Kuriose SammelleidenschaftGummersbacher sammelt Spardosen aus 60 Ländern
Gummersbach – Bei manchen Spardosen erklingt eine Melodie, bei anderen ist es eine freche kleine Made, die die aufgelegte Geldmünze mechanisch rasselnd ins Apfelinnere befördert. Ein schlichtes „Klack“ ist das sichere Zeichen, dass die Münze sicher im Bauch angekommen ist. Wilfried Nyenhuis weiß, dass es längst nicht nur Schweine sind, in denen der Mensch gerne seinen Notgroschen lagert. Für den 79-jährigen sind die kleinen bunten Tresore weit mehr als nur Mittel zum Zweck.
1986 fing alles an
Alles begann mit einem Bornholmer Känguru. „Ich entdeckte es 1986 im Schaufenster einer dänischen Bank“, erzählt Nyenhuis. Das braune Wesen mit Mähne, Schal und dem Beutel fürs Ersparte entfachte seine Sammellust. Mittlerweile hat der Nümbrechter 650 ganz alte, teilweise skurrile, aber auch kitschige Privat-Tresore aus aller Welt gesammelt, die ihr Zuhause standesgemäß in einem extra dafür eingerichteten Raum in der Nümbrechter Volksbank haben. Schließlich hat Nyenhuis dort rund 40 Jahre als Kassierer für den Vorgänger gearbeitet, die Raiffeisenbank. Mit Anlagen kennt er sich aus und weiß auch zu berichten, dass Menschen bereits um 300 vor Christus Geld in Töpfen sammelten.
Für ein paar Tage hat Nyenhuis seinem Spardosen-Zoo nun einen Tapetenwechsel verschrieben und brachte 263 Exemplare für eine Ausstellung in die Volksbank-Filiale im Gummersbacher Forum. Dort findet man nicht nur das Känguru, sondern auch viele tolle Geschichten, die sich aus der Sammelei ergaben. „In Nümbrecht gab es mal einen Koch, der nach seinem Ruhestand nach Usbekistan ging. Von ihm habe ich dann diese wunderschöne handgedrechselte Holzdose mit Geheimverschluss bekommen.“
Aus 60 Ländern
Hawaii, Vietnam, Australien, Island, Guatemala – seine Spardosen kommen aus 60 Ländern von allen fünf Kontinenten. „Ich bin natürlich nicht überall selbst gewesen“, sagt Nyenhuis. Viele Dosen haben Freunde, Bekannte oder Bankkunden mitgebracht. „Diese kleine Holzdose ist von 1912 und damit meine älteste. Eine Kundin hat sie damals in der Bank abgegeben.“
Seine Kollegen hinterlegen die Dose für „Mäuschen“. „Das war tatsächlich mein Spitzname. Ältere Mitarbeiter dürften den noch kennen“, lacht Nyenhuis.
Eine Lieblingsdose hat der Sammler nicht, aber natürlich Dosen mit besonderen Erinnerungen: etwa an seine Tochter Tina, die ihm schon als kleines Mädchen eine Dose in Glühbirnenform schenkte, oder die Kuh mit Melodie, die sein Sohn Michael aus den USA mitbrachte. Oder die kleine Metalldose aus Indien, hinter der eine besondere Geschichte steckt: „Meine Kollegen und ich hatten damals über die Kindernothilfe ein Patenkind aus Süd-Indien.“
Die Freundschaft zwischen Nyenhuis und dem Patenjungen A. Pandi hielt viele Jahre. Sie schrieben sich viele Briefe. Und schließlich reiste auch die kleine metallene Spardose für seine zweite Ausstellung in den 1990ern aus Indien nach Nümbrecht mit folgenden Zeilen: „Hier schicke ich eine kleine Spardose und bete für den Erfolg der Ausstellung, auf die ich sehr stolz bin. Weiterhin war ich sehr glücklich über die Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland.“ Auch diese Geschichte erzählt seine Sammlung, denn die Dosen aus der DDR sind auch dabei.
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Zu jedem seiner Exemplare gibt es mindestens den Hinweis auf die Zeit und den Ort, zu manchen Dosen hat Nyenhuis auch Geschichten aufgeschrieben. Alles hat er sehr genau katalogisiert. „Mehrere Ordner sind voll.“ Seine Frau hingegen ist froh, dass die 650 Spardosen nicht zu Hause lagern. „Von ihr hab ich auch noch keine geschenkt bekommen“, schmunzelt er. Von der Sammelsucht ist Nyenhuis längst geheilt. Mit seinem Ruhestand 2003 kam auch dieses Geldgeschäft zum Erliegen. Seine außergewöhnliche Ausstellung ist noch bis Freitag zu den üblichen Geschäftszeiten und unter Einhaltung der aktuell geltenden Corona-Vorschriften zu sehen.