Letzter Rundgang GummersbachAm Samstag gehen bei Karstadt für immer die Lichter aus
- In Gummersbach schließt am Samstag die Karstadt-Filiale, die 1975 eröffnet wurde.
- Ex-Geschäftsführer Heinz Kreiensiek geht ein letztes Mal durch den Laden und erinnert sich, an bessere Zeiten.
- Pläne für das Ladenlokal gibt es schon, auch wenn noch kein Vertrag unterschrieben ist. Wir erklären, wie es weitergehen soll.
Gummersbach – Die Stunden der Gummersbacher Filiale von Galeria Karstadt-Kaufhof sind gezählt. Am Samstag, 17. Oktober, ist um 12 Uhr rund 45 Jahre nach der Eröffnung im November 1975 Schicht.Von dem Karstadt-Warenhaus, das seinerzeit in der Kreisstadt wie eine Sensation gefeiert wurde, ist schon jetzt nicht mehr viel übrig.
Zwei der vier Verkaufsetagen sind bereits geschlossen, die beiden anderen erinnern allenfalls an eine traurige Resterampe für Schnäppchenjäger, wie auch Heinz Kreiensiek findet, der uns auf einem Rundgang durch seine frühere Wirkungsstätte begleitet.
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26 Jahre lang war Kreiensiek Filialgeschäftsführer und hat das Haus in dessen besten Zeiten geleitet. Kein Wunder, dass ihn die aktuelle Situation mit Wehmut erfüllt. „Ich bin nach wie vor zutiefst entsetzt“, sagt der Gummersbacher, „bis zuletzt habe ich daran geglaubt, dass es für die Filiale hier weitergeht.“
„Gummersbach hätte eine Chance verdient gehabt“
Und das mit gutem Grund: Auch wenn die Filiale nicht die großen Umsätze gemacht habe, so sei das Haus mit seinem bereinigten Ergebnis doch positiv aufgestellt gewesen, wie Kreiensiek weiß. Gummersbach hätte einfach eine Chance verdient gehabt, sagt der Karstadt-Renter. Und am örtlichen Vermieter habe es mit Sicherheit nicht gelegen, dass hier jetzt Schluss sei: Die Miete sei am Ende der Nachverhandlungen so niedrig gewesen, dass man dafür an anderen Stellen in der Stadt nicht einmal Lagerflächen bekommen würde.
Das Aus für Karstadt Gummersbach erinnere ihn ein wenig an das Ende bei Steinmüller gleich nebenan: „Auch der Gummersbacher Kesselbauer musste sterben, obwohl er eigentlich gesund gewesen ist“, so sein Eindruck.
Etliche Regale schon auseinandergebaut
Beim gemeinsamen Rundgang durch das Haus wird Heinz Kreiensiek von seinen ehemaligen Mitarbeitern freundlich begrüßt. Man hat den Eindruck, dass er für sie noch immer ihr Chef ist, obwohl er bereits am 30. April 2005 in Ruhestand gegangen ist. „Der Mann hat mich vor 27 Jahren eingestellt, kommendes Jahr wären es 28 geworden“, sagt eine Verkäuferin. Als er ins Untergeschoss geht, warnt sie ihn: „Wollen Sie sich das wirklich antun?“, ruft die Frau ihm nach.
Kreiensiek will und sieht, wie bereits etliche Regale und Ständer auseinandergebaut und in schwarze Folie verpackt zur Abholung bereit stehen für Filialen in Kassel, Celle, Köln oder Nippes. „Bei Nippes könnte ich mich kaputtlachen“, fährt es aus Kreiensiek heraus, der Zweifel daran hat, dass dieses Haus bessere Zahlen geschrieben hat als das in Gummersbach.
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„Dort hinten war die Lebensmittelabteilung und gleich hier vorne die Elektro- und Lampenabteilung“, erinnert sich der Ex-Geschäftsführer an die guten Zeiten der Filiale, die sogar mal eine eigene Möbel- und Teppichabteilung gehabt habe. In den Hochphasen habe es mehr als 300 Beschäftigte gegeben, berichtet er stolz. Und man merkt, dass Kreiensiek noch immer mit der Filiale fest verwurzelt ist.
Eine andere Mitarbeiterin berichtet ihm, dass es am Samstag nach Ladenschluss noch eine Menge Arbeit gebe. „Alle Artikel gehen dann durch die Kasse und können erst dann an einen Aufkäufer übergeben werden.“ Erst danach könne mit dem Großreinemachen begonnen werden. Bis zum Monatsende werde aber auch das erledigt sein.
Sortiment der 70er und 80er war nicht mehr zeitgemäß
Obwohl Heinz Kreiensiek sich gerne an die guten alten Zeiten erinnert, sagt er auch sehr deutlich, dass ein Warenhaus mit einem Sortiment wie in den 1970er und 80er Jahren heute nicht mehr zeitgemäß wäre. „Allerdings halte ich das aktuelle Angebot für absolut zeitgemäß. Wenn man die Strukturen der Filialen und die Form der Präsentation erneut ändern würde, denke ich, dass die Warenhäuser weiter Bestand haben werden.“
In Gummersbach wird man das nicht mehr erleben. Während vor 45 Jahren die Ladentüren bei Karstadt vor lauter Menschen zwischenzeitlich geschlossen werden musten, dürften Samstag nicht nur bei den Beschäftigten um 12 Uhr die Tränen fließen, wie auch Kreiensiek vermutet. Er persönlich werde das Haus nicht mehr betreten. „Das schließe ich für mich aus.“
Der Rundgang mit der Zeitung sei für ihn sehr emotional gewesen, wie er sagt. Das wolle er sich nicht noch einmal antun.
Was kommt nach Karstadt?
Während die Gummersbacher Karstadt-Filiale noch bis Samstagmittag geöffnet hat, sucht der Eigentümer der Immobilie bereits seit einigen Monaten nach neuen Mietern. Und das offenbar mit Erfolg. Verträge seien noch keine unterschrieben, sagt der Gummersbacher Geschäftsmann, verrät aber, dass es von verschiedenen Unternehmen ein „latentes Interesse“ gebe, wie er sich zurückhaltend ausdrückt.
Konkret gehe es um zwei Textilanbieter für das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss. Für das zweite Obergeschoss plant er aktuell mit einem Sportstudio als neuem Mieter. Noch seien die Unternehmen in der Prüfung, ob der Standort im EKZ Bergischer Hof für sie passe. Das werde noch einige Wochen in Anspruch nehmen.
Mit der Vermarktung der 11 000 Quadratmeter Gewerbefläche beauftragt ist die Firma Hillemeyer Immobilien. Deren Mitarbeiter Thomas Streile berichtet, dass es bereits mehrere Besichtigungstermine mit potenziellen Mietern gegeben habe, darunter auch die besagten Textilanbieter. Man dürfe aber nicht glauben, dass die Karstadt-Fläche bereits bis Ende November neu vermietet seien. So etwas brauche Zeit. Dennoch sehe es schon jetzt „sehr gut aus“. Und es werde mit Sicherheit ein gutes Projekt, wenn alles mal fertig sei. Hoffnungen in der Gummersbacher Innenstadt, ein Lebensmittelmarkt wie Netto könne im Bergischen Hof einziehen, muss Streile zunichte machen. Auf Grund der Eigentumsverhältnisse sei das nicht möglich, wie er betont. (ar)