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In GummersbachKölner Bordell richtete Schießturnier für Jägerinnen aus

Lesezeit 3 Minuten

Die treffsicheren Jägerinnen wundern sich, dass „so ein Tamtam“ um die Tatsache gemacht wird, dass ein Bordell unter Leitung von Armin Lobscheid (hinten, Mitte) ein Schießturnier ausrichtet.

Gummersbach – Eine E-Mail sorgte am Freitagmorgen in Kreisen der Jägerschaft und darüber hinaus für Wallung: Eine „oberbergische Jägerin“ schlug beim Vorsitzenden der Kreisjägerschaft Oberberg, Manfred Kind, Alarm, verteilte die Mail in Kopie an weitere Adressaten. Von einem „gemeinsamen Schießturnier“ von Kreisjägerschaft und dem „größten Bordell Europas“ auf dem Schießstand Talbecke in Gummersbach war die Rede. Der Schießstand „wird der Kölner Zuhälter-Szene zur Belustigung und zur Übung mit Waffen zur Verfügung gestellt“, hieß es. Sollte die Veranstaltung nicht abgesagt werden, verlasse sie die Kreisgruppe.

Siegerehrung im Bordell

Tatsächlich fand auf dem Schießstand, den der Landesjagdverband seit 40 Jahren betreibt, ein Schießturnier statt. Nicht Kölner Zuhälter verlustierten sich mit vergoldeten Revolvern. Stattdessen traten knapp 20 Jägerinnen – die meisten aus Oberberg, aber auch aus der Umgebung, in fünf Disziplinen des jagdlichen Schießens gegeneinander an. Als Veranstalter fungierte das Kölner „Pascha“. Wie passt das zusammen? Der Gummersbacher Armin Lobscheid, der das Turnier leitete, ist nicht nur Jäger und seit 44 Jahren Mitglied der Kreisjägerschaft, sondern auch Geschäftsführer des Kölner Großbordells. „Die Idee für dieses Turnier kam von den Frauen selbst, nachdem es bereits zwei solcher Turniere für Herren gegeben hat“, erklärt Lobscheid. „Wir haben das nicht groß beworben“, sagt er. Mundpropaganda und eine Anzeige auf der Internetseite des Bordells – das war’s. Pikanterie am Rande: Die Siegerehrung der treffsichersten Jägerinnen findet im „Pascha“ statt.

Die Jägerinnen – darunter Ärztinnen, Rechtsanwältinnen, die Inhaberin einer Werbeagentur – wundern sich derweil über die Aufregung. „Ich kann nicht verstehen, warum da so ein Tamtam drum gemacht wird“, sagt etwa Gabi Burhans. Und Sandra Derichsweiler findet es eher belustigend, wenn sich Leute darüber aufregen. „Was jemand beruflich macht, steht doch gar nicht im Vordergrund.“ Das Schießen sei eine willkommene Trainingsrunde, findet Katja Küster. Außerdem wies die treffsichere Damenrunde auf den geselligen Aspekt hin.

Armin Lobscheid, Jäger, Ausbilder und Verbandsrichter für Jagdhunde und „oberbergischer Bauernjunge“, wie er selbst sagt, nennt die Kritik, die sich an der Beziehung zwischen Jagd und Bordell entzündet hat, eine Hexenjagd. „Wer Kritik vortragen will, soll sich direkt an mich wenden, statt E-Mails zu schreiben.“ Hat er denn Verständnis dafür, dass man es nicht normal findet, wenn eine Damenrunde zur Siegerehrung ins Bordell geht? „Dass man mit dem, was man tut, die Leute schon mal überfordert, kenne ich.“

Manfred Kind, Kreisjägerschaftsvorsitzender, betont, dass es ihm darum geht, dass es auf dem Schießstand mit rechten Dingen zugeht, keine Unbefugten schießen: „Es gibt dort keine Zuhälter und keine Nummerngirls.“ Den Namen der E-Mail-Absenderin fand er in keiner Mitgliederliste.