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Interview„Ich vermisse den kurzen Weg zur Arbeit“

Lesezeit 3 Minuten

Unterwegs zwischen Köln, Münster und Nümbrecht ist Finanzpräsidentin Marion Michaelis.

Marion Michaelis war bis zum Herbst Vorsteherin des Finanzamts Gummersbach und ist dann als Finanzpräsidentin zur Oberfinanzdirektion gewechselt. Michaelis, die in Nümbrecht lebt, beantwortete die Fragen von Frank Klemmer zu ihrem neuen Job.

Bis zum Herbst waren Sie Vorsteherin in einem von 129 Finanzämtern in NRW, jetzt verantworten Sie die gesamte Steuerabteilung der Oberfinanzdirektion. Wie hat sich Ihr Arbeitstag verändert?

Das Aufgabenspektrum ist ungleich größer, angefangen von einer Vielzahl von Rechtsfragen und organisatorischen Fragestellungen bis hin zur Wahrnehmung von Repräsentationspflichten.

Sie wohnen in Nümbrecht, arbeiten aber nicht nur in Köln, sondern auch in Münster. Wie viele Kilometer haben Sie in den vergangenen Monaten zurückgelegt? Und wie oft haben Sie im Stau gestanden?

Ich kann nicht sagen, wie viele Kilometer es genau sind, da ich neben den Fahrten nach Münster auch weitere Orte anfahre. Aber es sind im Monat einige hundert Kilometer. Ich richte meine Fahrzeiten so aus, dass ich Staus möglichst vermeide, was mir im „Stauland Nr. 1“ nicht immer gelingt. Ich nutze aber die Fahrzeiten und arbeite.

Welche Aufgaben haben Sie als Finanzpräsidentin? Wie viel Einfluss haben Sie noch auf die ganz konkreten Arbeitsabläufe in einem dieser 129 Finanzämter, zum Beispiel in Gummersbach?

Die Steuerabteilung der OFD NRW ist das „steuerfachliche Kompetenzzentrum“. Unser Steuerrecht ist komplex, teilweise schwierig und jährlich erfolgen Gesetzesänderungen. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der OFD unterstütze und begleite ich als Finanzpräsidentin die Finanzämter bei der Steuerfestsetzung und Steuererhebung und übe die Fachaufsicht aus. Das schließt die Mitarbeit im Einzelfall mit ein.

Ihr Wechsel war eine Beförderung. Aber Hand aufs Herz: Gibt es etwas, das Sie von Ihrem alten Job in Gummersbach in Ihrer neuen Stellung vermissen? Und wenn ja, was?

Selbstverständlich vermisse ich in erster Linie die Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich in Gummersbach immer gerne zusammengearbeitet habe – ehrlicherweise aber auch den kurzen Weg zur Arbeit.

Die Finanzverwaltung in Nordrhein-Westfalen stand immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit durch die Diskussion um Steuer-CDs. Wie viel Steuergerechtigkeit ist im behördlich organisierten System überhaupt möglich? Wie wichtig ist es dafür, dass auch diejenigen, die viel Geld und vielleicht auch windige Finanzberater haben, erwischt werden?

Aus meiner Sicht ist die Finanzverwaltung NRW eine sehr gut aufgestellte Verwaltung. Die Finanzämter tragen durch ihre tägliche Arbeit viel zur Steuergerechtigkeit bei. Gerade weil wir ein behördlich organisiertes System sind mit einer hervorragenden fachlichen Aus- und Weiterbildung, leisten wir gute Arbeit: Durch unsere Abläufe, unsere Kommunikationswege, Vernetzungen, Qualitätssicherungen und schließlich unsere Technik fallen windige Methoden schnell auf und werden zügig weiterverfolgt.

Unabhängig von Informationen, die Externe an uns herantragen, sind unsere bundesweit anerkannten zehn Steuerfahndungsämter sensibilisiert und leisten hervorragende Arbeit. Im Kampf gegen Steuerhinterziehung werden konsequent alle rechtlich zulässigen Mittel eingesetzt. Die Finanzämter und die Oberfinanzdirektion arbeiten Hand in Hand. Mit Unterstützung des Ministeriums wird zudem daran gearbeitet, etwaige Gesetzeslücken zu schließen.

Ein großer Fortschritt ist für mich, wenn die Wege des Geldes digital gut verfolgt werden können. Gesetzgeberisch ist bereits viel getan und wir sind auf gutem Weg. Aber dieser Weg muss konsequent weiter gegangen werden.