Familienanekdoten, in denen Vater Klaus nicht nur seine Frau Angelika und die Kinder Christian und Alexandra plus Gepäck ins Auto packte, sondern auch seine Pfannen und Messer. Denn selbst in der Ferienzeit ließ ihn die Leidenschaft fürs Kochen nicht los. „Natürlich gehen auch wir mal essen und lassen uns von Kollegen inspirieren“, gibt Jaeger lachend zu. Das sei durchaus üblich und werde von den anderen Köchinnen und Köchen nicht argwöhnisch beäugt. Denn: Die Esskultur entwickle sich immer weiter, Inspirationen von anderen oder aus Fachzeitschriften sind willkommen. So beschreibt Angelika Jaeger frühere Zeiten als eher „deftig“, während heute weniger Fleisch konsumiert werde und die Gäste Regionalität begrüßen. Auf all diese Wünsche möchte Klaus Jaeger noch ein paar Jahre lang eingehen: „Ich habe gerade eine neue Kochmontur gekauft. Wenn die verschlissen ist, denke ich über den Ruhestand nach.“