Im Saal 110 des Gummersbacher Amtsgerichts werden üblicherweise Kriminaldelikte verhandelt, doch diesmal ging es um etwas anderes.
LesungKathrin Heinrichs berichtet in Gummersbach bei „Kriminelles im Amtsgericht“ von Morden
„Hier ist es schön muddelig warm, da bekommt man einen guten Eindruck, unter welch schwierigen Bedingungen hier manchmal gearbeitet wird“, scherzte Claudia Krieger, Direktorin des Amtsgerichts in Gummersbach, im Saal 110. Dort werden üblicherweise Kriminaldelikte verhandelt, doch diesmal ging es um etwas anderes.
Gutgelaunt und mit vielen Anekdoten ausgeschmückt las Kathrin Heinrichs aus dem Märkischen Kreis vor gut 60 Zuhörerinnen und Zuhörern bei der dritten Auflage von „Kriminelles im Amtsgericht“ aus ihren Werken. „Seit 25 Jahren ist es das erste Mal, dass ich in einem Amtsgericht lese“, bekundete die 54 Jahre alte Krimiautorin und Kabarettistin. Sie schilderte, dass sie 1999 mit dem Schreiben eines Sauerlandkrimis begonnen habe, angeregt durch die in den 1990er Jahren aufkommenden Eifel-Krimis.
Heinrichs las Auszüge aus ihrem neuesten Buch „Am Ende zu viel“
Die Auflage habe damals bei 1000 Stück gelegen. Heinrichs schmunzelte und sagte: „Das war doppelt so viel wie die Erstauflage von Harry Potter – allerdings hat der sich dann leicht anders entwickelt.“
Zunächst präsentierte sie Auszüge aus ihrem neuesten Buch „Am Ende zu viel“. Darin geht es um einen anfangs ziemlich deprimierten 80-Jährigen, der auflebt, als er in die Lage gerät, mit seinem ehemaligen Lehrling, der inzwischen ein Bestattungsunternehmen führt, und seiner Pflegerin Zofia einen Mord aufzuklären. Die Auseinandersetzung mit dieser Thematik sei aufschlussreich gewesen. „Das hat mir ermöglicht, die Situation von polnischen Pflegekräften auch einmal aus deren Perspektive zu sehen.“
Daneben beleuchtet Kathrin Heinrichs auch die Unterschiede zwischen Stadt und Land. Sie selbst sei in einem kleinen Dorf aufgewachsen, in dem es noch üblich sei, dass bei einer Beerdigung die Nachbarn den Verstorbenen zu Grabe tragen. Deutlich trat ihre kabarettistische Ader bei der Schilderung des Reuessens zutage. „Es ist berührend mitzuerleben, wenn bei der Trauerfeier für den gebetet wird, der dem Toten als Nächster nachfolgt“, erklärte sie und schränkte gleich darauf ein: „Das hat aber auch etwas von Brautstrauß-Werfen.“
Heinrichs verriet, dass sie neben Kriminalromanen auch Kurzkrimis und Alltagssatire verfasse. Ein paar humoristisch geprägte Beispiele davon gab sie im Verlauf der rund zweistündigen Veranstaltung in voller Länge zum Besten und erntete dafür jeweils anhaltenden Applaus. Besonders lustig war ein Sketch in der Bahn, in der Mitreisende nicht nur lautstark ins Smartphone brüllten, sondern auch ihre Gesprächspartner auf laut gestellt hatten, sodass diese sich schließlich miteinander unterhielten. Gerichtschefin Claudia Krieger resümierte: „Das war wirklich amüsant – alles Geschichten aus dem täglichen Leben.“ Und sie ergänzte: „So lustig war es hier im Gerichtssaal wohl noch nie.“