Kneipengenossenschaft feiertHülsenbuscher dienen seit zehn Jahren als Musterbeispiel

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Ein Blick in die Kneipe.

Den Thekendienst teilen sich in Hülsenbusch seit zehn Jahren viele Genossen.

Zehn Jahre sind schon vorbei, seit sich die Hülsenbuscher zusammenschlossen, um ihre Dorfkneipe zu retten - ein wahres Erfolgsmodell.

Verliert ein Dorf seinen Treffpunkt, verliert es auch ein Stück weit seine Seele. Und das wollten die Menschen in Hülsenbusch vor zehn Jahren auf jeden Fall verhindern. Andreas Döhl, mit Sven Kiebler Vorstand der Kneipengenossenschaft Gaststätte Jäger, erinnert sich: „Als Gerüchte im Dorf aufkamen, dass die Kneipe geschlossen werden soll, war uns ganz schnell klar, dass wir etwas dagegen unternehmen müssen.“ Es sollte weiter einen öffentlich zugänglichen Ort geben.

Die Idee aus Hülsenbusch wurde oft adaptiert

Letztlich ging eine Kneipengenossenschaft an den Start, die in den zehn Jahren ihres Bestehens für einige Projekte beispielhaft wurde und seither viele Partnerschaften pflegt. So berichtet Kiebler, dass sie unter anderem der Waldbröler „Hauderei“ mit Tipps zu Seite standen, dass Anfragen nach einer Genossenschaftsgründung und der praktischen Umsetzung auch schon von weiter weg kamen. „Eine Genossenschaft arbeitet transparent und absolut basisdemokratisch, da jeder Anteilseigner eine Stimme hat“, erklärt Kiebler die Vorteile und betont, wie sehr es ihn begeistert, dass die Idee vielerorts adaptiert wurde. Er lacht, als er berichtet, dass der Genossenschaftsverband mittlerweile die Hülsenbuscher Satzung als Standard nutzt.

Andreas Döhl und Sven Kiebler sitzen vor der Kneipe und blicken in die Kamera.

Andreas Döhl (r.) und Sven Kiebler blicken auf zehn erfolgreiche Jahre zurück.

Im Dorf unterstützen rund 260 Mitglieder durch den Besitz von Anteilen das Projekt. Das Thekenteam zählt mehr als 50 engagierte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Dass sich im Team ganze Familien und viele Jüngere einbringen, freut die beiden Vorstände sehr. „Gerade die jüngeren Leute stellen hier fest, dass ein Ehrenamt viel Spaß machen kann“, sagt Kiebler.

Die Satzung schreibt Kulturförderung vor

In der Satzung ist unter anderem festgeschrieben, dass die Genossenschaft das kulturelle Leben im Ort fördern soll. Wie viele Konzerte und Veranstaltungen in der Kneipe im Schatten der evangelischen Kirche auf den säuberlich abgehefteten Kalenderblättern verzeichnet sind, haben die beiden Vorstände allerdings nicht gezählt. Aber etwa alle sechs Wochen finden Konzerte, Lesungen oder inzwischen auch Whisky-Tastings statt.

Nicht selten wird es bei den Konzerten so voll, dass die Gäste auch im Biergarten sitzen und stehen, um den Klängen zu lauschen, die durch die offenen Fenster dringen. Inzwischen hat sich die Gaststätte als Ort besonderer Musik in der Szene herumgesprochen, in den vergangenen zehn Jahren ist ein reges Netzwerk entstanden, so dass mittlerweile Singer-Songwriter und Bands – selbst aus Australien – im kleinen Hülsenbusch anfragen, ob ein Auftritt möglich wäre. „Einer unserer ersten Künstler hier war der schottische Musiker Steve Crawford. Seine Verbindungen in die Musikszene haben uns natürlich auch geholfen“, berichtet Döhl.

Erwirtschaftete Überschüsse wandern ins Dorf. So hat die Genossenschaft die Beleuchtung der Kirche mitfinanziert. „Wir sind satzungsgemäß dazu angehalten, das Dorf zu unterstützen und tun das gerne. Unsere Dorfgemeinschaft war immer schon sehr aktiv, hat einen guten Zusammenhalt. Und darum werden wir alle uns auch weiterhin für unsere Kneipe einsetzen“, betont Andreas Döhl.


Am Samstag wird gefeiert

Gefeiert wird am Samstag, 29. Juni, ab 15 Uhr auf dem Otto-Gebühr-Platz in Hülsenbusch. Auf der Bühne begleiten den Festtag zunächst die Jazzformation „ProAm3 and Friends“, später der Singer-Songwriter Steve Crawford mit Fabio Nettekoven.

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